Gibt es einen Geschmackssinn für Fett?
Die Geschmacksknospen der Zunge ermöglichen es dem Menschen, den Grundgeschmack zu erkennen. Bisher waren die Sinne süß, sauer, salzig, bitter sowie herzhaft bekannt. Der genaue Geschmack wurde dann in der Kombination mit Rezeptoren in der Nase erzeugt. Wissenschaftler entdeckten nun einen weiteren Geschmackssinn, wobei die Geschmacksknospen hier besonders auf Fett reagieren.
Entdeckung und Nager
Die neuen Rezeptoren wurden sowohl in der Zunge, als auch im umliegenden Gewebe gefunden. Wie im Fachmagazin „Chemical Senses“ von deutschen Wissenschaftlern veröffentlicht wurde, werden die Sensoren speziell durch langkettige Fettsäuren aktiviert, die für den Geschmack des Fettes verantwortlich sind. Bisher war die Annahme der Mediziner und Ernährungswissenschaftler, dass der Geschmack von Fett nur indirekt wahrgenommen wird. Dafür wurden bislang Aromen sowie die Konsistenz des Fettes gemacht. Die entdeckten Rezeptoren reagieren allerdings direkt auf den Nahrungsmittelstoff. Allerdings, so die Wissenschaftler, sei bisher nicht bekannt, ob die aufgenommenen Reize tatsächlich direkt an das Gehirn weitergeleitet werden.
Die Studie, die vom Institut für Ernährungsforschung in Potsdam durchgeführt wurde, ist eine Weiterführung einer Vermutung, die bereits seit langer Zeit besteht. In Versuchen mit Nagetieren hatten die Potsdamer Forscher bereits vor einiger Zeit entdeckt, dass Nagetiere direkt auf Fette reagieren. Forscher der Deakin University in den USA hatten anhand von 30 Probanden ähnliche Entdeckungen gemacht. Menschen, die wenig Fett essen, scheinen einen ausgeprägteren Sinn für Fette in der Nahrung zu haben. Ist die Wahrnehmung für Fette nicht ausgeprägt, dann scheinen die Betroffenen wesentlich mehr Fett zu konsumieren, wie die amerikanischen Forscher betonen. Ein Umstand, der bei Tieren bereits seit Jahren bekannt ist.
Anatomie legt Wahrnehmung nahe
Dass Säugetiere und der Mensch ähnliche Anlagen haben, ist lange bekannt. Die Anatomie unterscheidet sich nur durch Kleinigkeiten. Dies wird ersichtlich, wenn das Skelett eines Wales betrachtet wird. Die Flossen der Tiere beinhalten Knochen, die noch immer an die menschliche Hand erinnern und die gleichen Knochen aufweisen. Auch das Herz ist weitgehend identisch. Ähnliches lässt sich bei allen Säugetieren beobachten. Bereits dieser Umstand deutet daraufhin, dass die anatomischen Analogien auch bezüglich der Geschmacksknospen vorhanden sind. Die Forscher suchten beim Menschen daher nach jener Form der Knospen, die auch bei den Nagern für die Fettwahrnehmung verantwortlich sind. GPR120 ist die Bezeichnung dieser Knospen.
Die Ergebnisse waren eindeutig. Die Rezeptoren wurden auch beim Menschen gefunden. Dass die Rezeptoren tatsächlich langkettige Fettsäuren erkennen können, zeigt ein Versuch mit einer „künstlichen Zunge“. Das Gerät ist in der Lage, Rezeptoren nachzubilden und ihre Funktion zu übernehmen. Im Versuch erkannten die Rezeptoren die Fettsäuren. Die Rezeptoren übernahmen beim Menschen identische Funktionen, wie in weiteren Versuchen herausgefunden wurde.
Den Fund allerdings als Beweis für die Wahrnehmung zu sehen, ist nach Meinung der Forscher voreilig. Bisher wurde nicht geklärt, ob es nachgeschaltete Nervenbahnen gibt, die die Signale in das Gehirn übertragen. Dies wäre allerdings die Voraussetzung für eine gezielte Wahrnehmung. Weitere Versuche werden folgen, damit vollständig geklärt werden kann, ob die Rezeptoren tatsächlich zu einem neuentdeckten Geschmackssinn gehören. Wann diese Studien abgeschlossen sein werden, ist bisher allerdings nicht bekannt.
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