Was Mitglieder einer Sekte durchmachen

Was Mitglieder einer Sekte durchmachen

Seit dem 18. Februar läuft der Film „Colonia Dignidad – Es gibt kein Zurück“ in einigen Kinos in ganz Deutschland und beleuchtet das Leben und Treiben der Sekte mit identischem Namen in Chile. Bilder, wie die im Film gezeigten, drängen die Frage auf, wie Sekten es immer wieder schaffen, Menschen in ihren Bann zu ziehen und diese nach ihren Regeln leben zu lassen – Regeln, die dem freien Willen und der menschlichen Selbstbestimmung oft völlig zuwider laufen. Der Film stellt die Frage nach dem warum einmal mehr in den Vordergrund, kann als abschreckendes Beispiel verwendet werden und klärt über die fragwürdigen Praktiken von Sekten auf.

Was geschah in der Colonia Dignidad?

Dass die Sekte Colonia Dignidad nach Chile auswanderte, ist bereits über 50 Jahre her. Damals zog der Anführer der Gruppe, Paul Schäfer, das Exil, in seinem Fall etwa 500 Kilometer von der chilenischen Hauptstadt entfernt, seiner deutschen Heimat vor, da hier wegen sexuellen Missbrauchs an Minderjährigen gegen ihn ermittelt wurde. Zu diesem Zeitpunkt hatte er etwa  350 Anhänger, darunter auch die Kinder, bei denen er im Verdacht stand diese missbraucht zu haben. Die besagten Kinder holte Schäfer vorwiegend aus sozial schwachen Familien und band sie an sich.

Mittlerweile sprechen ehemalige Mitglieder über ihre Erfahrungen und berichten, was sich innerhalb der Sekte zugetragen habe. So soll Paul Schäfer allen Mitgliedern seiner Sekte nicht nur den Kontakt zu Menschen außerhalb der Gemeinschaft untersagt haben, sondern auch zu anderen Mitgliedern. Gespräche unter vier Augen seien untersagt gewesen, sodass Schäfer für jedes einzelne Individuum der Colonia Dignidad die einzige Bezugsperson gewesen sei. Darunter fielen dementsprechend auch Ehen und jegliche sexuelle Handlungen, weshalb nach 1980 keine Kinder mehr aus der Sekte selbst hervorgingen. Lediglich einige ausgewählte Jungen sollen für die sexuellen Bedürfnisse des Sektenführers verantwortlichen gewesen sein.

Durch körperliche und psychische Folter, wie Stromschläge, tagelange Schweigepflicht und Isolation, sowie den Verzicht auf Feiertage oder Wochenenden, soll Schäfer seine Anhänger manipuliert haben. Viele von ihnen seien verwirrt gewesen und sollen weder gewusst haben, welcher Tag war, noch wie alt sie selbst waren. Sie hätten sich so sehr an das System gewöhnt, dass die größte Strafe für sie bedeutete, aus der Gemeinschaft ausgeschlossen zu werden. Die Gemeinschaft sei das einzige gewesen, wodurch sie sich identifizierten konnten, denn Individualität habe Schäfer explizit unterbunden.

Die Sekte nach Schäfer

Nachdem Schäfer die Sekte 1997 aufgrund eines neuen Haftbefehls verließ, blieb ein Großteil der Mitglieder in der Colonia Dignidad und versuchte das von Schäfer eingeführte System beizubehalten. Erst zu Beginn dieses Jahrhunderts begann sich das System zu ändern, als eine Gruppe Psychologen, die sowohl Deutsch als auch Spanisch sprachen, vom Auswärtigen Amt zur Colonia Dignidad geschickt wurde. Sie versuchten den Opfern der Manipulation durch Schäfer zu helfen, um sich selbst als eigenständigen Menschen kennenzulernen und zwischenmenschliche Beziehung aufbauen zu können.

Bis heute leben noch immer viele Mitglieder der ehemaligen Sekte in Chile in einer Gemeinschaft zusammen, die zumindest im Moment ohne Anführer auskommt. Andere ehemalige Mitglieder haben sich in Deutschland ein neues Leben aufgebaut und sogar eigene Familien gegründet. Eine Erfahrung, die ihnen bei der Colonia Dignidad verwehrt blieb. Doch eagl, wo sich die Menschen heute aufhalten, viele von ihnen haben schwere traumatische Erlebnisse hinter sich, leiden an depressiven Störungen und bleiben womöglich ein Leben lang besonders anfällig für jegliche Art von Abhängigkeitsverhältnissen.

Das Beispiel der Sekte Colonia Dignidad zeigt, was Menschen durch den Beitritt in eine Sekte schreckliches widerfahren kann. Deshalb ist es wichtig eine Glaubensgemeinschaft zu kennen, bevor man ihr beitritt. Spätestens wenn Forderungen gestellt werden, wie der Abbruch des Kontaktes zu Familie und Freunden, sollten die Alarmglocken angehen.

 

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