Hirngespinster - Über den Umgang mit Schizophrenie

Hirngespinster – Über den Umgang mit Schizophrenie


Schizophrenie gehört zu den endogenen Psychosen und ist eine gravierende psychische Erkrankung. Psychosen fassen allgemein Krankheitsbilder wie Wahnvorstellungen, Störungen des Denkens, der Sprache und der Gefühlswelt zusammen. Endogen bedeutet, dass die Krankheit im Inneren entsteht und nicht mit äußeren Erlebnissen zusammenhängt. Charakteristisch für schizophrene Erkrankungen sind Störungen des Denkens und Wahrnehmens sowie inadäquate und verflachte Affekte.

Im Gegensatz zur weitläufigen Meinung ist Schizophrenie keine Persönlichkeitsspaltung und ist nicht verbunden mit niedriger Intelligenz. Unkluges Verhalten ist kein Ergebnis von verminderter Intelligenz, sondern von Fehlwahrnehmungen und Fehlinterpretationen der Umwelt. Von 10.000 Menschen leiden in etwa 25 Personen an Schizophrenie, wobei Männer und Frauen gleich häufig betroffen sind. Bei Männern bricht die Krankheit bereits zwischen dem 15. und 25. Lebensjahr aus, bei Frauen ist es etwas später zwischen dem 20. und 35. Lebensjahr.

Umgang mit den Patienten

Der richtige Umgang mit den Erkrankten ist für die Genesung besonders wichtig. Damit die Angehörigen ihr Familienmitglied richtig unterstützen und annehmen können, brauchen sie häufig selber fachlichen Rat und Hilfe. Dafür sollten sie sich mit dem behandelnden Psychiater oder Psychotherapeuten zusammensetzen und beraten. Es ist wichtig, dieses Vorgehen mit dem Patienten zu besprechen, damit dieser sich nicht hintergangen fühlt. Hilfreich können auch Angehörigengruppen sein, die über Krankenhäuser, Gesundheitsämter und Volkshochschulen gefunden werden können. Gespräche mit anderen Betroffenen, Ärzten, Psychologen und Sozialpädagogen können beim Umgang helfen. Denn für eine Heilung ist Gelassenheit, Geduld und Verständnis der Angehörigen sehr wichtig. Studien belegen sogar, dass Patienten, deren Familienmitglieder an Angehörigengruppen teilnehmen, seltener rückfällig werden als andere Betroffene.

Eigenständigkeit fördern

Die Patienten sollten nicht unter-, aber auch nicht überfordert werden. Aber schon während der Krankenhausbehandlung sollte der Patient zur Selbstständigkeit ermutigt werden – das kann durch Ergo-, Gestaltungs- oder Arbeitstherapien geschehen. In einigen Fällen muss das Wohnverhältnis angepasst werden. Vorteile kann betreutes Wohnen in Einzelwohnungen, Wohngruppen oder Wohnheimen bringen. Dort wird der Patient von Sozialarbeitern, Schwestern und Pflegern unterstützt bis er wieder selber Verantwortung übernehmen kann.

Belastung für die Familie filmisch umgesetzt

Der Film „Hirngespinster“ von Christian Bach handelt von einer Familie mit einem schizophrenen Patienten. Im Mittelpunkt steht der 22-jährige Simon, dessen Vater an Schizophrenie erkrankt ist, was den Alltag der Familie bestimmt. Simon muss sich entscheiden, ob er weiter Opfer für den Zusammenhalt der Familie bringen oder endlich sein eigenes Leben in die Hand nehmen soll. Anstatt sich Studium, Freunde und seiner ersten Liebe zu widmen, gerät die Situation außer Kontrolle: Vater Hans fühlt sich durch die Strahlen einer Satellitenschüssel des Nachbarn manipuliert und erleidet einen schweren psychotischen Schub. Die Hauptrollen in dem Familiendrama spielen Tobias Moretti und Jonas Nay, die es schaffen, diese schwierige und erdrückende Geschichte an einigen Stellen mit Leichtigkeit und absurdem Humor zu versehen. Besonders Moretti glänzt in seiner Darstellung, die immer wieder von Normalität zu panischer Raserei wechselt. Dem starken sympathischen Vater steht der warme vielschichtige Sohn gegenüber. Der Regisseur bezieht sich in der Geschichte auf die Erlebnisse eines Freundes und legt großen Wert auf die Perspektive des Sohnes, um nicht den Eindruck eines Psychothrillers zu erwecken. Deshalb balanciert der Film erschreckende, aber auch beeindruckende Bilder, die von Vorwürfen und Fragen geprägt sind, aber auch leichte und humorvolle Szenen.

 

Weißes Rauschen als Symptom bei Schizophrenie?

Hirngespinster – Über den Umgang mit Schizophrenie


Das sogenannte weiße Rauschen, das Schizophrenie-Patienten das Leben schwer macht, ist bislang noch nahezu unerforscht. Es deutet allerdings auf eine Überbelastung im Gehirn hin. Eine Studie hat sich diesem Symptom nun angenommen und hofft die psychische Erkrankung Schizophrenie dadurch verständlicher zu machen.

Die Studie im Detail

Die Forscher der Columbia University bezogen 36 Probanden in ihr Experiment mit ein. 18 von ihnen wiesen eine Krankheitsgeschichte auf, die auf Schizophrenie schließen lässt, und die zweite Hälfte war frei von diesen Symptomen. Beide Gruppen wurden an einen Hirnscanner angeschlossen, der die Arbeitsweise ihres Arbeitsgedächtnisses ermitteln sollte. Die Probanden wurden nun angehalten Aufgaben zu lösen, währenddessen ihre Hirnaktivität gemessen wurde.

Ihnen wurden dafür vier Worte angezeigt, zwei in blauer und zwei in roter Schrift, die sie für kurze Zeit in ihrem Arbeitsgedächtnis speichern sollten. Erst nach ein paar Sekunden wurde ihnen mitgeteilt, ob sie sich lediglich die blauen oder roten Begriffe merken sollten. Die anderen beiden Begriffe könnten sie wieder vergessen.

Der ventrolaterale präfrontale Kortex, das Arbeitsgedächtnis, welches aktuelle Informationen und Gedanken speichert, war für die Forscher von besonderem Interesse. Bei gesunden Menschen ist diese Hirnregion besonders aktiv. Gesunde verarbeiten und behalten Informationen im Arbeitsgedächtnis besonders gut. Nach dem Aufruf zwei Begriffe zu vergessen, nahm die Arbeit dieses Hirnbereichs bei den gesunden Probanden aufgrund der Entlastung ab, während sie bei Schizophrenie-Patienten zunahm. Die Folge war, dass sie die vier Begriffe nicht voneinander unterscheiden konnten und auch das gezielte Vergessen nicht möglich war.

Überlastetes Arbeitsgedächtnis

Die Ergebnisse der Studie um die Forscherin Teal Eich zeigen, dass an Schizophrenie Erkrankte keinen Filter in ihren Gedächtnisregionen besitzen, sodass sie nicht zwischen wichtigen und unwichtigen Informationen unterscheiden können. Dies führt zur Überbelastung einiger Hirnarreale und dem Symptom des „Rauschens“. Könne man diese Überbelastung auf eine Überversorgung von Botenstoffen zurück führen, könnten aus diesen Erkenntnissen neue therapeutische Maßnahmen entwickelt werden, die den Schizophrenie-Patienten dienlich sein könnten.

 

Ist die Schizophrenie der Preis für unser komplexes Gehirn?

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Warum sich eine Schizophrenie entwickelt, ist bis heute nicht endgültig geklärt. Bekannt ist aber schon länger, dass im Gegensatz zum Tier, nur Menschen schizophren werden können. Wissenschaftler können nun auch sagen, warum dieser Unterschied besteht.

Schwerwiegende Veränderungen

Eine Schizophrenie tritt im Laufe des Lebens bei rund einem Prozent der Bevölkerung auf. Eine Erklärung für die Entwicklung einer Schizophrenie gibt es bis heute nicht. In einer Studie konnten Wissenschaftler eine Genveränderung feststellen, die das Risiko für Schizophrenie erhöht. Außerdem liegt die Sterberate bei Personen mit dieser schweren psychischen Erkrankung zwei- bis dreimal höher als bei gesunden Menschen.

Die meisten Patienten sterben an Herz-Kreislauf-Erkrankungen, wie eine Studie nun herausfand. Wer unter Schizophrenie leidet, kämpft mit veränderter Wahrnehmung, Denken und Fühlen. Oft hat die Krankheit auch Einfluss auf die innere Motivation sowie die Art der Körperhaltung. In einigen Fällen sind die Veränderungen so enorm, dass Angehörige und Freunde nicht mehr das Gefühl haben, die ursprüngliche Person vor sich zu haben.

Komplexität des Gehirns

Dabei sind alleine Menschen von Schizophrenie betroffen. Zwar können auch Tiere an psychischen Krankheiten wie Depressionen, Angst- oder Zwangsstörungen leiden, die schwere Krankheit Schizophrenie kommt in der Tierwelt nicht vor. Tiere zeigen psychische Störungen vor allem aufgrund von nicht artgerechter Haltung, wenn sie beispielsweise gefangen gehalten werden. Die Forscher um den Genetiker Joel Dudley von der Icahn School of Medicine at Mount Sinai in New York können jetzt auch sagen, warum bei Tieren noch nie eine Schizophrenie beobachtet werden konnte: In ihrem Artikel im Fachjournal “Molecular Biology and Evolution” erklärten die Wissenschaftler, dass die Ursache das Gehirn sei, das beim Menschen hoch spezialisiert und komplex ist. Nur so könnte sich Schizophrenie überhaupt entwickeln. Die Gehirne von Tieren sind weniger komplex.

Chaos im Kopf

Die Forscher untersuchten in ihrer Studie die Human Accelerated Regions (HARs). Das sind die kurzen Abschnitte der DNA, die sich in dem Moment sehr stark und schnell veränderten, als sich unsere menschlichen Ahnen genetisch vom Schimpansen weg entwickelten. Dadurch ergaben sich für den Menschen enorme evolutionäre Vorteile. Wohl weniger aus Zufall befanden sie die HARs sehr häufig direkt neben den Genen, die eine der Ursachen für Schizophrenie sind. Darüber hinaus tragen diese Gene auch Verantwortung beim Transport des Botenstoffes GABA von Nervenzelle zu Nervenzelle.

Genau diese Weiterleitung unterliegt im Falle von Schizophrenie einer Störung. Das führt infolgedessen möglicherweise zu Halluzinationen, Wahnvorstellungen und bizarren Gedanken. Die Forscher bezeichnen deshalb das schizophrene Gehirn des Menschen als die Schattenseite für seine hochkomplexen Fähigkeiten. Die HARs sind zwar enorm wichtig und unterstützen das menschliche Gehirn dabei, gegenüber anderen Tierarten überlegen zu sein, bei einer Störung der HARs fällt diese Funktion teilweise aus. In dieser Region des Gehirns, die eigentlich dafür sorgt, dass der Mensch so intelligent ist, herrscht dann nur noch Durcheinander und Chaos.

 

Schizophrenie

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Für die meisten Menschen steht der Begriff Schizophrenie für eine „gespaltene Persönlichkeit“. Wörtlich übersetzt stimmt das auch, denn das griechische Wort „Schizo-Phreinie“ heißt so viel wie abgespaltene Seele. In Fachkreisen versteht man unter Schizophrenie jedoch keine multiple Persönlichkeitsstörung.

Ein an Schizophrenie erkrankter Mensch nimmt im Grunde zwei Wirklichkeiten wahr. Für ihn verschwimmt die reale Welt mit der Welt aus Sinneseindrücken und Wahnvorstellungen. Wer an Schizophrenie erkrankt ist, für den ist es kaum möglich, Reales und Irreales zu unterscheiden. In der Diagnostik unterscheiden Fachleute zwischen unterschiedlichen Symptomen und oft sehr eigenartigen Wahrnehmungen. Wobei sich die Symptome in positive und negative Symptome unterteilen lassen. Da die Symptome für die Umwelt recht irritierend sein können, dauert es in der Regel nicht lange, bis die Krankheit für alle sichtbar wird.

Positiv- und Negativsymptome

Innerhalb einer schizophrenen Erkrankung unterscheiden Ärzte und Therapeuten zwischen Positiv- und Negativsymptomen. Wobei die negativen Symptome schon lange vor den Positivsymptomen zu beobachten sind. Zu den negativen Symptomen gehören unter anderem Nervosität, Antriebsverlust und eine gewisse Willensschwäche. Neben den genannten Symptomen lassen sich häufig auch Schlafstörungen beobachten. Die Betroffenen verlieren oft auch sehr stark an Gewicht und ziehen sich auffällig von Freunden und sogar von der eignen Familie zurück.

Eine beginnende Schizophrenie geht oft auch mit Spracharmut und einer Vernachlässigung der Körperhygiene einher. In dieser Zeit werden die erkrankten Menschen meist sehr viel verletzlicher und empfindlicher. In der Regel leiden mehr Erkrankte an den Negativsymptomen. Tragisch ist zudem, dass sich diese medikamentös meist nur schwer behandeln lassen. Bei den Positiv- oder Produktivsymptomen sieht die Symptomatik ganz anders aus, sie treten meist nur in den akuten Phasen auf. In dieser Zeit erleben die Betroffenen oft Wahnvorstellungen und Halluzinationen. Es kann sein, dass der Erkrankte Stimmen hört oder sich verfolgt fühlt. Viele von ihnen sehen Menschen, die überhaupt nicht da sind.

Typisch für eine Schizophrenie ist, dass viele Ereignisse aus dem Umfeld auf sich selbst bezogen werden. So werden lachende Menschen dahin gedeutet, dass sie den Erkrankten auslachen oder verspotten. Im Rahmen einer Schizophrenie empfinden die Betroffenen sich als Spielball außerirdischer oder magischer Mächte. Für sie läuft ihr Leben wie ein Film ab, auf dessen Handlung sie keinen aktiven Einfluss mehr haben. Darunter leidet auch die Wahrnehmung, sie fürchten oft, dass ihr Essen oder ihre Getränke vergiftet sind, und empfinden dies auch dadurch, dass ihr Essen oder ihre Getränke so schmecken.

Eigenartige Wahrnehmungen im Rahmen einer schizophrenen Störung

Bei einer Schizophrenie verschwimmt die Grenze zwischen der Umwelt und dem eigenen Ich. Symptomatisch dabei ist, dass die Erkrankten nicht mehr unterscheiden können, was von ihnen selbst stammt und welchen Einfluss ihre Umwelt auf sie hat. So kann es vorkommen, dass sie Angst haben, dass andere Menschen ihre Gedanken hören.

Schlimmer noch, dass sie nicht mehr selbst denken, sondern dass eine höhere Macht ihnen ihre Gedanken eingibt. Wie jede psychische Störung gehört auch die Schizophrenie unbedingt in die Hände erfahrener Ärzte. Anders als andere Krankheiten ist die Schizophrenie relativ auffällig und kann für die Betroffenen und ihre Umwelt eine große Belastung darstellen.