Saftkuren – wie gesund sind sie wirklich?

Saftkuren - wie gesund sind sie wirklich?

Korrekt muss es natürlich heißen: Juice Cleansing. Ein neuer Name für eine alte Idee – ein neuer, um sich greifender Trend. Früher hat man versucht einige Kilos mit dem Saftfasten abzuspecken – unter Verzicht auf feste Nahrung, versteht sich. Mit speziell zusammengestellten Säften heilt man der Phytotherapie durchaus seit Jahrtausenden verschiedene Krankheiten. Der umstrittene gesundheitliche Aspekt des Entgiftens und Entschlackens bei den Detox-Saftkuren ist heutzutage wesentlich relevanter, das Minimieren des Rettungsrings angenehme Nebensache.

Woher kommen diese Saftkuren?

Die Ursprünge liegen schon etwa 100 Jahre zurück. Da eröffnete Norman W. Walker eine Saftbar mit Lieferdienst in Kalifornien. Allerdings setzte er dabei sehr auf die gesundheitsfördernde Wirkung von Saftkuren. Seither bildeten sich verhalten immer neue, unter verschiedener Flagge firmierende Firmen und Läden der Rohkost-Liga. Erst 2007 begann in den USA ein echter Safttrend. In diesem Jahr gründeten unter anderen Trendsettern auch Zoë Sakoutis und Erica Huss ihre Firma “BluePrint”. Ihr Anliegen war folgendes: “Es war eine Idee, die von den strengen Dogmen und der New-Age-Ästhetik der Rohköstler-Welt befreit werden musste”. Inzwischen ist die Branche sehr umsatzstark. Verwendet werden meist biologisch angebaute Obst- und Gemüsesäfte. Ein Glas Saft kann dann bis zu acht Euro kosten. Eine Saftkur, genauer gesagt ein Cleansing, über mehrere Tage kostet somit eine ganz schöne Menge Geld und ist wohl eher Statussymbol.

Was sollen die Saftkuren bewirken?

In der Pflanzenheilkunde, der Phytotherapie, helfen Saftkuren gesundheitliche Probleme zu beheben. Bekannte Namen sind hier Paracelsus oder Hildegard von Bingen. Bekannte Beispiele sind der Thymiansaft bei Erkältungen und der Sauerkrautsaft zur Darmreinigung. Beim Saftfasten ersetzen Säfte aus verschiedenem Obst und Gemüse die feste Nahrung. Es sollen dem Körper dadurch ausreichend Vitamine und Mineralstoffe zugeführt werden. Das Hauptaugenmerk der klassischen Saftkuren liegt in der Regel auf der Gewichtsabnahme. Die neuen Detox-Saftkuren haben das Reinigen des Körpers von Giften und Schlacken als Hauptziel. Nebenziel, wenn auch wesentlich zurückhaltender geäußert, ist die Umfangreduzierung durch Gewichtsabnahme und Straffung. Dass sich im Körper Schlacken und Giftstoffe anlagern, hält Ernährungstoxikologe Dr. Michael Glei vom Institut für Ernährungswissenschaften der Friedrich-Schiller-Universität Jena für nicht korrekt: “Unser Körper verfügt über effiziente Mechanismen, um zu verhindern, dass sich in ihm Substanzen anreichern, die er nicht braucht. Unnötige Stoffe werden dank Leber und Galle über den Urin- und Darmtrakt ausgeschieden”. Somit ist ein Cleansing in seinen Augen überflüssig.

Sind sie wirklich gesund?

Eine Redakteurin der Bild-Zeitung hat einen Selbsttest gemacht. Sie zieht für sich folgendes Resümee: „Rosig-strahlende Haut, zwei Kilo weniger, ein nicht mehr so aufgeblähter Bauch und glücklich über die eigene Disziplin! Die Detox-Saft-Kur ist gut, um schnell in ein Partykleid zu passen oder als Start einer Ernährungsumstellung, denn man bekommt neue Lust auf Obst und Gemüse!“. Eine andere Ansicht kommt aus Hollywood: Gwyneth Paltrow, amerikanische Schauspielerin und bekennende Gesundheitsapostelin, schockierte ihre Fans vor nicht allzu langer Zeit damit, dass sie von Saftkuren abriet. Dabei war sie das Aushängeschild für die Idee der Detox-Saftkuren. Bei einem Master Cleansing habe sie nach zehn Tagen Halluzinationen bekommen.

Sie rät zu Ausreißern wie mal einem Glas Wein und warnt: „Vorsicht: Eine Saftkur kann euren Stoffwechsel kaputtmachen und zu späterer Gewichtszunahme führen“. Damit hat sie recht: Wissenschaftler haben festgestellt, dass mehrwöchiges Fasten den Herzmuskel angreifen kann. Zudem werden Keto- bzw. Ketonkörper gebildet. Sie entstehen, wenn der Glucosespiegel im Blut niedrig ist. Dadurch kann es zu einer schweren Übersäuerung des Körpers kommen, einer Ketoazidose. Die Ausatemluft riecht dann nach Azeton, beispielsweise wie Nagellackentferner. Die Ketonkörper müssen über die Nieren ausgeschieden werden. Der Harnsäurewert steigt an. Die Bildung von Blasen- und Nierensteinen kann begünstigt werden. Je nach Obst- und Gemüsesorten kann die Saftkur auch zu Magen- und Darmbeschwerden führen. Als Resümee lässt sich wohl sagen, dass gegen eine kurzen Saftkur nicht viel einzuwenden ist, sie aber im langfristigen Gebrauch nicht wirklich gesund ist.

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