Soziale Selbstregulation und ihre Grenzen
Kleinere Regelverstöße werden häufiger bestraft als Große, wie kann das sein? Forscher der Universität Köln haben mit einem Experiment herausgefunden, dass wir nicht immer angemessen auf Fehler unserer Mitmenschen reagieren.
Wen sollte eine Bestrafung treffen, die Person, die einfach nur ein Papier auf den Boden schmeißt, oder die Person, die einen ganzen Müllsack einfach liegen lässt? Eigentlich ist dieser Fall ganz klar, doch wie reagierst Du, wenn Du solch eine Situation erlebst? In einer aktuellen Studie haben jetzt Forscher der Universitäten in Köln, Abu Dhabi und Innsbruck diese Frage analysiert.
Experiment an deutsche Bahnhöfen
800 Reisende dienten den Forschern als Probanden für eine Studie in deutschen Bahnhöfen. Die Probanden wurden mit kleinen und großen Regelverstößen konfrontiert. Der kleine Regelverstoß war ein weggeworfener Kaffeebecher und der Große ein weggeworfener Kaffeebecher und ein ganzer Müllsack. Bei den größeren Regelverstößen konnte man beobachten, dass die Beteiligten schockierter waren als bei den Kleinen. Sie hielten dann eine höhere Strafe für angemessen. Das war allerdings kein Grund für die Beteiligten die Personen zu bestrafen bzw. zur Rede zu stellen.
Keine angemessene Strafe für Regelverstöße
Der Grad der Verschmutzung war interessanterweise kein Grund für die Härte der Bestrafung. Die Wissenschaftler vermuten, dass die Personen, die einen Regelverstoß mitbekommen und nicht so reagieren wie sie es eigentlich empfinden, es deswegen tun, weil sie Angst vor der Reaktion des Regelbrechers haben. Daraus kann man schließen, dass Personen bei größeren Regelverbrechen heftigere Reaktionen von den Regelbrechern erwarten. Somit zeigt die Studie auch sehr deutlich, dass unsere Selbstregulation auch Grenzen unterlegt sind, die wir nicht überschreiten können bzw. wollen.
Wenn sich Fehlverhalten in einem gewissen Rahmen abspielen, der für uns in Ordnung erscheint, dann sind wir auch in der Lage, den Regelbrecher zu bestrafen. Wenn das Fehlverhalten allerdings außerhalb unserer Komfortzone liegt, dann halten wir uns lieber etwas zurück. Das machen wir, weil wir auch Angst vor einer zu heftigen Reaktion haben. Wenn es allerdings eines Tages dazu kommt, dass diese Selbstregulierung zu extrem ausfällt, dann bräuchten wie vielmehr Polizei und Personal um für Regel und Ordnung zu sorgen.
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