Neurowissenschaft und die Freiheit des Willens

Neurowissenschaft und die Freiheit des Willens

Carl Craver ist Philosoph und Neurowissenschaftler. Im folgenden Ausschnitt eines Interviews spricht er über die Neurowissenschaft und die Freiheit des Willens.

Die Nachrichten bringen immer wieder Schlagzeilen wie: Die Gewalt von Psychopathen steckt bereits im Gehirn. Wie ist Ihre Meinung dazu?

Solche Aussagen sind mit Vorsicht zu genießen. Es liegt weniger an den Journalisten, da gibt es mittlerweile viele, die auf dem Gebiet der Neurowissenschaften bewandert sind. Viele Wissenschaftler sind jedoch gezwungen mit Schlagzeilen die nötigen finanziellen Mittel für ihre Forschung einzutreiben. Daher lassen sie sich zu Aussagen verleiten, die durch ihre Studien nicht oder nur teilweise belegt sind.

Zumindest in Deutschland fokussiert sich die öffentliche Debatte über Neurowissenschaften oft auf die Freiheit des Willens. Wie ist das zu erklären?

Die Grundlage der Kognition ist eines der zentralen philosophischen Probleme. Wenn wir die verschiedenen Komponenten unseres Gehirns betrachten, ihr Zusammenwirken und wie sie menschliches Verhalten beeinflussen und hervorbringen, liegt es nah, zu fragen, inwieweit Menschen noch frei sind. Ich glaube jedoch, dass die Neurowissenschaft in dieser Fragestellung heute nicht weitergekommen ist, als es die Philosophen der Antike bereits waren. Sie beweist lediglich, dass unsere Entscheidungen und unsere Persönlichkeit davon abhängig sind, was in unseren Zellen und unserem Gehirn vor sich geht. Wenn man uns Menschen als Teil der materiellen Welt betrachtet, so sind wir zwangsläufig auch ihren Gesetzen unterworfen, sowie alle Atome und Zellen.

Sie sind Philosoph der Neurowissenschaften, was verbindet diese Bereiche?

Ich denke es gibt zwei verschiedene Formen, einmal die Neurophilosophie, die sich mit der Stellung von Bewusstsein und freiem Willen in der Welt befasst und die Forschung so akzeptiert wie sie ist. Und andererseits die Philosophie der Neurowissenschaft, als Teil der Wissenschaftsphilosophie, die einen kritischeren Zugang zu diesen Themen sucht und Annahmen und Praktiken der Neurowissenschaften reflektiert. Die Fragestellung lautet hier: Was können wir wissen, wie gelangen wir zu Erkenntnissen und mit welchem Ziel untersuchen wir das Gehirn?

Welche philosophischen Gedanken sind in der Neurowissenschaft besonders wichtig?

Ich glaube Immanuel Kant könnte eine ganze Menge zur Neurowissenschaft beitragen. Scheinbar unlösbare Probleme könnten eventuell gelöst werden, wenn man sie von einem anderen Blickwinkel betrachtet. Einige Wissenschaftler sehen in Kant jemanden, der eingeborene Ideen, die sogenannten Noumena, in den Vordergrund stellt. Denkt man über diese nach und setzt sie ins Verhältnis zur physischen Welt, könnte man feststellen, dass es sich bloß um zwei verschiedene Herangehensweisen an die selbe Sache handelt.

Was kann die Neurowissenschaft denn überhaupt für sich genommen erklären?

Ich vertrete da eine kausal-mechanische Sicht: Erklären bedeutet zu sagen, in wieweit etwas in der kausalen Struktur der Welt verankert liegt. Einerseits können wir das, indem wir die Gründe herausfinden, die zu einem Phänomen führten. Andererseits können wir die innere Struktur des Phänomens auf ihre kausalen Zusammenhänge untersuchen. Daraus ergibt sich dann eine Art Hierarchie, mit der sich die Neurowissenschaft beschäftigt.

Warum denken Sie, dass kausale Strukturen den Kern dieser Wissenschaft bilden?

Krankheiten des Nervensystems wollen wir nicht nur ergründen, da sie interessant sind, wir wollen sie verhindern, Symptome lindern und heilen. Möchte die Wissenschaft verstehen, wie etwas funktioniert, muss sie die richtigen Knöpfe und Hebel finden, um die Welt verändern zu können.

 

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