Beat Deafness – Wenn das Rhythmusgefühl fehlt

Ob im Musikunterricht, in der Disko, bei Konzerten oder bei Sportevents – im richtigen Rhythmus zur Musik zu klatschen, zu laufen oder zu tanzen ist ein so normaler Prozess, dass viele diesen gar nicht mehr wirklich wahrnehmen. Schon in der frühen Kindheit spielt Musik eine wichtige Rolle beim Lernen und in der Erziehung – Kinder können schon sehr bald im Takt der Musik mitwippen oder synchron mit anderen in die Hände klatschen. Es gibt aber auch das Phänomen, dass völlig taktlose Menschen nicht in der Lage sind, dem Klang und Rhythmus der Musik zu folgen, während es für alle anderen eine Selbstverständlichkeit darstellt.

Erste Erkenntnisse aus der Forschung

Bisher wurde sich diesem Phänomen aus wissenschaftlicher Sicht kaum angenommen. Einige Forscher von der kanadischen McGill University in Montreal beschäftigen sich nun aber seit geraumer Zeit mit dieser Besonderheit. Sie wollen herausfinden, warum einige Menschen scheinbar absolut kein Rhythmus- oder Taktgefühl besitzen. Die Wissenschaftler gehen von einer Rhythmus- oder Takttaubheit aus und nennen dieses Phänomen “Beat Deafness“. Da das Gebiet der Rhythmus- oder Takttaubheit bisher aber kaum erforscht ist, können die Wissenschaftler noch keine Aussage darüber treffen, wie viele Menschen weltweit unter der sogenannten Beat Deafness leiden.

Deshalb standen den Forschern bei ihren Untersuchungen auch nur zwei Versuchspersonen zur Verfügung. Anhand dieser Probanden, die nicht nur keinen Takt halten können, wenn sie auf sich alleine gestellt sind, sondern auch Probleme haben, gemeinsam mit anderen einen Rhythmus zu halten, wollten sie erforschen, welche Ursachen dem Phänomen zugrunde liegen. Dabei sollten die Probanden den Takt eines einfachen Metronoms folgen, ganz ohne störende Bei- und Hintergrundgeräusche, was vielen bereits große Schwierigkeiten bereitete. Problematisch schien auch die Synchronisation von Bewegung und Rhythmus zu sein.

Der Körper gibt einen eigenen Rhythmus vor

Besonders schwierig wird es für Menschen mit Beat Deafness, wenn das gehörte Metronom nach einer Weile spontan die Geschwindigkeit des Pulses veränderte. Die zwei Versuchspersonen schafften es nun kaum noch, sich auf den externen Rhythmus einzustellen.

Auch eine mögliche Ursache konnten die Forscher ermitteln: Menschen mit einer Rhythmus- oder Takttaubheit “kleben” möglicherweise an ihrem ganz eigenen, inneren Rhythmus fest. Das Gehirn arbeitet zum Beispiel in einem eigenständigen speziellen Rhythmus – was als neurale Oszillation oder neurale Schwingungen bezeichnet wird. Aber auch andere körperliche Funktionen können einen eigenen Takt vorgeben – wie beispielsweise der Schlag des Herzen oder die Frequenz des Atems. Den meisten Menschen ist es möglich, sich von diesem Rhythmus zu lösen, wenn sie einem externen Takt folgen wollen. Für weitere Ergebnisse und Erkenntnisse benötigen die Forscher natürlich weitere Versuchspersonen, die unter Beat Deafness leiden.