Die ersten Minuten

Die erste Minuten beim Kennenlernen von einem möglichen Partner oder auch die erste Minute im Bewerbungsgespräch für einen zukünftigen Job – erste Minuten sind immer besondere Momente. Nicht umsonst spricht man davon, dass der erste Eindruck kaum zu revidieren ist und sich in das Gedächtnis einprägt wie kein anderer. Erste Minuten zeichnen sich vor allem dadurch aus, dass sie zunächst durch Gefühle geprägt sind und sich erst später in den Bereich des Bewusstseins begeben. Wir wollen im Folgenden einmal erste Minuten, erste Moment aus dem alltäglichen Leben näher beleuchten.

Der Moment des Aufwachens

Kein Mensch hat Probleme damit aufzuwachen. Einschlafstörungen gibt es zuhauf, Aufwachstörungen sind bislang nicht bekannt. Doch was passiert in der ersten Minute nach unserem Schlaf? Zumeist erinnern wir uns nur in dieser Minuten noch an das Geträumte. Das Gehirn reorganisiert sich nach dem Aufwachen in Sekundenschnelle. Wenn Frontal- und Stirnrinde erwachen, besteht auch die Möglichkeit sich an seine Träume zu erinnern.

Schlafforscher streiten noch darüber, wo Träume gespeichert werden. Ob im Kurzzeitgedächtnis oder im Langzeitgedächtnis, fest steht, dass wir uns nur selten an sie erinnern können. Was das interessante beim Aufwachen aus dem Schlaf ist, dass wir das unterbewusst Erlebte auch immer noch spüren. Wir wurden in eine Stimmung versetzt während des Schlafens, die noch etwas vorhält den Tag über. Ganz anders ist es nach dem Erwachen aus einer Narkose. Unsere Stimmung ist dann im Grunde immer wie vor der Narkose.

Die erste Minute eines Gesprächs

Auch die erste Minute eines Gesprächs kann entscheidend für dessen Verlauf sein. Beginne ich es positiv, mache Mut, vielleicht ein Kompliment, ist die Ausgangsposition eine ganz andere, als wenn ich mit einem Vorwurf beginne. Wichtig und hilfreich kann auch die Betonung einer Gemeinsamkeit sein. Polizisten, die mit Geiselnehmern verhandeln müssen, sprechen daher meist von einem gemeinsamen Projekt, das Beide lösen wollen. Versuchen Sie den Menschen für sich zu gewinnen und betonen Sie die Gemeinsamkeiten.

Die erste Minute der Trauer

Wer eine schlimme Nachricht erfährt, verfällt zumeist in einen Schockmoment. Die erste Reaktion ist Verweigerung, Leugnung, Abkehr. Betroffene reagieren in manchen Situationen mit einer Depersonalisierung. Sie versuchen das Erfahrene nicht auf sich und die eigene Person zu beziehen und spalten sich gewissermaßen innerlich auf. Dies erfolgt besonders häufig bei Vergewaltigungsopfern. Weiterhin ist es frappierend, dass Betroffene, die beispielsweise eine schlimme Nachricht erfahren haben, bestimmte Sinneseindrücke mit diesem Ereignis verbinden.

Erfahren Sie beispielsweise von einer lebensgefährlichen Diagnose, merken Sie sich den klickenden Kugelschreiber Ihres Arztes, dem sie sich gegenüber sahen. Jedes Mal, wenn Sie in der Folge die gleiche Bewegung erneut beobachten, erinnert sich der Körper an das traumatische Erlebnis und ruft zur Flucht auf. Viele Menschen können ihre Trauer alleine bewältigen. Einige brauchen dabei aber Hilfe. Die erste Minute trifft sie in diesem Fall wie ein Faustschlag ins Gesicht und wirkt noch lange nach.

Die Liebe und ihre Anfänge

Die wohl schönste erste Minute ist jene, in der eine Liebe beginnt. Manchmal kann man sich an diese Minute nur noch unscharf erinnern. Sie kann aber Paaren, denen die „Magie“ in ihrer Beziehung abhanden gekommen ist, helfen sich an das Gefühl zu erinnern, das man in der ersten Minute mit dem geliebten Mensch hatte. Es braucht nur dieser einen Minute, um unser Gegenüber zu verstehen und zu erkennen, wie eine Beziehung mit ihm sein könnte.

Natürlich kann in diesem Moment nicht abgesehen werden, wie die Beziehung weiter verläuft, aber er markiert einen Beginn von etwas, ein Einlassen auf einen anderen Menschen und jede Begegnung verändert unser Leben. Dieser Moment ist tröstlich, weil er ein erinnerbares Fundament jeder Beziehung ist. Die ersten Minuten sind so entscheidend, wie wir es oftmals gar nicht wahrnehmen.