Wie lernen Menschen das Greifen?

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Wie lernen Menschen das Greifen?

Einen Gegenstand in die Hand zu nehmen und ihn zu ergreifen ist eine der komplexesten Handlungen, zu denen ein Mensch fähig ist. Unsere gesamte evolutionäre Entwicklung wäre ohne das Zusammenspiel von Muskeln und Sehnen undenkbar. Erst die Koordination von Fingern und Daumen hat die Entwicklung vom Primaten zum heutigen Menschen möglich gemacht. Wie lernt der Mensch, etwas mit der Hand zu greifen?

Die Wissenschaft befasst sich schon lange mit der Entwicklung von Kleinkindern. So ist der Greifreflex eines der ersten Phänomene, welches man nach der Geburt beobachten kann. Ein Neugeborenes ist bereits kurz nach der Geburt in der Lage, sich an einem Seil festzuhalten. Dieser Reflex stammt offenbar noch aus der Primatenzeit. Bei Affen kann man heutzutage noch beobachten, wie sich die Jungtiere im Fell ihrer Mütter festhalten. Dieses Verhalten verliert sich jedoch schnell wieder.
Erst nach ein paar Monaten kann man den gezielten Einsatz der Hände beim Greifen von Gegenständen wieder beobachten.

Zielgerichtetes Greifen durch den „Pinzettengriff“

Wer sich selbst beobachtet, stellt schnell fest, dass ohne den Einsatz des Daumens kein gezieltes Greifen möglich wäre. Bereits ein paar Monate alte Kinder greifen nach Gegenständen und halten sie fest. Dabei wechseln sie die Hand, die das Spielzeug festhält, und können so Objekte von allen Seiten betrachten. Die Wissenschaft spricht dabei von der Auge-Hand-Koordination. Dies funktioniert bereits im Alter von etwa drei Monaten. Mit vier bis acht Monaten kann ein Baby größere Objekte erfassen.

Seine Fingerfertigkeit reicht jedoch noch nicht aus, um ganz kleine Gegenstände zu ergreifen. In der Zeit kurz vor dem ersten Geburtstag ist ein Kind meist in der Lage den „Pinzettengriff“ zu perfektionieren. Dabei haben auch ganz kleine Kinder schon eine Vorliebe für die sogenannte “ausführende” Hand. Eine wirkliche Tendenz für die Entwicklung zum Rechts- oder Linkshänder lässt sich daraus jedoch nicht ablesen. Dies kann man erst im Alter von zwei oder drei Jahren wirklich sicher sagen.

Wie geht es weiter?

Wenn das Greifen funktioniert, fangen Kinder meist damit an, die erfassten Gegenstände zu werfen. Diese menschliche Version vom „Stöckchen holen“ erfreut sich bei Babys großer Beliebtheit. Ab einem Alter von etwa einem Jahr geht die Fähigkeit zum Greifen so weit, dass das Kind in der Lage ist, Türmchen aus Bauklötzen zu bauen. Dies setzt voraus, dass ein Kleinkind die Bauklötze nicht nur sicher in der Hand halten kann, sondern sie auch so aufeinander setzt, dass sie stabil stehen bleiben.

Das Greifen führt auch dazu, dass es lernt die Gegenstände gegeneinander zu schlagen und sich damit Töne und Geräusche erzeugen lassen. Ab einem Alter von etwa zwei Jahren ist die Entwicklung der Hand soweit fortgeschritten, dass ein Kind Stifte halten kann und sie gezielt einsetzt. Zwar sind die Kunstwerke noch sehr abstrakt, die künstlerische Seite ist aber schon deutlich erkennbar.

Ab einem Alter von etwa drei Jahren wird der Einsatz von Stiften dann gegenständlicher. Die Kinder malen Bekanntes aus ihrer Umwelt und beginnen oft schon Buchstaben abzuschreiben. Ohne die Hand respektive ihre Feinmotorik wäre die Entwicklung zum modernen Menschen sicher nicht möglich gewesen. Die Evolution hat damit eines ihrer Meisterwerke vollbracht.

 

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