“The Semicolon Project” – Mit Tattoo gegen Selbstmord

Wer viel auf Facebook oder Instagram unterwegs ist, hat sie bestimmt schon gesehen: Kleine Tattoos in Form eines Semikolons. Dabei geht es aber nicht schon wieder um einen neuen Modetrend. Vielmehr handelt es sich um ein Zeichen für Depressionen, Selbstmordgedanken und Süchte – Krankheiten, die Menschen zur Verzweiflung bringen.

Krankheiten ohne Ausweg

Krankheiten haben nicht immer sichtbare Symptome. Psychische Krankheiten wie Depressionen, Angststörungen, Süchte oder Borderline werden von außen nur schwer erkannt. Viele Betroffene scheuen sich aber auch, offen über ihre Ängste und Probleme zu sprechen. Sie geraten in einen wahren Teufelskreis, aus dem sie häufig nur einen Weg sehen: einen Suizid. In Deutschland kommt es jedes Jahr zu rund 10.000 Selbstmorden und 15.000 Selbstmord-Versuchen. Betroffen sind vor allem junge Frauen und ältere Männer.

Du bist nicht allein!

Immer wieder kommt es zu Trends bei Tätowierungen. Meistens geht es nur um das Design, eine tiefere Bedeutung ist eher zweitrangig. Etwas anderes ist es bei den Semikolon-Tattoos: Sie stehen für eine psychische Krankheit ihres Trägers. Die Amerikanerin Amy Bleuel gründete 2013 “The Semicolon Project” als Reaktion auf den Suizid ihres Vaters. Sie wollte mit ihrer Bewegung ein Zeichen setzen und auf ein Thema aufmerksam machen, das in der heutigen Gesellschaft immer noch tabu ist.

Die Organisation zeigt allen anderen Betroffenen, dass sie nicht alleine sind, sondern zu einer Gemeinschaft gehören. Das Zeichen soll den Menschen Mut und Hoffnung geben und dient gleichzeitig als Erkennungszeichen. Dabei werden ganz verschiedene Varianten an Semikolons getragen – jedes ist so individuell, wie die Geschichte die hinter der Trauer, Depression oder Angst steht. Unter dem Hashtag #semicolonproject findet man schon weit über 300.000 Bilder bei Instagram. Eine beeindruckende Zahl an Mitgliedern, die das Projekt bereits animieren konnte. Andererseits ist die Menge auch erschreckend, wie viele Menschen unbemerkt vom Umfeld leiden.

Warum ein Semikolon?

Das Semikolon, also der Strichpunkt, wurde von Amy ganz gezielt als Symbol für das Projekt ausgesucht. Die Bedeutung ergibt sich aus der Literatur: Ein Semikolon wird dann vom Autor eingesetzt, wenn er den Satz hätte beenden können, sich aber dann doch dazu entschieden hat, ihn zu Ende zu schreiben. Im übertragenen Sinne heißt das: Du bist der Autor, der Satz steht für dein Leben. So hätte man seinem Leben ein Ende setzen können, vielleicht hat man es dann doch fortgeführt, weil die eigene Geschichte noch nicht zu Ende war. Darum soll mit dem kleinen Tattoo möglicherweise große Aufmerksamkeit erlangt werden, damit das Bewusstsein der Gesellschaft für psychische Krankheiten steigt. Es wird Betroffenen ermöglicht, offener über die eigenen Probleme zu sprechen und negative Gedanken und Gefühle mit Menschen in seinem Umfeld zu teilen.