Outsider-Art: Kunst von psychisch Kranken
Joseph Beuys wird der Ausspruch „Kunst ist Therapie“ zugeschrieben. Auch er holte sich Anregungen für seine Bilder in der Kunst psychisch Kranker, wie beispielsweise von Wilhelm Maasch. Auch Künstler wie Paul Klee, Max Ernst oder Pablo Picasso ließen sich faszinieren und auch inspirieren. Nichtsdestotrotz wurden Menschen, die zu damaligen Zeiten in die Psychiatrie eingeliefert bzw. eingewiesen wurden, mehr oder weniger entrechtet und lebten unter sehr schlechten Bedingungen häufig bis zu ihrem Lebensende in den Verwahranstalten.
Was leistet die Kunsttherapie?
Heute ist die Kunsttherapie fast schon Standard in Psychiatrien und unterstützenden Einrichtungen. Sie ist eine relativ junge Disziplin und besteht etwa seit Mitte des 20. Jahrhunderts. Patienten können unter therapeutischer Begleitung innere und äußere Bilder ausdrücken, ihre kreativen Fähigkeiten entwickeln und ihre sinnliche Wahrnehmung ausbilden. “Patienten können dabei innere Bilder ausdrücken und mit Pinsel oder Stift festhalten, wofür ihnen oftmals die Worte fehlen”, sagt der Psychotherapeut und Kunstwissenschaftler Georg Franzen, der das Institut für Kunstpsychologie in Celle leitet.
Therapeut und Klient bzw. Patient kommen dann über die Werke ins Gespräch. Man spricht dabei auch von der kunsttherapeutischen Triade, da zu der Beziehung Patient – Therapeut ein drittes Medium hinzukommt: Das künstlerische Werk. Die Kunsttherapie unterscheidet sich dadurch von anderen Therapieformen. So können Ängste und/oder Traumata oftmals leichter bearbeitet werden. Um die Jahrhundertwende wurde noch versucht aus den Kunstwerken nähere Rückschlüsse auf die psychische Erkrankung zu ziehen, also im Prinzip daraus eine Diagnose zu stellen.
Es wurde immer wieder die besondere „psychische Empfindsamkeit“ von Künstlerinnen und Künstlern betont und als Voraussetzung für herausragende kreative Leistungen angesehen. Vor allem an Schizophrenie erkrankte Künstler standen im Mittelpunkt des Interesses. Die Bilder wurden analysiert, bewertet und interpretiert. Aus heutiger Sicht wurde dem Unbewussten zu Prinzhorns Zeit allerdings eine zu hohe Bedeutung eingeräumt.
Wer war Hans Prinzhorn?
Heute verbindet man den Namen Hans Prinzhorn (1886 – 1938) mit der berühmten Heidelberger Sammlung künstlerischer Werke von Anstaltsinsassen, also psychisch Kranken. 1919 berief man Prinzhorn als Assistenzarzt an die Psychiatrische Universitätsklinik Heidelberg, um eine bereits bestehende Lehrsammlung mit künstlerischen Werken von Patienten zu erweitern. Auf seinen Aufruf an sämtliche psychiatrischen Kliniken in Deutschland hin kamen bis 1921 mehr als 5000 Werke nach Heidelberg. Prinzhorn schätzte den Anteil derjenigen psychisch Kranken, die sich künstlerisch ausdrückten, auf etwa zwei Prozent. Besonders schätzte Hans Prinzhorn die Kunst des Elektroingenieurs August Natterer.
Wie er selbst zugab, verstand er diese aber nicht. Insofern man bei Kunst von einer Verstehensform sprechen kann. 1922 entstand sein bedeutsames Werk „Bildnerei der Geisteskranken: ein Beitrag zur Psychologie und Psychopathologie der Gestaltung“. Werke aus der Sammlung Prinzhorn wurden neben Malern aus der klassischen Moderne von den Nationalsozialisten in ihrer Ausstellung „Entartete Kunst“ gezeigt. Dies sollte zeigen, wie nah sich beide Parteien in ihrer Verrücktheit wirklich sind. Zu der Sammlung Prinzhorn, die sich seit 2001 am Universitätsklinikum Heidelberg befindet, kamen seit 1980 noch weitere 12.000 Kunstwerke hinzu und sie wächst weiterhin stetig. Neue Ausstellungen mit der Kunst psychisch Kranker werden weltweit eröffnet und es bilden sich neue Initiativen wie die Außenseiter-Kunst in Berlin.
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