Mechanismen des Glaubens

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Mechanismen des Glaubens

Der Glaube und das Gehirn bilden scheinbar eine Einheit – jedenfalls, wenn der Hirnforschung Glauben geschenkt wird. Neuere Studien belegen im Zusammenhang mit dem Glauben, dass bestimmte Strukturen im Gehirn aktiv werden, wenn das Denken auf den Glauben fokussiert wird. Es bleibt die Frage, ob Gott eine nützliche Illusion ist, denn Neurologen und Psychologen beginnen anzunehmen, dass der Glaube wichtig für die evolutionäre Entwicklung ist.

Wenn Gott zur Epilepsie wird

Die Wissenschaft, die sich mit dem Bereich Glaube und Gehirn befasst, nennt sich Neurotheologie. Die Disziplin versucht seit langer Zeit, Gott und Gehirn in Einklang zu bringen. Mit zunehmender Technisierung scheint dies auch immer besser zu funktionieren. Scanner, Gehirnstrommessgeräte und Ähnliches ermöglichen tiefe Einblicke in das Gehirn, wie sie bisher nicht möglich waren. Eine Erkenntnis verblüfft dabei: Menschen, die beten und Gott damit nahe sind, zeigen erhöhte Aktivitäten im Bereich der Schläfenlappen. Dabei werden im Gehirn vermehrt Sauerstoff und Glukose verbraucht. Dies konnte anhand modernster bildgebender Verfahren eindeutig nachgewiesen werden. Dieser Bereich ist für Emotionen sowie die Verarbeitung von Gerüchen, Klängen und visuellen Eindrücken zuständig. Gerade bei Menschen mit Epilepsie in diesem Areal, kommt es zu Halluzinationen, die dann mit einem himmlischen Engelsgesang, Schutzengelerscheinungen und Ähnlichem kombiniert sind. Diese Patienten geben damit wichtige Hinweise, wie Glaube und esoterisch-spirituelle Wahrnehmungen entstehen können. Das Gehirn spielt für Wissenschaftler dieser Fachdisziplin daher eine entscheidende Rolle bei der Entstehung von Glaube – und für die Existenz Gottes.

Ist der Schläfenlappen schuld?

Dass ein Zusammenhang zwischen den Schläfenlappen und dem Glauben besteht, konnte auch experimentell nachgewiesen werden. Mit einem speziellen Helm wurde im Labor der Schläfenlappen stimuliert. Die Probanden beschrieben, sie hätten während der Anwendung ein Gefühl der Präsenz unsichtbarer Wesen gehabt. Sie beschrieben dabei auch eine Begegnung mit Gott sowie mit Schutzengeln. Ganz unumstritten sind diese Ergebnisse allerdings nicht. Viele Universitäten konnten die Ergebnisse nicht mehr herstellen.

Weitere Versuche zeigen allerdings ebenfalls einen Zusammenhang zwischen Religion, Glaube und Gehirn. Nonnen und Mönche wurden von Wissenschaftlern dazu angehalten, zu beten, bis sie eine Gotteserfahrung und Gottesnähe erfuhren. Dabei wurden sie mit einem Kernspintomografen untersucht. Feststellbar war, dass die Durchblutung im oberen Scheitellappen deutlich reduziert war. Dadurch wird das Orientierungsassoziationszentrum nahezu vollständig abgeschaltet. Im Ergebnis wird die Grenze von Körper und Umwelt abgeschaltet. Deshalb entsteht das Gefühl, mit der Umwelt zu verschmelzen.

Der Glaube und vergrößerte Hirnareale

Andere Forscher gehen allerdings davon aus, dass Gott und Glaube keinem bestimmten Areal zugeordnet werden können. Untersuchungen zeigten, dass bei Sätzen wie „Gott bestraft mich für alle Sünden“ durchaus die gängigen Verarbeitungszentren im Gehirn aktiv werden. Daher gehen Forscher – die dieser These folgen – davon aus, dass Glaube nicht in bestimmten Teilen lokalisiert ist. Den betroffenen Arealen fällt aber noch ein weiteres wichtiges Gebiet zu: Soziales Verhalten und soziale Wahrnehmung. Weitere Studien belegten, dass bei sehr gläubigen Menschen gerade diese Areale vergrößert sind, die für Empathie und die Verarbeitung von Emotionen zuständig sind. Auch die Areale im Gehirn, die für abstraktes Denken oder das Vorstellungsvermögen benötigt werden, zeigen eine überdurchschnittliche Ausprägung.

Wird diesen Theorien gefolgt und daraus ein Nutzen abgeleitet, dann entsteht daraus ein Überlebensvorteil. Die Anpassung an das Umfeld sowie das soziale Umfeld selbst konnten besser gemeistert werden. Und selbst wer nicht an Gott glaubt, hat ähnliche Erfahrungen. Es konnte nachgewiesen werden, dass an die Stelle Gottes auch Institutionen rücken können – oder Computer, je nach Rationalität des „Gläubigen“.

Wo lebt Gott? Ein vorläufiges Fazit

Gott existiert zusammenfassend in unserem Gehirn. Wird den Studien gefolgt, dann handelt es sich nicht um ein unabhängiges Wesen oder sogar um den Schöpfer der Welt. Der Glaube und Gott sind vielmehr ein nützliches Instrument, das einen Überlebensvorteil bot oder bietet und daher zum Bestehen der Menschheit beitrug und noch immer beiträgt. Doch wer weiß: Vielleicht will Gott uns genau das Glauben machen.

 

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