Der Irrglaube von Lebensmittelunverträglichkeiten

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Der Irrglaube von Lebensmittelunverträglichkeiten

Schon vor über 2000 Jahren hat der griechische Arzt Hippokrates davon berichtet, dass manche Menschen bestimmte Lebensmittel nicht vertragen. Er beschrieb als erster eine Art Milchallergie, die sich in Verdauungsstörungen und Nesselausschlag äußerte. Heute gibt es kaum jemanden, der nicht unter Blähungen, Hautausschlägen oder Durchfall leidet und das mit einer Lebensmittelunverträglichkeit begründet.

Allergie, Unverträglichkeit oder Zöliakie?

Während bei einer Allergie das körpereigene Immunsystem eine Rolle spielt, haben sogenannte Unverträglichkeiten oder auch Intoleranzen andere Ursachen. Als Beispiel kann hier die Fruktoseintoleranz angeführt werden. Jeder Mensch verträgt den beispielsweise im Obst vorkommenden Fruchtzucker nur in Maßen. Der Grund liegt in den Transporteiweißen, die nur eine begrenzte Menge Fructose vom Darm ins Blut transportieren können. Der Körper reagiert bei einem Zuviel mit aufgetriebenem Bauch und Blähungen, Bauchschmerzen und Durchfall. Nicht jeder, der diese Symptome nach Genuss einer ordentlichen Obstmenge hat, ist fruktoseintolerant. Allerdings sind es immerhin etwa ein Drittel der Deutschen bei denen der Transport von Fructose nur eingeschränkt funktioniert. Sie reagieren schon auf kleinste Mengen. Häufig wird bei den Unverträglichkeiten die Laktoseintoleranz angeführt.

Der Milchzucker in Milch, Frischkäse und Sahne wird hier nicht vertragen. Betroffene können das Enzym Laktase, das die Laktose spaltet, nicht in ausreichender Menge bilden. Käse enthält entgegen der landläufigen Meinung als verarbeitetes Produkt kaum mehr Milchzucker. In Deutschland gibt es bis zu 20% Laktoseintolerante. Von der Zöliakie sind hingegen nur bis zu einem Prozent der Bevölkerung betroffen ist. Das Klebereiweiß Gluten wird nicht vertragen, das in Malz, Gerste, Weizen und anderen Getreidesorten enthalten ist. Viele Lebensmittel wie Brot, Bier, Kuchen, Malzkaffee und Knödel müssen gemieden werden. Das Immunsystem hält Gluten für einen feindlichen Stoff „erkennt“ würde heißen, dass Gluten wirklich und objektiv gefährlich ist und löst eine Abwehrreaktion in der Darmschleimhaut aus, die mit einer Entzündung einhergeht. Diese Entzündung chronifiziert und der Darm wird geschädigt. Die zunehmende Anzahl der Betroffenen lässt sich einerseits mit verbesserten Diagnosemöglichkeiten erklären, andererseits wird die Krankheit derzeit auch zum Lifestyle-Gebrechen hochstilisiert: Wer sensibel auf Standard-Lebensmittel reagiert und nur besondere Nahrung zu sich nehmen kann, dem haftet der Hauch des Kultivierten und Exklusiven an.

Wie viel Anteil haben die Medien an derartigen Krankheitsentwicklungen?

Seit einigen Jahren wird in den Medien zunehmend von Unverträglichkeiten und der Wichtigkeit achtsam mit sich und seinem Körper umzugehen berichtet. Es gibt immer mehr sensible Esser, die auch für sich, die Familie und die Haustiere prophylaktisch auf Nummer sicher gehen wollen und beispielsweise auf Gluten oder laktoseverdächtige Produkte verzichten. Zum einen erhält man, verfolgt man die Berichterstattung in den Medien, den Eindruck, dass es sich bei Alles-Essern um ungehobelte, eher ungebildete „Bauern“ handelt. Zum anderen verunsichern die zahllosen Lebensmittelskandale die Verbraucher. Es entsteht ein Bild von den besseren, weil besonderen Lebensmitteln, auf denen laktose- oder/und glutenfrei steht. Selbst dann, wenn sie es auch ursprünglich nicht enthalten.

Ein Beispiel hier ist Kaffee oder Öl. Die Zahl der Konsumenten dieser speziellen Lebensmittel steigt sehr stark an. Die GfK, kurz für Gesellschaft für Konsumforschung, in Nürnberg stellte bei einer jährlichen Befragung von 30.000 Haushalten fest, dass der Anteil 2007 bei 6,5 Prozent der Haushalte lag. Fünf Jahre später waren es bereits 18 Prozent; Tendenz steigend. Auch die Möglichkeit, Beschwerden, Symptome und Krankheiten im Internet zu recherchieren, gibt dem Trend Aufwind. Denn wer lange genug recherchiert, findet sicher etwas Passendes. In Ärztekreisen wird das als Morbus Google bezeichnet. Dankbar sind hier die oft unspezifischen Symptome der Unverträglichkeiten. Und schließlich werden wir durch Identifikationsfiguren und Vorbilder in den Medien darauf hingewiesen. Miley Cyrus beispielsweise, die derzeit viel Aufmerksamkeit durch ihre Skandälchen auf sich zieht, rief ihre Fangemeinde in Twitter auf ebenfalls auf das „böse Gluten“ zu verzichten.

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