Dr. Annette Schavan: Wann wird der Mensch zum Betrüger?

Dr. Annette Schavan: Wann wird der Mensch zum Betrüger?

Dr. Annette Schavan (CDU) geriet in diesen Tagen in die Schlagzeilen. Der Grund: Vermutete Plagiate in ihrer Doktorarbeit. Betrug oder Täuschung nennt sich dieser Umstand, bei dem fremde Textstellen und Inhalte bewusst genutzt werden, um die eigene Arbeit aufzuwerten und damit auch dafür eine bessere Benotung zu erhalten. Um einen groben Verstoß handelt es sich dann, wenn die Täuschung bewusst durchgeführt wurde und somit Vorsatz vorliegt.

Betrug wird rationell

Grundsätzlich sagen alle Psychotherapeuten, die sich mit Betrügern beschäftigen, aus, dass die Motive eines Betrügers im Verlauf der Sitzungen klar werden. Die Betrüger rechtfertigen und erläutern ihre Handlungen zunächst plausibel. Dies ist unabhängig davon, welcher Betrug genau begangen wurde. Grundsätzlich ist dabei auch zu erwähnen, dass ein Betrüger zumeist kein Einzeltäter ist. Vielmehr setzt sich ein solches Verhalten fort – zumindest, wenn es sich um strafrechtlichen Betrug handelt.

Diese Tatsache ist ein Resultat aus der Persönlichkeit, bei der das Delikt mit dem eigentlichen Charakter verschmilzt. Die Wahrnehmung ist verzerrt und der Betrug wird rationell erklärt. Tat und Person bilden daher eine Einheit. Der Betrug ist eine Form des Handelns, die auf den ersten Blick oftmals nicht auffällt und der Täter gewinnt daher an Überzeugungskraft

Grundsätzlich ergibt sich zudem das Problem, dass die Täter nicht in einem bestimmten Milieu gesucht werden können. Vielmehr sind sie quer durch alle Gesellschaftsschichten vertreten und eine besondere Gefährdung beim Kontakt mit einer Person kann daher nicht ausgemacht werden. Betrüger sind zudem sehr gute Menschenkenner. Sie können Personen gut beobachten und fallen durch ein angepasstes soziales Verhalten nicht auf. Durch diese Menschenkenntnis wird es ihnen schließlich möglich, die Situationen zu ihrem Vorteil zu verändern, sodass der Betrug überhaupt erst möglich wird.

Kindheit und tiefe Gefühlen

Das Verhalten der Betrüger ist in der Regel auch durch die Biografie bedingt. In vielen Fällen mussten sich die betreffenden Personen bereits früh anpassen. Sie durften durch die äußeren Umständen nicht jene Menschen sein, die sie eigentlich sein möchten. Diese äußeren Zwänge gingen sehr oft vom Elternhaus aus. Hier waren sie häufig ein Ersatz für den fehlenden Elternteil oder sie wurden als Ablenkung von Problemen im Elternhaus verwendet. Diese Rollen setzen allerdings auch eine hohe soziale Intelligenz voraus, die durch die Situation immer weiter trainiert wird. Damit wird dann der Grundstein dafür gelegt, dass sie überhaupt betrügen können.

Vor allem die sozialen Signale der Mimik und Gestik werden dabei registriert und können dauerhaft genutzt werden. Sensible Antennen sind die Folge, die dazu führen, dass die Betrüger immer ein passendes Werkzeug haben, um ihre Bedürfnisse durchzusetzen. Obwohl diese Begabungen vorhanden sind, wird allerdings nicht jeder zum Betrüger. Der Grund hierfür ist in der psychologischen Ebene des Selbst zu suchen. Jeder Mensch möchte Anerkennung und zugleich von anderen Menschen geliebt oder mindestens bewundert werden. Grundsätzlich nutzen sie ihre Fähigkeiten, um genau dies zu erreichen. Dabei werten sie den Gegenüber häufig auf und geben ihm das, was er derzeit braucht. Dadurch werden sie anerkannt, wodurch sie selbst eine Aufwertung erfahren. Wie leicht zu erkennen ist, geht es dabei nicht primär um finanzielle Interessen. In der Regel reicht bereits die positive Reaktion der anderen, um ein gutes Gefühl beim Betrüger auszulösen.

Ein weiterer Mechanismus ist, dass viele Betrüger ein vermindertes Selbstbewusstsein aufweisen. Dieses Gefühl kann allerdings durch den Betrug in den Hintergrund gerückt werden. Die Täter betrügen, werden dafür vom Opfer anerkannt, wodurch eine momentane Aufwertung erfahren wird, die dann wieder vom Kleinheitsgefühl ablenkt. Dadurch wird ein Kreislauf aufrechterhalten, der nur durch die gute Menschenkenntnis und die gute soziale Kompetenz überhaupt möglich wird. Insgesamt lässt sich damit sagen: Betrüger wollen geachtet werden und sie wollen eine Aufwertung erfahren. Hierfür nutzen sie eine ungewöhnliche Menschenkenntnis und nutzen die Schwächen der Mitmenschen aus. Sie blenden sie und erzeugen ein Vertrauen, damit sie im Endeffekt selbst aufgewertet werden. Dies ist eine mögliche Erklärungsweise, betonen viele Psychologen. Sicherlich kann diese Ursachenlokalisierung nicht auf jeden Betrüger übertragen werden.

 

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