Krebserreger Vegetarismus?

Eine topaktuelle, aber bereits jetzt umstrittene Studie der Universität Graz erhitzt die Gemüter: Vegetarier sollen häufiger an Krebs, Asthma und psychischen Erkrankungen wie Depressionen leiden als Fleischesser. Zudem sollen sie häufiger einen Herzinfarkt erleiden oder sich mit Allergien herumschlagen. Aus diesem Grund sollen sie mehr Leistungen aus dem Gesundheitssystem beanspruchen und auch ihre Lebensqualität sei insgesamt niedriger. Die Studie wurde jetzt im Fachmagazin „PLOS ONE“ veröffentlicht. Andere internationale Studien kommen übrigens zu einem genau gegenteiligen Ergebnis.

Die Studie

In der ursprünglichen Studie wurden in den Jahren 2006 bis 2007 insgesamt 15.000 Menschen befragt. Diese Daten stammen aus der „Austrian Health Interview Survey (AT-HIS)“, einer Stichprobe der erwachsenen österreichischen Bevölkerung, die Teil der EU-weiten Umfrage „European Health Interview Survey“ ist. Aus diesen Daten wurden für die aktuelle Studie 1.320 Ergebnisse, die zu je vier Probandengruppen zusammengefasst wurden, herausgenommen. Die Probanden ähnelten sich in Geschlecht, Alter, Fitness und ihrem sozio-ökonomischen Status. Der Body Mass Index (BMI) lag bei allen vier Gruppen im Normalbereich (22,9-24,9). Diese vier Gruppen waren Vegetarier, Fleischesser, die viel Obst und Gemüse essen, Wenig-Fleischesser und Viel-Fleischesser.

Die Ergebnisse

Insgesamt wurden von den österreichischen Forschern 18 chronische Erkrankungen untersucht. Vegetarier seien im Vergleich zu den Viel-Fleischessern von 14 der 18 Krankheiten häufiger betroffen gewesen. Dazu gehörten unter anderem Asthma, Diabetes, Migräne und Osteoporose. Zudem hätten Vegetarier fast doppelt so viele Allergien wie Viel-Fleischesser gehabt. Bei den Krebserkrankungen ist das Verhältnis 4,8 Prozent bei den Vegetariern zu 1,8 Prozent bei den Fleischessern. Zudem verzeichneten die Forscher bei ihnen mehr Herzinfarkte als bei Fleischliebhabern (1,5 Prozent zu 0,6 Prozent). Der Studie zufolge litten Vegetarier außerdem doppelt so oft unter Angststörungen oder Depressionen wie Viel-Fleischesser und das mit 9,4 Prozent zu 4,5 Prozent. Daher seien sie auch häufiger krank als die Fleisch essenden Gegengruppen.

Kritikpunkte

Die Vegetariergruppe unterteilte sich in fast gleichen Teilen zu Vegetariern und Pescetarieren, die zusätzlich noch Fisch essen. Zudem wurde nicht in die Studie miteinbezogen wie lange oder auch warum die Befragten vegetarisch bzw. pescetarisch leben. Auch die konsumierten Fleischsorten und Speisen wurden nicht beachtet. Da sich die Essgewohnheiten regional und auch überregional stark unterscheiden, ist es schwierig die Ergebnisse auch für andere Länder zu verallgemeinern. Kausale Zusammenhänge wurden bei dieser Studie außer Acht gelassen.

Auch der Ernährungswissenschaftler Uwe Knop meint zu den schlechten Ergebnissen für Vegetarier: „Das alles bedeutet jedoch nicht, dass tatsächlich der Fleischverzicht etwas damit zu tun hat“. Nahrungsstudien seien immer tendenziell spekulativ. Aus diesem Grund warnt er vor rigorosen Essensempfehlungen aufgrund derartiger Erkenntnisse: „Ernährungsstudien zeigen immer nur Zusammenhänge, aber keine Begründungen.“ Die Grazer Forscher bestätigen das in ihrer Studie. „Aber wir können nicht sagen, ob Vegetarier auf Grund ihrer Ernährung kränker sind. Oder ob sie wegen einer Erkrankung eine vegetarische Ernährungsform gewählt haben.“ meint Nathalie Burkert, Epidemiologin und Sozialmedizinerin von der Medizinischen Universität Graz.

Eine andere Studie

Im Januar 2013 wurde von Wissenschaftlern der University of Oxford ein Beitrag im „American Journal of Clinical Nutrition“ veröffentlicht, indem sie nahezu gegenteilige Studienergebnisse präsentierten. Sie kamen zu dem Ergebnis, dass Vegetarier deutlich seltener an Herzkrankheiten leiden als Nicht-Vegetarier. Grundlage der Untersuchung waren Daten von rund 45.000 Patienten.

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