Klugheit – was ist das eigentlich?

Klugheit - was ist das eigentlich?

Wir sagen bei einem Streit gerne, zumindest wenn sich ansonsten keine Lösung finden lässt, „der Klügere gibt nach“ oder wir preisen die klugen Sätze unseres Gegenübers. Doch was ist eigentlich Klugheit und wo liegt der Unterschied zwischen Cleverness, Intelligenz und Klugheit? Um den Begriff der Klugheit durchdringen zu können, ist es ratsam sich die bekanntesten Definitionen von Klugheit innerhalb der Philosophie genauer anzusehen.

Platons Klugheit

Platon erklärte die Klugheit als Kardinalstugend, die den Menschen und sein Handeln stetig am Guten und somit Erstrebenswerten ausrichtet. Die Klugheit ist also demnach auch ein Wegweiser, der uns dem Glück näher bringt. Man könnte in heutigen Zeiten von Selbstoptimierung sprechen, allerdings ist die Klugheit nach Platon ein Mittel, um uns unabhängig von äußeren Zielen und Zwecken dem eigenen Glück näher zu bringen. Daher ist eine kluge Entscheidung auch immer auf ethischen Wertmaßstäben begründet.

Aristoteles Verständnis von Klugheit

Für Aristoteles ist Klugheit ein moralisch-praktisches Urteilsvermögen. Damit unterscheidet sich die aristotelische Definition der Klugheit oder klugen Handlung nicht bedeutend von Platons Auffassung zu diesem Begriff. Aristoteles Begriff ist über die Jahrhunderte hinweg nicht zur Gänze beschreibbar, er bleibt schwammig. Dieser Umstand zeigt auf, wie schwierig es ist Klugheit im Allgemeinen zu definieren. Aristoteles kommt daher zu dem Schluss, dass Klugheit eine handlungsleitende, wahre und auf Begründung basierte Haltung ist, die den Menschen leiten soll. Sie sei auf das Gute im Leben ausgerichtet. Auch Aristoteles sieht die Klugheit als Tugend an, die somit nur moralisch sein kann.

Kant und Schopenhauer definieren Klugheit um

Die Klugheit wird bei Kant und auch Schopenhauer wieder der Zweckorientierung zugeschrieben. Kant misst der Klugheit durchaus einen gesteigerten Wert zu, kehrt seine Definition allerdings von der Glückseligkeit ab und appelliert an Verstand und Vernunft, um dem eigenen Wohlsein näher zu kommen. Die Klugheit zeichnet sich demnach nicht mehr nur durch Güte aus, sondern soll vielmehr dazu befähigen den Verstand dazu zu verwenden, um dem Guten näher zu kommen. Die kantische Definition erinnert stark an die Vorstellung von Cleverness, die heutzutage propagiert wird. Schließlich ist es clever jene Tricks und Handlungen durchzuführen, um unserem eigenen Wohlsein näher zu sein oder ist es vielmehr klug? Arthur Schopenhauer differenziert zwischen Schlauheit, die durch Überlistung anderer erfolgt und uns zu unserem Ziel führt und Pfiffigkeit nennt Schoppenheit dieses Vorhaben, wenn das Ziel geringfügig moralisch ist und wenn dadurch sogar noch ein Nachteil für Andere steht, ist es Verschmitztheit.

Schläue

Schläue ist demnach, folgen wir einmal Schopenhauers Definition, ein Vorsprung anderen Menschen gegenüber, der uns unsere Ziele erreichen lässt. Schlau ist generell der, der als Erster sein Ziel erreicht. Dafür kann es auch mal vorkommen, dass wir unser Ziel auf Kosten anderer erreichen. Der Begriff der Schlauheit impliziert egoistisches Verhalten allerdings nicht unbedingt.

Cleverness

Die Cleverness ist demnach eng mit der Schläue verwandt und agiert auf ähnliche Weise. Sie gibt dem instrumentellen Einsatzes unseres Verstandes, um bestimmte Ziele zu erreichen, allerdings noch eine Prise Geschicklichkeit hinzu. Der persönliche Vorteile ist ebenfalls das Ziel, das auf unterschiedliche Weise erreicht werden kann. Was schlaue und clevere Menschen gemeinsam haben ist, dass sie nicht unbedingt viel Wissen angesammelt haben müssen, um ihre Ziele zu erreichen, sondern mithilfe ihrer Intuition Momente entscheidend zu ihrem Vorteil nutzen. Ihr Handeln orientiert sich dabei nicht immer am moralischen Miteinander.

Der kluge Mensch

Der kluge Mensch hingegen wägt zunächst unterschiedliche Positionen und Standpunkte ab und entscheidet auch mal gegen den kurzfristigen Vorteil, wenn das persönliche Ziel und die Durchsetzung dessen gegen die moralischen Werte des Miteinanders verstoßen. Doch was ist eigentlich dieses moralische, gute Leben? In Zeiten der Moderne ist die Antwort darauf unklarer denn je. Es gibt heutzutage zahlreiche Lebensmodelle, gesellschaftliche Normen werden immer undeutlicher und die Zeiten wandeln sich so schnell, dass der Mensch zeitweise auf der Strecke bleibt.

Der kluge Mensch hat zwar in der Regel keine Antworten auf die ihm gestellten Fragen, wie er sich in welcher Situation verhalten soll, allerdings weiß er, dass er handeln muss und tut dies im Sinne der Selbstorientierung, seinem Wesen entsprechend. Er lernt aus Erfahrung und wägt sein Wissen gegenüber seinem Gespür ab. Der kluge Mensch empfindet zwar einen Wissensdurst, erkennt aber auch, dass es nicht um Quantität geht, die wir im digitalen Zeitalter tagtäglich erleben, sondern darum, sich mit der Welt und unseren Gedanken zu bestimmten Situationen auseinander zu setzen. Kluge Entscheidungen basieren nun einmal nicht nur auf faktischem Wissen, sondern auch auf dem Verhältnis von unseren Gedanken und der Welt. Das Gespür ist daher ebenso wichtig für den klugen Menschen wie sein Verstandeswissen. Heute brauchen wir Menschen dieses gesunde Maß zwischen Verstand und Gespür mehr denn je, da unsere Welt sich im stetigem Wandel befindet. Für die Entwicklung von Klugheit brauchen wir aber vor allem Zeit. Zeit, die heutzutage ein rares Gut geworden ist. Daher ist die Erfahrung mehr denn je wichtig für den klugen Menschen. Diese kommt nicht erst im Alter, sondern mit dem darüber nachdenken, was uns im Leben widerfährt. Manchmal lohnt es sich innezuhalten.

 

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