Der neue Papst – ein Hoffnungsträger?
Es ist soweit. Am 13. März 2013 wurde die Entscheidung gefällt und die ganze – nicht nur katholische – Welt blickt auf Rom: Der neue Papst steht fest. Es handelt sich hierbei um den 76-Jährigen Argentinier und Erzbischof Jorge Mario Bergoglio.
Sein Amt als Pontifex wird er unter dem Namen Franziskus ausüben und er bringt nicht nur in dieser Hinsicht neuen Wind in den Vatikan, denn er ist der Erste, der diesen Namen für sich wählte (daher auch keine hinten angestellte römische Letter).
Werdegang
Als Sohn eines italienischen Auswanderers erblickte Jorge Mario Bergoglio in der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires am 17. Dezember 1936 das Licht der Welt. Er wuchs in einer kinderreichen Familie auf und absolvierte zuerst ein Studium zum Chemietechniker und schloss dieses mit einem Diplom ab. Im Jahre 1958 erfuhr sein Leben jedoch eine große Wendung, indem er dem Orden der Jesuiten beitrat. Er begann, Philosophie und Theologie zu studieren und hatte während dieser Zeit sogar mehrere wissenschaftlich motivierte Aufenthalte in Europa, darunter auch einen in Deutschland.
Im Anschluss an sein Studium bekleidete Bergoglio während seiner Laufbahn mehrere Lehr- und Kirchenämter in verschiedenen Institutionen. Der neue heilige Vater ist ein international, modern und auch philosophisch ausgerichteter Geistiger, der neben der funktionell bedingten vatikanischen Staatsbürgerschaft auch noch die argentinische und italienische Staatsangehörigkeit besitzt. Er spricht insgesamt sieben Sprachen, darunter Deutsch, Englisch, Spanisch, Italienisch und Französisch. Es wird ihm nachgesagt, auch des Portugiesischen mächtig zu sein. Einer der Menschen, die ihn in seiner beruflichen und geistlichen Entwicklung am meisten beeinflusst haben, ist Lucio Gera. Bergoglio selbst nannte ihn seinen „Lehrer“, distanziert sich jedoch früh von der Bewegung der „Theologie der Befreiung“, welcher Gera angehört.
Er teile zwar die Meinung über soziale Missstände, die die „Stimme der Armen“ aufdeckt, jedoch halte er die Methoden und Vorgehensweisen für inakzeptabel. Nach Bekanntgabe der Entscheidung des Vatikans zu ihrem neuen Kirchenoberhaupt wurde auch Kritik laut. Das Verhältnis des Papstes zur argentinischen Militärdiktatur der Jahre 1976 bis 1983 und ihren Menschenrechtsverletzungen ist bis heute ein strittiges Thema. Trotz Stellungnahme seitens Bergoglios selbst und des Vatikans scheint das Thema etwas undurchsichtig.
Papst Franziskus
Die Namensfindung sei eine Art Eingebung gewesen, als ein vertrauter Bruder ihm nach Bekanntgabe des Wahlergebnisses „Und vergiss die Armen nicht!“ ins Ohr geflüstert haben soll. Bergoglio habe sofort das Bild des Franz von Assisi, Begründer des Franziskaner Ordens, vor seinem Inneren Auge gesehen. Plötzlich war für ihn klar, dass nur dieser sein Namenspatron werden könne, denn er selbst sieht den Heiligen als „Mann der Armen“, „Mann des Friedens“ und „Mann, der die Schöpfung liebt und bewahrt“.
Unser neuer Papst ist also nach eigenen Angaben nicht nur an mehr sozialer Gerechtigkeit und Hilfe für die Armen dieser Welt interessiert, sondern auch an einer Verbesserung der Lage in Kriegsgebieten und der Verbreitung von Frieden in der Welt. Dass er mitten in der modernen Gesellschaft des neuen Jahrtausends steht, ließ sich in der Pressekonferenz am 16. März 2013 leicht erkennen.
Aussagen wie „gegenwärtig haben auch wir eine nicht sehr gute Beziehung zur Schöpfung“ machen er deutlich, dass es neben den sozialen auch ethische und ökologische Themen gibt, die er zu bearbeiten sucht. Ein lobenswerter Ansatz, der neue Perspektiven eröffnet.
Wofür Jorge Mario Bergoglio steht
Privat interessiert sich der heilige Vater für Fußball und ist eher ein „Macher“ als ein „Redner“. Vor Amtseintritt wurde er unter anderem als „asketischer Mann Gottes“ beschrieben und macht auch nach Übernahme des Amtes keinerlei Anstalten, aus dieser Rolle herauszutreten. Als erster Papst überhaupt lehnt er die Limousine und den roten Schulterumhang mit Hermelin ab und steigt zu den anderen Kardinälen in den Bus, um auf dem Weg zum Vatikan noch einen Halt bei seinem Gästezimmer einzulegen, wo er persönlich seine Koffer packt und die Rechnung begleicht. Das hat bereits mächtig Eindruck gemacht und auch, wenn es nur kleine Gesten sind, so lassen sie auf einen bodenständigen und weltlichen Papst hoffen.
Auch an Humor mangelt es Franziskus nicht, der mit dem Ausspruch „Möge Gott euch vergeben, was ihr getan habt!“ auf seine Ernennung zum Papst reagierte. Auch in der Ansprache am Petersdom kurze Zeit später bringt er die Zuhörer immer wieder zum Schmunzeln. Auf der Suche nach einem Papst seien seine Mitbrüder wohl „fast bis ans Ende der Welt gegangen, um ihn zu holen“, so Bergoglio.
Doch auch inhaltlich kann man eine Menge erwarten. Schon an seinem ersten Amtstag schrieb er in einem Brief an die jüdische Gemeinde in Rom, dass er die Beziehung zu dieser in Zukunft unbedingt verbessern möchte. Er hat also einiges vor, unser neuer Papst. Dass er an der einen oder anderen Stelle jedoch auch sehr konservativ eingestellt ist, zeigt sich beim Thema Homo-Ehe und Adoption durch homosexuelle Paare. Franziskus ist bei beiden Themen strikt dagegen und auch beim Thema Abtreibung macht er seinen konträren Standpunkt klar.
Es bleibt also abzuwarten, ob der charismatische Geistliche neuen Wind in alte Hallen bringt oder ob er sich am Ende doch als Konservativer herausstellt. Hoffnungsträger ist er jedoch allemal und bis jetzt steht ihm dieser Titel außerordentlich gut.
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