Die Ansteckungskraft des Gähnens

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Die Ansteckungskraft des Gähnens

Fast jeder kennt dieses Phänomen: Gähnt eine Person, beginnen andere Personen auch zu gähnen. Zunächst scheint es für dieses Phänomen weder eine Erklärung noch einen erkennbaren Nutzen zu geben. Es konnte bislang nicht vollständig bewiesen werden, aus welchem Grund dieses Verhalten auftritt. Die Vermutung liegt nahe, dass diesem Phänomen eine Funktion zugrunde liegt, denn auch bei Tieren konnte es bereits beobachtet werden.

Nicht nur der Mensch wird angesteckt

Gähnen ist in der Tat ansteckend. Beginnt eine Person zu gähnen, schließen sich die Anwesenden oftmals an. Dies erfolgt sogar unabhängig davon, ob die zuerst gähnende Person existent ist. Auch wenn in einem Film die Kiefer in der typischen Weise geöffnet werden, stellt sich bei den Zuschauern der Effekt ein. Ein wenig schwächer und doch vorhanden ist dieser Effekt auch, wenn über das Gähnen gelesen wird. Für andere Phänomene wie das Lächeln oder Schluckauf gibt es eine solche physiologische Ansteckung nicht.

Dass sich allerdings alle Menschen anstecken lassen, stimmt nicht. In einer Studie von Anderson & Meno konnte nachgewiesen werden, dass Kinder bis zu einem bestimmten Alter keine Nachahmungsreaktion zeigen. Damit bleibt die Verhaltensweise auf Altersgruppen beschränkt, die sich zumindest im heranwachsenden Alter befinden. Bedingt durch diesen Umstand wurden auch Vermutungen geäußert, dass die Nachahmung hirnorganisch gesehen in jüngeren Teilen angesiedelt ist. Eindeutige Beweise für diese Theorie gibt es allerdings nicht. Zudem kann diese Komponente nur ergänzend wirken, sodass mehrere Bereiche des Gehirns aktiv werden müssen, damit eine Person das Gähnen des Anderen imitiert.

Eine Gemeinsamkeit aller Theorien ist, dass auch viele Tierarten dazu neigen, sich anstecken zu lassen. Bei Schimpansen konnte das Verhalten eindeutig nachgewiesen werden. Gleiches gilt auch für Hunde. Bleibt daher die Frage, auf welchem physiologischen Bedürfnis dieses Phänomen begründet ist. Wissenschaftliche Untersuchungen, wie von Steven Platek durchgeführt, zeigen, dass es einen Zusammenhang zwischen dem Einfühlungsvermögen und der Nachahmung gibt. Nachgewiesen wurde ebenfalls, dass Menschen, die nur wenig Einfühlungsvermögen besitzen, tatsächlich kaum vom Gähnen angesteckt werden. Daher geht die Wissenschaft davon aus, dass Tiere, die das Gähnen nachahmen, zumindest in der Lage sind ein Gefühl für ihr Gegenüber zu entwickeln.

Das Gehirn und das Sozialverhalten

Biologisch gesehen konnte nachgewiesen werden, dass Spiegelneuronen im Gehirn aktiv werden, wenn eine Person gähnt. Die Muster zwischen Nachahmung und dem „Erstgähner“ im Gehirn sind identisch. Da die Spiegelneuronen für die Nachahmung mitverantwortlich sind, kann davon ausgegangen werden, dass das Gähnen durchaus eine wichtige Funktion einnimmt. Genau diese Funktion wurde bereits 1894 von Karl von den Stein – einem Völkerkundler – beschrieben. Er bereiste einige Kontinente und beobachtete Naturvölker. Dabei fiel ihm das Phänomen auf. Er selbst sagte später, dass das Gähnen der Synchronisation der Gruppe diene.

Redeten die Mitglieder wild durcheinander und ein Mitglied begann zu gähnen, dann taten es alle anderen auch und die Gruppe war wieder synchron. Vor allem der Schlaf- und Wachrhythmus einer ganzen Gruppe kann scheinbar dadurch gesteuert werden. Beginnt eine Person damit, dann ahmen die restlichen Mitglieder das Verhalten nach. Im Anschluss beginnt in der Regel die Müdigkeit, wenn es bereits spät ist. Diese gemeinsame Nachtruhe führt dazu, dass die Gruppe gemeinsam schläft, was den Zusammenhalt der Gruppe begünstigt.

Würde die Gruppe dieses Verhalten nicht zeigen, dann würde jedes Mitglied zu unterschiedlichen Zeiten nächtigen und gemeinsame Tätigkeiten würden ein rares Gut werden. Der Zusammenhalt wäre gefährdet, da die Gruppe in weiten Teilen vollkommen unsynchron arbeitet. Aus welchem Grund die Ansteckung in hirnphysiologischer Sicht vorhanden ist, konnte bisher nicht geklärt werden. Zwar wurden die Zentren entdeckt, die dann zu einer Imitation des Verhaltens führen. Welche Abläufe im Gehirn allerdings zur Nachahmung führen, ist bisher nicht geklärt.

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