Warum gucken wir so gerne Krimis?
Die Deutschen sind Tatort-verrückt. Das ist längst bewiesen und nicht nur die Einschaltquoten am Sonntag Abend auf ARD zeugen davon, wie gerne wir uns Kriminalfälle anschauen. Doch wieso eigentlich? Welche inneren Bedürfnisse werden auf diese Weise befriedigt?
Das Böse als Projektionsfläche
Studien zufolge besitzt das Böse schon immer eine ungeahnte Anziehungskraft. Die hohen Verkaufszahlen von Buchkrimis zeugen davon, dass wir uns gerne mit Ängsten auseinander setzen und mit ermitteln wollen. Der deutsche Börsenverein beziffert die Lust an Spannung, die sich im Buchverkauf niederschlägt, auf ein Viertel des Gesamtumsatzes.
Etwa 550 Millionen Euro jährlich sind damit gemeint. Das Böse dient aber auch als Projektionsfläche für unsere eigenen Aggressionen und tiefsten Gedanken, die böse Seite von jedem von uns. Der Identifikationsreichtum bei Krimis ist enorm hoch. Zum einen sind wir vom Verhalten des Täters angewidert und fragen uns, welche Triebe ihn zu dieser Tat geführt haben, manchmal verstehen wir sein Verhalten aber auch sehr gut. Weiterhin fühlen wir mit dem Opfer mit und was ist mit den Ermittlern? Auch sie haben ihre eigene Geschichte, die uns stetig auf uns selbst zurück wirft.
Miträtseln
Und natürlich, ganz profan gesprochen, ist das Miträtseln am noch nicht aufgeklärten Mord das, was die Zuschauer begeistert. Sie fühlen sich als Teil der Geschichte, beleuchten alle Aspekte und wenn sie den Mörder sogar vorzeitig identifiziert haben, sind einige enttäuscht. Das Miträtseln ist es ja gerade, was so viel Freude bereitet am Krimi schauen. Das erklärt die hohe Popularität des TV-Formats Tatort. Die Top 10 Liste der meistgesehenen Spiel- und Fernsehfilme 2013 besteht gänzlich aus Tatort-Folgen. Betrachtet man die Top 30 Liste sind darin 25 Tatort-Folgen zu finden. Der Bedarf an Krimiformaten scheint noch anzusteigen.
Routine, Identifikation und Zeitgeist
Betrachtet man das Tatort-Format, das immer wieder mit ähnlichen Sequenzen spielt, nämlich dass der vermeintliche Täter erst ab 21.30 Uhr zum wahren Täter führt, kann man auch von einem angenehmen routinierten Rahmen sprechen, der dem Sonntagabend Routine verleiht. Zugleich spiegelt sich in den Fernsehkrimis auch immer ein Stück gesellschaftlicher Kritik wieder. Sie sind als kultureller Speicher zu verstehen. Überwachungsthemen, korrupte Polizisten, all jene Themen treffen auf den Zeitgeist und somit die Themen, die die Zuschauer beschäftigen. Auch die Moral spielt eine große Rolle.
Der Krimi ist stets vom Changieren zwischen Moralüberschreitung und -verletzung geprägt, vom Leben also. Gleichsam bietet der Krimi das Verständnis über die Welt mit all den Kriminaldelikten, die wir als Normalbürger oftmals nur geschockt wahrnehmen und wenig verstehen können. Das Format des Krimis bietet also auf zahlreichen Ebenen Aufklärung, Empathie und zugleich Unterhaltung.
Online Beratung – Unsere Empfehlung
Diese Berater stehen aktuell für eine ausführliche Beratung in diesem Bereich zur Verfügung und geben Antwort auf Deine Fragen.