Das pawlowsche Experiment

Der russische Psychologe Petrowitsch Pawlow gilt als Entdecker der klassischen Konditionierung. Die von ihm begründete behavioristische Lerntheorie besagt, dass einem natürlichen und oft sogar angeborenen Reflex ein neuer Reflex hinzugefügt werden kann. Dies geschieht allein durch den Vorgang des Lernens. Mit der Technik des Konditionierens lassen sich Zwangsstörungen und Ängste behandeln. Diese Form der Konditionierung ist auch als Gegenkonditionierung oder Aversionstherapie bekannt.

Sie beruht auf der Erkenntnis, dass der Mensch lernfähig ist, und sich das menschliche Gehirn umprogrammieren lässt.

Der Pawolowsche Hund

Dieser Klassiker der Psychologie zeigt deutlich, wie die Konditionierung funktioniert. Pawlow nutze dazu einen Hund, der beim Ertönen eines Klingelzeichens Futter erhielt. Das Tier verband schnell das akustische Signal mit den Futtergaben. Schließlich genügte es, die Klingel ertönen zu lassen, um beim Hund vermehrten Speichelfluss zu erzeugen. So führte durch mehrmaliges Wiederholen des an sich neutralen Reizes des Glockentons dazu, dass der Hund eine Futtergabe erwartete. Bei den meisten Menschen genügt es schon an eine Zitrone zu denken, um einen ähnlichen Effekt hervorzurufen. Ähnlich funktioniert die Reaktion auf ekelige Gedanken, auch sie verursachen eine spürbare körperliche Reaktion.

Auch viele Ängste entstehen durch Kondition

Kinder fürchten sich nicht vor Insekten wie Spinnen, Nagern, Mäusen oder Ratten. Erst die Reaktion der Eltern oder Bekannten auf diese Tiere löst auch bei ihnen nach kurzer Zeit Ängste oder Aversionen aus. Man kann diese Ängste daher durchaus als anerzogen durch Beobachtung bezeichnen. Viele Ängste entstehen aber auch durch reale Bedrohungen. So hat die Generation unserer Eltern und Großeltern das Ertönen von Sirenen mit der Angst um ihre Existenz oder sogar um ihr Leben verbunden. Viele Menschen empfinden daher immer noch Angst, wenn irgendwo eine Sirene ertönt. Allein die damals gemachten Erfahrungen genügen, um sie in Schrecken zu versetzen.

Im Gegensatz dazu wird ein unkonditionierter Mensch beim ersten Ton völlig ruhig bleiben, das heißt, der Signalton würde hier keine signifikante Reaktion hervorrufen. Bei manchen Menschen geht die Konditionierung sogar noch weiter. Bei ihnen genügt schon die Vorstellung, dass eine Sirene ertönen könnte, um Ängste auszulösen. Die exzitatorische und inhibitorische Konditionierung Von einer exzitatorischen Konditionierung spricht man immer dann, wenn es zu einer Kopplung eines eigentlich neutralen Reizes an einen Reiz kommt, der ein angeborenes Verhalten auslöst. So haben viele Kinder Angst, wenn es donnert. Da meist ein Blitz diesen Donner ankündigt, koppelt sich die Angst vor dem Donner dann an das Erscheinen der ersten Blitze an.

Andererseits ist es auch möglich, diese Konditionierung umzukehren. Denn der Organismus ist durchaus in der Lage das Ausbleiben dieses Reizes an den bedingten Reiz zu koppeln. Um bei dem Beispiel des Kindes und des Donners zu bleiben, verschwindet die Angst vor dem Donner, wenn die Mutter dabei ist. Die moderne Psychologie macht sich dies bei der Behandlung von Angststörungen zunutze. Wenn es gelingt, die Konditionierung umzukehren, bzw. sie zu verändern, lassen sich erworbene Ängste auflösen und verschwinden. Dazu ist es allerdings notwendig, die Ursachen für die Ängste zu finden. Da die meisten Ängste auf Erlebnisse in der Kindheit zurückzuführen sind, liegt hier auch der Schlüssel für deren Gegenkonditionierung.