Die Qual des Wartens
Oft muss man quälend lange warten, ob auf eine Jobzusage oder auf eine Diagnose vom Arzt. Psychologen haben nun erforscht, welche Strategien in Fällen von längerer Wartezeit hilfreich sein können.
Menschen warten nicht gerne. Je unsicherer der Ausgang und je länger die Wartezeit, desto schlimmer wird die Warterei empfunden. Bin ich an der Uni meiner Wahl angenommen worden? Habe ich den Job, den ich unbedingt wollte, bekommen? Ist die Diagnose vom Bluttest beim Arzt positiv? Wartezeiten mit unsicherem Ausgang quälen uns meist noch mehr als schlechte Nachrichten, denn mit diesen können wir wenigstens irgendwie umgehen. Die Forscherin Kate Sweeny und ihr Team von der University of Carlifornia in Riverside haben deshalb untersucht, welche Strategien uns dabei helfen könnten, mit solch langen Wartezeiten besser umzugehen.
Auf nach Las Vegas?
Für ihre Forschung untersuchten die Psychologen 230 Jura-Studenten, die ihr Staatsexamen abgelegt hatten und nun vier Monate lang auf ihre Prüfungsergebnisse warten mussten. Sie hatten also über einen langen Zeitraum überhaupt keine Ahnung, ob sie nun bestanden hatten oder nicht. Die Forscher fragten die Studenten, ob sie bereits Pläne hätten für den Fall, dass sie die Examensprüfung nicht bestünden. Würden sie in einen anderen Job wechseln oder die Prüfung lieber wiederholen? Wie würden sie reagieren, nach Hause zu ihren Eltern fahren, um sich dort von der Enttäuschung zu erholen? Oder doch eher nach Las Vegas, um den Schmerz erst einmal zu verdrängen? Außerdem versuchten Sweeny und ihr Team herauszufinden, ob die Studenten darüber nachdachten, wie sie auf eine gute oder schlechte Nachricht reagieren würden. Und aus welcher Perspektive sie die verschiedenen Szenarien betrachteten. Dachten sie darüber nach wie wichtig diese eine Prüfung für ihr restliches Leben war? Versuchten sie ihre Erwartungen herunterzuschrauben, um später nicht zu enttäuscht zu sein? Oder versuchten sie erst gar nicht darüber nachzudenken, um die Angstgefühle zu unterdrücken?
Pessimisten werden am Ende belohnt
Alle vierzehn Tage füllten die Studenten Fragebögen diesbezüglich aus und auch noch einmal nach der Bekanntgabe ihrer Prüfungsergebnisse. Das Ergebnis zeigte: Egal welche der Strategien die Studenten anwendeten, keine schien dabei zu helfen, den Stress der Wartezeit zu minimieren. Manche Absolventen berichteten sogar, dass sie noch mehr Stress empfanden, wenn sie sich gedanklich mit der Unsicherheit auseinandersetzten. Einen positiven Effekt konnten die Forscher jedoch verzeichnen. Zwar nicht während der Wartezeit, aber im Anschluss an die Bekanntgabe fühlten sich jene Studenten, die sich darauf eingestellt hatten durchzufallen, am besten. Diejenigen, die tatsächlich durchgefallen waren, reagierten einigermaßen gefasst, diejenigen, die bestanden hatten, waren überglücklich.
Den Optimisten hingegen fiel es deutlich schwerer eine Niederlage zu verarbeiten. Die meisten verharrten in einer Art Schockstarre. Und wenn sie durchkamen, so war die Freude bei Weitem nicht so groß wie die der Pessimisten. Quält man sich durch eine lange Wartezeit mit Angst, Grübeleien und Pessimismus, scheint sich dies wenigstens am Ende auszuzahlen.
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