Kinder & Computer: Einfluss auf die Entwicklung

Kinder & Computer: Einfluss auf die Entwicklung

Die Technisierung schreitet auch im Kinderzimmer voran. Bereits kleine Kinder kommen mit elektronischen Spielsachen und Computern in Berührung. Der Computer ist längst ein wichtiger Bestandteil des menschlichen Lebens und somit auch der Kindheit geworden. Dass elektronische Spielereien die Kindheit beeinflussen, ist inzwischen kein Geheimnis mehr, sondern vielmehr eine Tatsache, die auch den Eltern nicht verborgen bleibt. Umstritten bleibet allerdings der Einfluss auf die Entwicklung des Kindes.

Jean Piaget und elektronische Personen

Schon der Schweizer Entwicklungspsychologe Jean Piaget betonte in seiner Theorie, dass die Entwicklung immer in einem Wechselspiel zwischen Umwelt und Individuum verläuft. Die treibende Kraft innerhalb dieser Interaktion ist das Individuum selbst. Innerhalb des Wechselspiels gibt es zwei Bereiche, die sich gegenseitig ergänzen.

Der Mensch ist sowohl bestrebt, bereit Bekanntes auszuführen, als auch die Muster seines Wissens und Verhaltens zu erweitern, um in der Folge auf eine weitere Erkenntnisebene zu gelangen. Ein Wechselspiel, das auch im Erwachsenenalter vorhanden ist.

Späteres Verhalten baut daher immer auf den vorhandenen Mustern auf. Aufgrund dieser Grundlagen erscheint es nicht mehr verwunderlich, dass die Elektronik aufgrund ihrer Allgegenwärtigkeit zwingend einen Einfluss auf die Entwicklung haben muss.

Bereits 1998 wurde durch Barabara Leu eine Untersuchung vorgenommen, die bestätigt, dass Computer nicht nur als Teil der Umwelt wahrgenommen werden, sondern vielmehr als Lebewesen. Aufgrund des kognitiven Entwicklungsstands können Kinder noch nicht verstehen, dass der Computer nicht in der Lage ist, autonom zu handeln.

Dass Spielsachen von Kindern personifiziert werden, ist keine neue Erkenntnis. Dennoch ist die Qualität der Personifizierung durchaus auf einer weiteren Ebene angesiedelt. Der Computer spricht mit den Kindern und kommuniziert unter Umständen, dass er in diesem Moment “arbeitet”/”denkt” oder dass er noch eine kurze Zeit für die Durchführung einer Aufgabe benötigt. Ähnliches lässt sich auch auf andere elektronische Spielsachen übertragen. Es ist nicht die kindliche Phantasie, die elektronische Spielsachen personifiziert, sondern vielmehr das programmierte Verhalten der Elektronik.

Natürlichkeit gegen Elektrowelten

Die Auswirkungen dieser Umstände sind teilweise gravierend. Bei Intelligenztests kann beobachtet werden, dass Kinder, die sich ständig in digitalen Welten bewegen, durchaus einen höheren Intelligenzquotienten aufweisen. Allerdings bezieht sich dies auf nichtsprachliche Tests und somit auf die visuell aufgebauten Testungen. Abstraktionsvermögen, Konzentration und Logik können durch die digitalen Medien durchaus gefördert werden. Allerdings findet das Training zwar in der Interaktion mit der Umwelt statt, basiert aber auf festen Regeln, die eingehalten werden müssen, damit die Technik positive Möglichkeiten birgt.

Das Kind ist in der Interaktion nicht mehr gezwungen, seine Phantasie oder seine Kreativität einzusetzen. Zugleich muss das Kind nicht mehr selbst entdecken, sondern erhält die klaren Strukturen der modernen Elektronik. Eine Störung muss dies allerdings nicht hervorrufen. Vielmehr findet eine Verlagerung der Intelligenz und Entwicklung statt. Viele Bereiche, die später im Berufsleben benötigt werden, können durchaus erworben werden.

Wie in vielen Bereichen scheint es das Maß zu sein, das dafür verantwortlich ist, wann die moderne Elektronik gefährlich wird. Doch hierzu gibt es noch keine ausreichenden Studien. Noch Mitte der 1980er Jahre warnten die Wissenschaftler und Pädagogen vor dem Computer. Es bestand die Befürchtung, dass die Kinder durch die Elektronik vereinsamen, nicht mehr sozial interagieren können und zugleich nur noch auf die elektronische Welt fixiert sind.

Bisher konnten selbst die Mahner von damals nicht feststellen, dass die Nutzung der Elektronik tatsächlich zu diesen Auswirkungen führte. Zwar werden auch heute noch zahlreiche Studien durchgeführt, diese widersprechen sich allerdings teilweise. Elektronik hat daher sowohl gute als auch schlechte Aspekte und je nachdem, welche Bereiche erforscht werden, unterscheiden sich die Ergebnisse bereits in ihren Grundlagen.

Fazit: Unbekanntes und kleine Tipps

Als Fazit kann ausgesagt werden, dass nicht genau bekannt ist, welche positiven und negativen Einflüsse die Elektronik auf die Entwicklung der Kinder hat. Allerdings kann auch ohne diese Grundlagen gesagt werden, dass die beste Förderung beide Bereiche bedienen muss: Der erste Bereich sind die rationalen Fähigkeiten wie Logik oder auch Abstraktion. Der zweite Bereich besteht aus Kreativität und Phantasie.

Damit stellt sich die Frage nicht, ob elektronisches Spielzeug generell verbannt werden sollte. Vielmehr stellt sich die Frage, in welcher Mischung die natürliche Welt und die elektronische Welt kombiniert werden sollten. Grundsätzlich sollten die elektronischen Medien nicht mehr als 30 Minuten täglich genutzt werden. Die Nutzung sollte immer mit den Eltern gemeinsam geschehen. Mit steigendem Alter kann auch die Nutzung dieser Medien gesteigert werden, bis schließlich auch eine Stunde täglich mit Elektronik verbracht wird. Zugleich muss durchaus darauf geachtet werden, dass die elektronischen Spielsachen nicht im Kinderzimmer aufbewahrt werden, damit das Spiel mit der Elektronik zu einer gemeinsamen Beschäftigung wird.

 

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