Introvertierte können Fehler nicht ertragen

Manchen Menschen bereitet es schon beinahe physische Schmerzen, in einem Restaurant einen „Flamenkuchen“ angeboten zu bekommen. Diese Personen haben meist auch das dringende Bedürfnis, Sprach- oder Schreibfehler im Alltag sofort zu korrigieren. Forscher haben nun untersucht, was diese Fehlerpedanten antreibt.

Bei der „Pizza Hawai“ fehlt ein i und „Grüne Olliven mit Madeln“, so etwas gibt es doch gar nicht. Auf Twitter sammelt ein Nutzer unter dem Namen @fehlerleser lustige Sprach- und Schreibfehler, die er im Alltag beobachtet. Doch nicht jeder sieht dies so entspannt. Einige Menschen fühlen den dringenden Zwang solche kleinen und großen Fehler zu korrigieren, andere hingegen lesen ganz gelassen darüber hinweg. Julie Boland und Robin Queen, beides Linguisten, führten unlängst eine Studie mit 80 Amerikanern durch. Sie kamen zu dem Schluss, dass weder Herkunft noch Alter oder Geschlecht noch der Bildungsgrad der Probanden ausschlaggebend dafür sind, wie Menschen mit Rechtschreib- und Grammatikfehlern umgehen. Doch ein Persönlichkeitsmerkmal scheint unsere Reaktion auf Fehler in der Sprache zu beeinflussen.

Kontaktfreudige sehen eher über Fehler hinweg

Die Studie wurde in drei Phasen unterteilt. In der ersten Phase sammelten die Forscher Informationen und Daten über die Teilnehmer. Die zweite Etappe bestand aus einem Test, durch welchen ermittelt wurde, wie die Probanden auf Fehler reagieren. Hierfür bekamen die Testpersonen E-Mails gezeigt, in denen jemand auf der Suche nach einem neuen Mitbewohner war. Manche dieser Mails enthielten Grammatik- und Tippfehler, andere hingegen waren fehlerlos verfasst. Nachdem sie eine dieser Mails gelesen hatten, sollten die Probanden den Verfasser einschätzen. Sie sollten beispielsweise bewerten, als wie vertrauenswürdig, freundlich und aufmerksam sie den jeweiligen Absender empfanden. Diese Antworten wurden schließlich ausgewertet, indem die Forscher evaluierten inwiefern die Teilnehmer in die jeweilige WG einziehen würde oder nicht.

Im dritten Abschnitt der Studie absolvierten die Testpersonen einen üblichen Persönlichkeitstest, anhand dessen der Charakter der Studienteilnehmer näher analysiert wurde. Die Merkmale Gewissenhaftigkeit, Geselligkeit, Stabilität, Wissbegierde und Selbstlosigkeit wurden somit erhoben. Die Auswertung der Studie zeigte, dass das Merkmal der Geselligkeit am wichtigsten für diese Untersuchung zu sein schien. Introvertierte Menschen nahmen deutlich häufiger Anstoß an Fehlern als extrovertierte. Die introvertierten Teilnehmer gingen sogar soweit, den Absender einer fehlerhaften Mail als ungeeignet für eine Wohngemeinschaft zu bewerten.

Die Forscher waren von diesem Ergebnis selbst überrascht. Sie hatten nicht damit gerechnet, dass introvertierte Menschen sich mehr als andere an Fehlern ihrer Mitmenschen stören. Sie erklären dieses Phänomen jedoch damit, dass Extrovertierte durch ihre große Kontaktfreude meist vielen Reizen gleichzeitig ausgesetzt sind. Introvertierte könnten daher auf Grund von weniger Reizen eher auf Fehler aufmerksam werden. Doch um Genaueres herauszufinden und diesem erstaunlichen Ergebnis auf den Grund zu gehen, müsste man in einem nächsten Schritt wohl eher Psychologen mit weiteren Nachforschungen beauftragen.