Kindheitsamnesie – Woher kommt sie?

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Kindheitsamnesie - Woher kommt sie?

An die ersten Jahre unseres Lebens können wir uns meist gar nicht erinnern und auch unser Kleinkindalter scheint Jahre später nur noch schemenhaft vorhanden zu sein. Worauf diese Kindheitsamnesie zurückzuführen ist, haben Forscher nun versucht zu ergründen.

Ab sieben Jahren

Bereits vor 120 Jahren fanden Psychologen heraus, dass wir uns meist erst ab unserem dritten Lebensjahr an unsere Kindheit erinnern können. Dieses Phänomen nennt man Kindheitsamnesie, die ersten drei Jahre scheinen oftmals wie ausgelöscht. Vorerst gingen Wissenschaftler davon aus, dass Kinder in den ersten Lebensjahren einfach noch nicht über genügend Gedächtnisleistung verfügen, um Erinnerungen und Erlebnisse abzuspeichern. Doch diese These konnte durch Befragungen und Studien mit Kleinkindern eindeutig widerlegt werden.

Ein Team von Wissenschaftlern aus dem Bereich der Gedächtnisforschung rund um Patricia Bauer fand heraus, dass diese Gedächtnislücke etwa in einem Alter von sieben Jahren einsetzt. Das Forscherteam befragte über mehrere Jahre hinweg Familien mit kleinen Kindern zu gemeinsamen Erlebnissen. Während die zwischen fünf- und siebenjährigen Probanden sich noch an ungefähr 60 Prozent des Erlebten erinnern konnten, waren lediglich 40 Prozent der Kinder zwischen acht und neun Jahren in der Lage dieselben Ereignisse abzurufen.

Neuronale Gründe

Rüdiger Pohl, Professor der Entwicklungspsychologie, führt das Phänomen der Kindheitsamnesie auf die Sprachentwicklung zurück. Im Alter von drei Jahren beginnen die meisten Kinder zusammenhängend zu sprechen. Zuvor speicherte das Gedächtnis alle Ereignisse lediglich in Bildern ab, nun aber kommt die sprachliche Komponente hinzu, die bewirkt, dass das Geschehene besser gespeichert werden kann, so der Experte. Nichtsdestotrotz geht längst nicht alles komplett verloren, was wir nicht mehr im Detail abrufen können. Besonders Ängste und traumatische Erfahrungen beeinflussen uns meist noch unser Leben lang.

Auch neuronale Untersuchungen könnten Aufschluss über die unterschiedliche Gedächtnisleistung im Kindes- und Erwachsenenalter geben, so der Entwicklungspsychologe. Neuronale Verbindungen, bilden sich bereits im frühen Alter von zwei Jahren rasant aus. Doch werden viele dieser Verbindungen später deaktiviert, da sie nicht ständig gebraucht werden. Außerdem fanden Forscher heraus, dass die Speicherung von Erinnerungen bei Erwachsenen im Hippocampus unseres Gehirns deutlich stärker und nachhaltiger wirkt, als bei kleinen Kindern. Auch die Neubildung von Gehirnzellen im Kindesalter könnte dazu führen, dass Erinnerungen schneller gelöscht werden, berichten Experten.

Kommunikation der Eltern unterstützt

Außerdem brauchen wir für die Abspeicherung einer Erinnerung zuerst einmal ein Grundverständnis von Raum, Zeit, Routine, Ort usw. Ereignisse, die dann aus diesem alltäglichen Muster fallen, speichern wir als Erinnerungen ab. Doch bei Kindern muss sich diese Grundstruktur erst entwickeln, so Pohl. Zudem entwickeln wir Menschen erst mit zwei oder drei Jahren ein Bewusstsein für unser eigenes Ich. Auch aus diesem Grund scheint es schwer zu fallen, früher Erinnerungen zu reflektieren, zu formulieren und aus der eigenen Perspektive wiedergeben zu können.

Obwohl wir alle die gleichen Entwicklungsschritte durchleben, erinnern sich manche Menschen schon an Geschehnisse als sie drei Jahre alt waren, bei anderen scheint das Gedächtnis hingegen erst mit sechs einzusetzen. Wissenschaftler konnten nun durch Befragungen von Familien herausfinden, dass die Kommunikation der Eltern mit ihren Kindern in den ersten Lebensjahren dabei eine entscheidende Rolle zu spielen scheint: Je mehr die Eltern am Ende des Tages noch einmal über vergangene Erlebnisse reden, desto früher reichen die Erinnerungen der Kinder meist zurück.

 

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