US-Ärzte fordern neue Definition von Krebs

US-Ärzte fordern neue Definition von Krebs

Der Moment, in dem der Arzt einem Patienten mitteilt, dass die Diagnose „Krebs“ lautet dürfte einer der dramatischsten und subjektiv empfunden lebensbedrohlichsten Augenblicke überhaupt sein. Doch Krebs ist eben nicht gleich Krebs und im Gegensatz zu dieser subjektiven Empfindung bei Weitem nicht immer tödlich.

Ein US-amerikanisches Ärzteteam vom US-National Cancer Institute fordert deshalb die Neukategorisierung und eine neue Terminologie zur Beschreibung von Krebserkrankungen und deren Vorstufen. Sie wollen damit zum einen die Flut an Überdiagnosen stoppen und zum anderen vielen Menschen die oben beschriebene Hiobsbotschaft ersparen – wenn sie denn erspart bleiben kann.

Der Hintergrund der Bewegung des Ärtzeteams

Hintergrund der Kritik des amerikanischen Ärzteteams ist vor allem die steigende Zahl von Überdiagnosen, die in den massenhaft angewendeten Früherkennungs- und Screening-Programmen begründet liegen, bei denen viele auffällige Befunde entdeckt und als „Krebs“ therapiert werden, obwohl hierzu keinerlei Notwendigkeit bestünde. Statistisch deckt sich diese Aussage mit der Tatsache, dass nur eine von zehn Frauen mit einem auffälligen Mammographie-Befund tatsächlich krebskrank ist.

Das Problem der Überdiagnosen ist unter Medizinern seit Jahren bekannt und wird auch von Rudolf Kaaks, Leiter der Epidemiologie am Deutschen Krebsforschungszentrum kritisch beurteilt. „Die optimale Balance zwischen Leben retten durch Früherkennung und falschen Diagnosen haben wir noch nicht gefunden“, so der Experte. Allerdings wäre es ebenso verheerend wie leichtsinnig, alle falschen Diagnosen als Überdiagnosen abzutun, so Larry Norton. „Ich wünschte, wir wüssten, welche Vorstufen in einen aggressiven Tumor übergehen und welche nicht“, lautet der O-Ton der Direktors des Lauter Breast Centers in New York, USA.

Das Problem liege vor allem darin begründet, dass viele Patienten aus Angst und Unsicherheit, welche durch das bloße Wort „Krebs“ ausgelöst werden, risikoreiche Therapien über sich ergehen lassen, ohne dass deren Notwendigkeit hinreichend geprüft wurde. Zu dieser Prüfung müssen unter anderem nicht nur individuelle Faktoren des Patienten, sondern auch zellbiologische Faktoren des Tumor herangezogen werden, was nicht nur sehr aufwändig, sondern auch äußert knifflig ist.

Die Forderungen der Ärzte im Detail

Die zentrale Forderung von Laura Essermann, Brian Reid und Ian Thompson lautet, dass die Diagnose „Krebs“ nur noch bei Tumoren gestellt werden sollte, die unbehandelt sehr wahrscheinlich einen tödlichen Verlauf nach sich ziehen würden.

Um die Krebsforschung und vor allem auch die Krebstherapie weiter voranzutreiben, haben die Wissenschaftler jedoch noch weitere fünf Punkte zusammengestellt, die einige Defizite aufdecken und ausmerzen sollen:

  1. Sowohl Mediziner als auch Patienten müssen für den Umstand sensibilisiert werden, dass Überdiagnosen durch die angewandten Screening-Programme häufig sind und weiter zunehmen werden.
  2. Es müssen neue molekularbiologische Methoden entwickelt werden, die die Unterscheidung von aggressiven und ungefährlichen Tumoren ermöglichen. Letztere sollen in Zukunft nicht mehr unter dem Begriff „Krebs“ subsumiert werden.
  3. Um Verläufe und Therapieformen potentiell ungefährlicher Krebserkrankungen analysieren zu können, muss ein Register für eben diese erstellt werden, welches der Forschung zur Verfügung steht.
  4. Die Rate an Überdiagnosen muss verringert werden, was beispielsweise durch einen Stopp von Massen-Screenings und die Beschränkung von Vorsorgeprogrammen auf Hochrisikogruppen realisiert werden kann.
  5. Schlussendlich sollte darüber hinaus eine ausführliche und verständliche Aufklärung des Patienten zum Thema Krebs, Prävention und Therapie der Erkrankung stattfinden, um Kurzschlussreaktionen wie sie oben beschrieben wurden, so selten wie möglich zu machen.

 

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