Das Designer-Baby: Die Gentest-Firma 23andMe stellt ein neues Patent vor
Wer wünscht sich nicht ein Kind, das exakt den eigenen Wünschen entspricht? Ein Designer-Baby sozusagen? Wäre das nicht toll oder doch ziemlich erschreckend? Die Gentest-Firma 23andMe könnte dies bald möglich machen, zumindest haben sie ein Patent angemeldet und erhalten.
Wer ist 23andme und was bieten sie an?
Der Name der Firma bezieht sich auf die 23 Chromosomenpaare eines Menschen. 23andMe ist ein amerikanisches Unternehmen aus der Biotechnologie-Branche. Gegründet wurde das Unternehmen 2006 von Linda Avey und Anne Wojcicki, der Frau des Google-Gründers Sergei Brin. Von Google stammen übrigens auch die 3,9 Millionen Dollar Startkapital. Wird eine Speichelprobe eingesendet und ein Obolus entrichtet, so erfolgt eine Untersuchung auf etwa 200 genetisch bedingte Krankheiten und 99 weitere Veranlagungen. Solche Tests liefern unumstritten eine Vielzahl von Informationen über das eigene Erbgut.
Doch, ob eine Krankheit, zu der man eine vererbte Veranlagung besitzt, tatsächlich ausbricht, hängt von vielen weiteren Kriterien ab. Da spielt beispielsweise die Lebensweise eine große Rolle. Und dass solche Tests wirklich die Wahrheit sagen, ist auch nicht immer garantiert: Vor einigen Jahren war 23andMe in der Presse wegen vertauschter DNA-Analysen bei 96 ihrer Kunden in Verruf geraten.
Was hat das mit dem Patent auf sich?
Der Preis des eigenen Gentests sank in den letzten Jahren immer weiter und kostet jetzt nur noch 99 US-Dollar. Und es gibt dabei noch etwas ganz besonderes: den „Family Traits Inheritance Calculator“. Zwei Kunden können damit, wenn sie beide zustimmen, prüfen lassen, mit welcher Wahrscheinlichkeit ihr ungeborenes Kind blond sein und blaue Augen haben wird oder ob ein Kind etwa intelligent und mit niedrigem Darmkrebsrisiko zur Welt komme. Das Unternehmen erhielt im September 2013 das Patent für ein Verfahren, das Vorhersagen für ein Wunschkind erlaubt – ohne moralisch-ethische Einwände und Proteste, still und fast schon heimlich.
In der Fachzeitschrift “Genetics in Medicine” beurteilen verschiedene internationale Forscher, wie die Bioethikerinnen Sigrid Sterckx von der Universität Gent und Heidi Howard von der französischen Université de Toulouse, das Unterfangen als „ethisch höchst kontrovers“. Das Unternehmen habe sich eine Methode patentieren lassen, mit der Eispenderinnen und Samenspender danach ausgewählt werden könnten, welche Merkmale bei einem Kind von den künftigen Eltern gewünscht seien. Die Auswahl basiert auf einem Algorithmus, der die genetischen Merkmale der beiden biologischen Eltern vergleicht. Vorstellbar sind alle möglichen genetischen Ausprägungen, vom Krebsrisiko über die Körpergröße bis hin zu Persönlichkeitstypen. Auf eine Anfrage von Spiegel online antwortete 23andMe, dass sie mit dem Patent keine Pläne im Zusammenhang mit Kinderwunschkliniken verfolgten.
Zu diesem Thema ist der Film „Gattaca“ zu empfehlen. Er zeigt eine technisch hochentwickelte Gesellschaft, in der fast alle Menschen bereits bei der Befruchtung auf genetische Vollkommenheit hin selektiert wurden. „Gotteskinder“ bzw. invalid werden natürlich gezeugte, mit Makeln behaftete Kinder genannt. Sie gehören zur Unterschicht ohne Hoffnung auf Wohlstand und Erfolg. Ob sich der reale Stand der Dinge mit den neuen Möglichkeiten der erschwinglichen Gentests in diese im Moment noch fiktive Richtung entwickeln könnte, bleibt abzuwarten.
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