Erinnerungen können manipuliert werden

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Erinnerungen können manipuliert werden

Wenn wir uns an bestimmte Erlebnisse zurückerinnern, sind diese Gedanken eng mit den damals empfundenen Gefühlen verbunden. US-Forscher kommen jetzt durch ein Experiment mit Mäusen zu dem Schluss, dass Erinnerungen und Gefühle nicht unbedingt dauerhaft und untrennbar miteinander verknüpft sein müssen. Diese Beziehung kann sogar nachträglich manipuliert werden – wie die gezielte Manipulation der Hirnaktivität der Mäuse zeigte: Negative Emotionen, die beispielsweise mit einem Ort verbunden waren, wurden zu positiven Gefühlen und umgekehrt.

Das weist darauf hin, dass unsere Erinnerungen nicht, wie bisher angenommen, unveränderbar sind. Auch schon lange gespeicherte Erinnerungen können im Nachhinein verändert werden. Erinnerungen verschwimmen unter anderem durch Schlafmangel. Weiterhin können Lebensereignisse Erinnerungen nachträglich anders erscheinen lassen: Schöne Erinnerungen an einen Partner werden nach einer schwierigen Trennung eher ins Negative umschlagen. Wir ändern nicht unsere Erinnerungen, sondern die verbundenen Emotionen, da Sacherinnerungen und Emotionen im Gehirn an zwei unterschiedlichen Stellen abgespeichert werden.

Elektroschocks hinterlassen negative Erinnerungen

Wo im Gehirn die Erinnerung neu bewertet wird, war bisher nicht klar. Forscher vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) haben deshalb für einen Versuch die Gehirnzellen im Hippocampus von Mäusemännchen mit einem speziellen Protein versehen. Aufgrund der Aktivierung durch Licht sorgen sie dafür, dass neue Erinnerungen in diesen Gehirnzellen abgespeichert – und danach per Licht wieder abgerufen werden können. Eine Mäusegruppe erlebte negative Erfahrungen durch einen Elektroschock, während die andere mit einer weiblichen Maus zusammenkam und so positive Erlebnisse speicherte. Zwei Tage später wurden die Gehirnzellen im Hippocampus durch Licht aktiviert, um zu sehen, ob die Erinnerungen eingeprägt waren. Dabei zeigten die Mäuse mit Elektroschock Angst, die anderen Mäuse nicht. Nun wollten die Forscher die verknüpften Emotionen umkehren. Die Hippocampuszellen wurden deshalb jeweils zwölf Minuten aktiviert, in denen sie die umgekehrte Erfahrung wie zuvor erlebten – der Ort blieb jedoch gleich. Wiederum zwei Tage später wurde die Erinnerung an die neuen Erfahrungen per Licht aktiviert.

Umkehrung der Emotionen

Dabei konnte festgestellt werden, dass es möglich war, Emotionen umzuprägen. Die Mäuse, die zuvor Elektroschocks bekamen, verknüpften jetzt den gleichen Ort mit positiven Emotionen, obwohl er zuvor Angst auslöste – auch in der anderen Gruppe Mäuse war das Phänomen nun umgekehrt zu beobachten. Bei näherer Betrachtung fanden die Forscher heraus, dass diese Umprägung nicht nur in den Hippocampuszellen, dem Sitz der Sacherinnerungen, stattfindet: Vielmehr ist die Verbindung zwischen Hippocampus und der Amygdala – dem Zentrum der Emotionen – entscheidend. Negative Erlebnisse, die Angst auslösen, führen zu einer stärkeren Verknüpfung zwischen den sachlichen Erinnerungen im Hippocampus und den emotionsgeladenen Zellen in der Amygdala. Das Experiment zeigte, dass eine nachträgliche Überlagerung durch andere Erfahrungen diese Verbindung wieder schwächt. Zudem bilden sich dann neue Verschaltungen der Hippocampuszellen zu den Arealen, die in der Amygdala für positive Gefühle entstehen. Die Autorin des Forscherteams der MIT sieht demnach die Plastizität der Beziehung von Hippocampus und Amygdala als besonders wichtig beim Prozess der emotionalen Neubewertung unserer Erlebnisse. Diese Ergebnisse erklären darüber hinaus, warum Verhaltenstherapien sinnvoll sind, um Menschen mit Phobien dabei zu helfen, ihre Ängste zu lösen. In Zukunft könnten die veränderbaren Emotionen auch in Therapien für Menschen mit posttraumatischem Stresssyndrom oder anderen Traumata und psychischen Störungen, die durch negative Erfahrungen ausgelöst werden, eingesetzt werden.

 

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