Testosteron beeinflusst den Denkprozess

Testosteron beeinflusst den Denkprozess

Ein hoher Testosteronspiegel führt zu impulsiven Lösungen von Problemen, unterbindet kritisches Nachdenken und steigert das Selbstbewusstsein. Wie Untersuchungen herausstellten, stimuliert Testosteron nicht nur aggressives Verhalten, Ehrgeiz und die männlichen Sexualfunktionen, sondern wirkt sich auch auf bestimmte Denkleistungen, sowie Entscheidungsprozesse aus. Das wurde aus einer amerikanischen Studie ersichtlich, bei der Männer, nach einer einmaligen Behandlung mit Testosteron, Denkaufgaben schneller und impulsiver lösten, was die Fehlerquote wachsen ließ. Die Placebogruppe zeigte hingegen deutlich bessere Ergebnisse. Vermutlich sorge der erhöhte Hormonspiegel, dass spontane Entscheidungen nicht mehr angezweifelt werden. Wie Forscher im Fachblatt „Psychological Science“ berichten, stärke eine erhöhte Freisetzung an Testosteron das Selbstvertrauen in kritischen Situationen und die Überzeugung richtig entschieden zu haben.

Testosteron beeinflusst Entscheidungsfindung

Bei Entscheidungsprozessen werden Informationen auf zweierlei Weise verarbeitet. Entweder die Antworten erfolgen aufgrund des Bauchgefühls schnell und ohne weitere mühe – sind dadurch möglicherweise jedoch fehlerhaft – oder es wird auf längere Zeit angestrengter nachgedacht. Das dauert zwar länger, liefert meist aber das richtige Ergebnis. Zwar erfolgt eine Entscheidung erst intuitiv, wird im Verlauf jedoch nochmal überdacht und gegebenenfalls korrigiert. Ein hoher Testosteronspiegel scheint genau dieses Korrekturverhalten im Denkprozess zu unterdrücken. Ebenfalls Colin Camerer vom California Institute of Technology in Pasadena und ein Mitglied des Forscherteams, ist der Meinung, dass dieses Hormon entweder den Prozess der Entscheidungsüberdenkung hemmt, oder lediglich das Bauchgefühl des Rechthabens stärkt.

Testosteron im Test

Darauf deutet eine Doppelstudie hin, an der sich 243 hauptsächlich junge Männer beteiligten. Die Hälfte der Probanden rieb sich den Oberkörper mit einem Gel ein, welches ein Prozent Testosteron enthielt. Tests an Speichelproben vor und nach der Untersuchung zeigten jeweils erhöhte Hormonwerte an. Die Vergleichsgruppe benutzte ein ähnliches Gel ohne das Hormon. Rund viereinhalb Stunden später unterzogen sich die Teilnehmer an einem kognitiven Reflexionstest, der intuitiv falsche Antworten provozierte. Darunter beispielsweise die Aufgabenstellung:

„Ein Schläger und ein Ball kosten zusammen 1,10 Dollar. Der Schläger kostet einen Dollar mehr als der Ball. Was kostet der Ball?“

Spontan antworteten die Meisten mit 0,10 Dollar. 0,05 Dollar wäre jedoch die korrekte Antwort gewesen. Zum Lösen der Aufgabe gab es keine Zeitangabe. Jede richtige Antwort wurde zudem mit Bargeld belohnt. Damit die mathematischen Fähigkeiten und die Motivation der Teilnehmer berücksichtigt werden konnten, mussten alle Probanden zudem unter Zeitdruck große Zahlen miteinander addieren.

Ergebnisse auch für Hormontherapien wichtig

Die Ergebnisse gaben viel Aufschluss. Die Gruppe der Testosteronbehandelten schnitt mit 20 Prozent weniger richtigen Antworten ab, als die Vergleichsgruppe. Das Addieren der großen Zahlen klappte bei beiden Gruppen ohne große Unterschiede gleich gut. Die Forscher sehen eine mögliche biologische Anpassung darin, dass unter Einfluss eines erhöhten Testosteronspiegels generell schnelle intuitive Entscheidungen provoziert oder bevorzugt werden.  Inwieweit die Entscheidungen auf neurologischer Basis ablaufen, kann bisher noch nicht gesagt werden.

Eventuell ließe sich das über den präfrontalen Cortex erklären. Dieser besitzt Rezeptoren für das Hormon Testosteron. Das Hormon könnte in diesem Sinne an diesen Rezeptoren andocken und womöglich so die Hirnaktivität verändern oder das Verhalten beeinflussen. Die neuen Ergebnisse seien auch bei älteren Patienten zu beachten. Stehen diese in einer Hormontherapie aufgrund zu niedriger Testosteronwerte, könnten als Nebenwirkung wahrscheinlich auch die Entscheidungsprozesse bei den Patienten beeinflusst werden. Auszuschließen sei dies nicht, so Camerer.

 

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