Coolness ist leider gar nicht cool
„Cool Sein“ ist alles, das zumindest scheinen immer noch viele – und nicht nur Jugendliche – zu glauben. Und wer cool ist, der hat immer einen lockeren (eben „coolen“) Spruch auf den Lippen, nimmt alles „easy“ (also leicht) und bestimmt nichts ernst … außer sich selbst und seinem eigenen Image natürlich, wozu durchaus die gesamte äußere Ausstattung gehört, von den Schuhen der „richtigen“, da „angesagten“ Marke, bis zum lange einstudierten gelangweilten Gesichtsausdruck.
Dumm nur, dass die Angewohnheit, alles ironisch zu kommentieren, sich über alles und jedes, speziell aber über Gefühle, lustig zu machen, nur eines offenbart: Hilflosigkeit sich selbst und den eigenen Gefühlen gegenüber ebenso wie gegenüber denen der anderen. Wer das versteht, der sieht die Maske der Überlegenheit schnell zerbröseln. Hinter der Dauerironie, die unsere Gesellschaft auch in den Medien beherrscht und die in ihren extremsten Ausformungen zu hartem Zynismus wird, stehen blankes Unvermögen und nackte Angst: das Unvermögen mit Emotionen umzugehen und die Angst, sich eine Blöße zu geben und damit an Anerkennung zu verlieren.
Beides sind Anzeichen unzureichend ausgeprägter Persönlichkeiten. Denn wer eine starke Persönlichkeit besitzt, der hat kein Problem damit, anderen offen entgegenzutreten, auch Schwächen zu zeigen und zu ihnen zu stehen. Diese Art der Ehrlichkeit allerdings ist ohne die Stärke einer gefestigten Persönlichkeit nicht möglich. Alles, was mit der Attitüde des „Cool Seins“ verbunden ist, gehört eigentlich in das Stadium des Prä-Pubertären oder bestenfalls noch des Pubertären, also in die Phase unserer Entwicklung, die uns zur Adoleszenz, zum Erwachsensein hinführt.
Dies ist der Lebensabschnitt, in dem sich – unter Abgrenzung von den Eltern – die wichtigsten Entwicklungen der eigenen Persönlichkeit vollziehen, in der die Identität des Erwachsenen angelegt wird. Wenn in unserer Medien-Gesellschaft Menschen, die eigentlich diese Phase ihres Lebens längst hinter sich gelassen haben, sich so benehmen, als seien sie noch mitten in der Pubertät, und wenn sie damit auch noch Erfolg haben, ist das durchaus eine relevante Aussage über die Verfassung dieser Gesellschaft.
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