Manche Lebensmittel müssten teurer werden

Manche Lebensmittel müssten teurer werden

„Wenn Sie im Senegal auf den Markt gehen, können Sie europäische Früchte zu einem Drittel der einheimischen Preise kaufen. Also hat der senegalesische Bauer keine Chance mehr, das Auskommen zu finden.“

Jean Ziegler, UN-Sonderberichterstatter für das Menschenrecht auf Nahrung

Wir alle kennen die Situation. Wir stehen an beim Metzger und wollen eigentlich nur ein paar Scheiben rohen Schinken und vielleicht ein wenig Hackfleisch für unsere Bolognese einkaufen, und vor uns steht eine mollige Dame reifen Alters mit Apfelbäckchen und einer beängstigend großen Einkaufstasche. Und die Bestellungen nehmen einfach kein Ende. „Dann krieg ich noch 500 Gramm von der Blutwurst…. Sind die Nierchen frisch? Ja davon dann noch 5 Stück…“ – „Darf‘s noch was sein?“ Und natürlich darf’s noch was sein. Und noch was, und noch was. Die Fleischberge türmen sich auf der Theke und man fragt sich unwillkürlich, wer die Berge an Lebensmitteln essen soll. Ein Blick auf die rosigen Bäckchen der Kundin beantworten dann dir Frage: sie isst es natürlich selbst.

Ist das jetzt ein Indikator für den Fleischkonsum der Deutschen? Nein, denn der findet nicht beim Metzger statt. Zwar werden uns hier die Auswüchse des deutschen Wohlstandes besonders unangenehm vor Augen geführt, aber der Metzger ist einer der wenigen übrig gebliebenen Qualitätsgaranten, sofern er noch selber schlachtet und den Bauern kennt, der ihm das Schlachtvieh liefert. Die Preise sind entsprechend hoch, und abgesehen von gesundheitlichen oder moralischen Erwägungen, kann hier die Kritik lediglich am sichtbar werdenden Wohlstandsverhalten ansetzen.

Nein, der wahre Konsum findet im Supermarkt statt – und hier tobt auch die ruinöse Preisschlacht, bei der nicht die Konzerne auf der Strecke bleiben, sondern die Erzeugerländer, die Gesundheit der Verbraucher und nicht zuletzt die unter unwürdigen Bedingungen „produzierten“ Lebendwaren, die all dem Fresswahn als Grundlage dienen.

Während in reichen Ländern wie jenen der OECD die Landwirtschaft nur rund 5 % der Beschäftigung ausmacht und nur 2 % zum Bruttoinlandsprodukt beiträgt, macht die Landwirtschaft in den Entwicklungsländern einen durchschnittlichen Anteil von 36 % am BIP aus und beschäftigt etwa 70 % der Arbeitskräfte.

Was sagen uns diese Zahlen?

Wenn man bedenkt, dass die Überschüsse der Europäischen Union auf senegalesischen Märkten unter dem Erzeugerpreisen angeboten werden, fragt man sich, wovon der Bauer im Senegal noch leben soll. Und die Preise sind natürlich deshalb so niedrig, weil sie von der EG zu Tode subventioniert wurden. Die Agrarerzeuger erhalten hier natürlich den vollen Preis aus den Zuschusskassen, einen Preis, den letztlich wir, die Verbraucher, mit unseren Steuern bezahlen. Wenn man dann dazu noch die Tatsache im Betracht zieht, dass ein Viertel des Restmülls unserer Großstädte aus unverbrauchten Lebensmitteln besteht, erhält man eine Ahnung davon, wie der Hunger in der Welt entsteht.

Ein unfassbares Armutszeugnis für unsere moderne Welt, nicht wahr? Das erinnert uns doch fatal an die Schuldgefühl-Erzeugungsmaschine „Mutter“, die uns mit Sätzen traktierte wie: „In Biafra verhungern die Kinder und du willst dein Essen nicht.“ Was wussten wir damals schon von Globalisierung und Wohlstandsgesellschaft? Dabei hätten wir Dinge entgegnen können wie: „Diese Gesellschaft verlangt geradezu danach, dass ich mein Essen wegwerfe, denn würde ich es aufessen, wäre ich für den ganzen Tag satt und könnte nicht mehr all die anderen Dinge konsumieren, die mir gerade in der Werbung vorgesetzt werden.“ Oder: „Dass die Menschen in Pakistan hungern, ist deine Schuld, Mutter, denn du musstest ja unbedingt dieses Schnäppchen beim Teppich-Frick kaufen, dafür schuften in diesem Land 200 Kinderarbeiter und sehen das Sonnenlicht nicht, weil sie ihre Eltern zu teuer wären.“ Vielleicht – wenn ihre Mutter schlau genug war, hätte sie dagegen gehalten „Wieso kann ich was dafür, wenn die Regenten dieser unterentwickelten Staaten unsere Entwicklungshilfe verpulvern und unter ihresgleichen aufteilen, während die armen Bauern vor ihrer Tür verhungern?“

„Alle fünf Sekunden verhungert ein Kind unter zehn Jahren. Ein Kind, das an Hunger stirbt, wird ermordet.“

Jean Ziegler, UN-Sonderberichterstatter für das Menschrecht auf Nahrung

So ganz unrecht hätte sie damit auch gar nicht gehabt. Und dabei ist unsere westliche Welt überaus spendabel. Milliarden und Abermilliarden werden jährlich für den Bau von Schulen, Krankenhäusern und Kinderhorten gespendet. Tausende von ausgebildeten Entwicklungshelfern verbringen Monate, Jahre und ganze Leben in den Ländern der Dritten Welt, um den Ärmsten der Armen auf die Sprünge zu helfen. Damit wird Not gelindert aber keineswegs das Übel verändert – damit ist es also nicht getan.

Das alles täuscht nicht über die Tatsache hinweg, dass Billigwaren ihren Preis haben. Um ein günstiges Hähnchenbrustfilet im Supermarkt zu ergattern, muss die Hähnchen- „Produktion“ auf unmenschlichste rationalisiert werden, um einen günstigen Kleinwagen zu fahren, müssen Produktionsstätten von Deutschland nach China verlegt und Tausende von Arbeitsplätzen wegrationalisiert werden. Die Liste ließe sich endlos fortsetzen.

Was können wir tun?

Es wäre zu viel verlangt, von jedem einzelnen Bürger dieses Landes zu erwarten, dass er sich mit Greenpeace in ein Schlauchboot auf dem Atlantik setzt, um Robbenschlächtern auf den Pelz zu rücken. Aber wir können alle doch etwas tun. Wir können darauf achten, dass wir Produkte kaufen, die uns und unserer Gesundheit zuträglich sind. Wir könnten auf die vielen kleinen Verführungen und Luxusartikel, die wir im Grunde gar nicht brauchen, verzichten, und stattdessen weniger, aber Hochwertiges kaufen. Lieber ein wenig länger auf einen Kühlschrank sparen und dafür ein Modell erstehen, welches weniger FCKW in die Umwelt bläst. Statt bunt bemalte Ostereiern von Legebatterien in den Einkaufskorb zu packen, peinlich darauf achten, wo die Eier herkommen, und sie zu Hause selbst bemalen.

Es gibt viele Möglichkeiten, Einfluss zu nehmen. Wir können Artikel von „TransFair“ kaufen, einer Organisation, die auf moralisch einwandfreie Einkaufs- und Transportbedingungen Wert legt. Wir können unseren Lebensstil verändern und darauf verzichten, bequeme Mikrowellenprodukte zu essen und stattdessen auf Wochenmärkte gehen um vom Erzeuger direkt einzukaufen. Das wird die Massenprodukte recht bald in arge Bedrängnis bringen. Aber alles beginnt mit der Bereitschaft, sich aufklären zu lassen, ohne in Schuld zu ertrinken. Wir sind nicht schuld. Aber wir können lernen, achtsamer zu sein.

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