Die Illusion vom freien Willen (EEG Funktion)
Der Gedanke, dass jeder Mensch nur aufgrund seines freien Willens agiert, ist sehr alt. Dieses Gebiet wird seit Jahren intensiv erforscht und immer wieder neu beurteilt. Umso erstaunlicher ist, dass die neuesten Forschungsergebnisse zu dem Schluss kommen, dass so etwas wie der freie Wille offenbar nicht existiert.
Zu diesem Ergebnis kamen Hirnforscher nach ausführlichen Studien und vielen dementsprechenden Versuchen. Entscheidend für diese Erkenntnis ist das Problem des Determinismus. Unter dem Begriff Determinismus versteht man die Vorstellung, dass künftige Ereignisse anhand aktueller herrschender Bedingungen vorbestimmt wären. Ebenso alt ist der Streit der Philosophen darüber, ob der menschliche Geist durch göttliche oder natürliche Gesetze determiniert ist.
Bereits der berühmte Philosoph Immanuel Kant war zu seiner Zeit um eine Lösung bemüht. Er schlug vor, den Menschen als Natur- und Vernunftwesen zu begreifen. Im Laufe des 20. Jahrhunderts folgten immer mehr Fachleute der sogenannten kompatibilistischen Sichtweise. Für sie ist nicht entscheidend, ob wir determiniert sind, sondern eher was uns determiniert. Ihrer Ansicht nach sind all jene unserer Entscheidungen frei, die wir aufgrund unserer eigenen Wünsche und Überzeugungen treffen, die also ohne Zwang erfolgen.
Das Unterbewusstsein
Wobei die Frage, ob der Zustand des Universums immer durch die Naturgesetze und den vorherigen Zustand festgelegt ist, bedeutungslos wird. Eine andere Frage betrifft das Unterbewusstsein und wie weit es uns unsere Entscheidungen vorschreibt. Hierbei sind die Experimente des Neurowissenschaftlers Benjamin Libet zu erwähnen. Denn viele Philosophen und auch Hirnforscher interpretieren sie als Widerspruch oder der Widerlegung der Willensfreiheit. Seiner Ansicht nach ist die Vorstellung einer bewussten Kontrolle über uns selbst ein Irrtum, denn in Wahrheit bestimmen unbewusste Prozesse im Gehirn das Handeln.
Im Jahre 1983 fand an der University of California in San Francisco ein interessantes Experiment statt. Dabei maßen die Wissenschaftler die Hirnströme von Versuchspersonen. Durch die Sichtbarmachung der Hirnströme durch die Elektroenzephalografie (EEG) konnte nachgewiesen werden, dass schon vor der bewussten Entscheidung für eine körperliche Bewegung, ein elektrisches Signal die Bewegung vorhersagte. Dies wird auch als Bereitschaftspotenzial bezeichnet.
Berliner Neurowissenschaftler haben dieses Experiment 2008 wiederholt, sie verwendeten dazu allerdings einen Magnetresonanztomografen und kam zu einem noch erstaunlicheren Fazit. Wie sie feststellen konnten, steht eine Entscheidung innerhalb des Gehirns bereit zehn Sekunden vor der eigentlichen Aktion fest, ehe wir uns selbst dessen bewusst sind.
Allerdings werden unsere Entscheidungen ja nicht immer spontan getroffen. Unser Gehirn und damit auch das Unterbewusstsein beschäftigt sich oft schon Stunden oder gar Tage vorher mit der Planung bestimmter Vorgänge. Dies konnte in dem durchgeführten Experiment natürlich nicht berücksichtigt werden. Viele Handlungen werden geplant und dann abgebrochen, auch das konnte nicht in die Ergebnisse es Experiments einfließen. Dabei ist die Planung bestimmter Handlungen für unser Leben sehr wichtig. Denn wer seinen Handlungen im Kopf schon einmal erfolgreich durchgespielt hat, führt diese dann sicherlich auch aus.
Die Experimente rund um die Erkenntnisse von Libet und anderer Wissenschaftler haben die Frage nach der Existenz des freien Willens nicht endgültig klären können. Die Debatte um die Willensfreiheit ist damit noch lange nicht zu Ende. Künftige Generationen von Philosophen und Hirnforschern werden sie sicher weiterführen.
Online Beratung – Unsere Empfehlung
Diese Berater stehen aktuell für eine ausführliche Beratung in diesem Bereich zur Verfügung und geben Antwort auf Deine Fragen.