Der Segen des gemeinsamen Essens

Gemeinsam Essen ist ein Segen. Früher war es selbstverständlich gemeinsam und in Ruhe am Tisch zusammen zu sitzen und zu essen. In der heutigen Zeit hat sich das aber grundlegend verändert. Der Trend geht zu modernen Wohnküchen über. Diese Wohnküchen mögen zwar sehr praktisch erscheinen, erholsam sind sie allerdings nicht unbedingt.

Es sind vor allem die unscheinbaren Dinge, an denen sich gesellschaftliche Veränderungen ablesen lassen. Ein Beispiel dafür ist, wie wir uns zu Tisch setzen. Jahrhundertelang war es ein fest geschriebenes Familienritual, gemeinsam zu essen. Des Weiteren gab es feste Sitzplätze und es gab auch immer ein Tischgebet.

Eine gemeinsame Mahlzeit ist heute allerdings nicht mehr selbstverständlich. Dafür gibt es Gründe. Schul- und Arbeitszeiten sind viel flexibler geworden, wodurch Eltern und Kinder nicht immer zeitgleich Zeit haben um gemeinsam essen zu können. Dazu kommt, dass die Rollenaufteilung innerhalb der Familie sich auch verändert hat. Heutzutage ringen Familien förmlich darum, Zeit miteinander verbringen zu können. Diese gemeinsame Zeit verbringen sie nicht zwangsläufig beim gemeinsamen Essen.

Die Entwicklung hat auch zu veränderten Wohnungen geführt. Früher gab es in vielen Wohnungen und Häusern noch Durchreichen. Sie waren der einzige Weg, der vom Esszimmer zur Küche führte. Durchreichen hatten auch einen symbolischen Wert, sie standen für die klare Abtrennung von Verzehr- und Kochsphäre.

Früher wurde auch nicht so viel Wert auf die Zubereitung einer Mahlzeit gelegt. Küchengeräte dienten nur als Werkzeuge und waren keine Statussymbole. Kochen war damals auch nicht wie heute ein Hobby. Früher wollte niemand Eindruck mit seinen Kochkünsten schinden. Mittlerweile gibt es in der Küche viel mehr Gerüche und es ist sehr laut. Die gemeinsame Zeit sollte davon eigentlich verschont bleiben. Diese Zeit sollte ja der Konversation und dem Genuss dienen.

Diese Ansicht von früher klingt natürlich sehr idyllisch. Das war allerdings auch nicht immer der Fall, strenge Hierarchien und Regeln gehörten früher zur Tagesordnung. Gemeinsame Zeit muss heute eben hart erkämpft werden und sie bleibt ein Segen.