Wie kann man ehemalige Feinde befrieden?
Der neuzeitige Mensch ist immer häufiger Kriegen ausgesetzt. Auch wenn viele militärische Auseinandersetzungen nicht als Krieg deklariert werden, so erfüllen sie doch alle Kriterien dafür. Ein Beispiel ist der anhaltende Ukraine-Russland Konflikt. Doch was geschieht mit den befeindeten Parteien, wenn der Krieg vorüber ist? Ist eine Befriedung ehemaliger Gegner möglich? Eine neue Studie nimmt sich mit dem Thema an, das inzwischen auch unsere Gesellschaft betrifft.
Liberia als Beispiel
Die Forscher Agostino Mazziotta und Friederike Feuchte der Fernuniversität Hagen haben sich diesem Thema in Form einer Studie im Land Liberia angenommen. Dort herrschten zwischen den Jahren 1989 und 2003 zwei Bürgerkriege, während der mehr als 250.000 Menschen starben. Die Zuschreibung von Opfern und Tätern war und ist nach wie vor sehr schwierig, sodass die Bürgerkriege zur Folgen hatten, dass beide Parteien sich auf die eigenen Verluste konzentrierten und die Schuld bei Angehörigen der jeweils anderen Partei suchten.
Opfer- und Täterzuschreibung
146 Versuchspersonen aus 16 unterschiedlichen ethnischen Gruppen wurden zufällig einer von zwei experimentellen Bedingungen zugeordnet. Die eine Bedingung war jene der Täter. Sie sollten eine Situation beschreiben, in der Menschen der eigenen Volksgruppe Gewalttaten verübt hatten. Die der Opfer-Bedingung schilderten wiederum Situationen, in denen Menschen ihrer Volksgruppe Opfer von Gewalttaten wurden. Das Ergebnis war, dass eine gewisse Empathie mit der jeweils anderen Gruppe entwickelt werden konnte, da durch die Schilderung eine Art Übertragung in die Situation des Anderen erfolgte.
Erklärt werden kann dieses Verhalten mit dem Modell der israelischen Forscher Arie Nadler und Nurit Shnabel. Demzufolgen empfinden Täter ihre moralische Person verletzt, nachdem sie Gräueltaten durchgeführt hatten. Dieses schlechte Gewissen kann nur durch den Kontakt mit Anderen und dessen Verzeihung aufgehoben werden. Deshalb kann die Befriedung mit ehemaligen Feinden manchmal „Wunder“ wirken. In die Realität ließen sich diese Ergebnisse ebenfalls bereits umsetzen.
In Liberia wurde 2013 ein Theaterprojekt entwickelt, das Alltagssituationen aufzeigte, die Konflikte zwischen unterschiedlichen Gruppen beinhalten, welche in Handgreiflichkeiten übergehen. Die Zuschauer und Schauspieler diskutierten im Anschluss über ihre eigenen Erlebnisse und ermittelten gemeinsam Strategien, wie es nicht zu einem derartigen Konflikt kommen könnte. Dies ist sicherlich nur ein erster Schritt in Richtung Befriedung, aber eine gute Möglichkeit einen Anfang zu machen.
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