Tinnitus Therapien

Wie könnte eine erfolgreiche Tinnitus-Therapie aussehen? Ein Segen, wer das folgende Thema nicht aus eigener Erfahrung, sondern lediglich vom Hörensagen kennt. Rund zehn bis 15 Prozent der Deutschen haben länger anhaltende Ohrgeräusche, mit denen sie ihren Alltag jedoch problemlos meistern können. Sie verspüren weder eine emotionale noch leistungsmäßige Minderung ihres Potentials. Doch dann gibt es noch eine weitere – wenn auch viel kleine – Gruppe von Patienten: Circa 2% der Deutschen leiden unter dem massiv in die Lebensqualität eingreifenden chronischen Tinnitus.

Von einem chronischen Tinnitus sprechen Mediziner, wenn die sehr individuell gearteten Ohrgeräusche länger als drei Monate anhalten. Sie stammen von geschädigten Haarzellen im Innenohr und können sowohl durch ein Knalltrauma als auch durch emotionalen Stress ausgelöst worden sein. Das Fatale jedoch ist, dass irgendwann Leistungsstörungen in der Hörrinde sowie dem limbischen System des Patientengehirns aufkommen und die Chance auf Besserung sich so drastisch vermindert. Grundsätzlich gilt, sich so früh wie möglich nach dem ersten Auftreten der Ohrgeräusche behandeln zu lassen. Fairerweise muss jedoch erwähnt werden, dass er für chronischen Tinnitus derzeit zwar die Hoffnung auf Besserung, keinesfalls aber auf Heilung gibt.

Ein neuer Behandlungsansatz – die Neuro-Musiktherapie

Bei der Neuro-Musiktherapie handelt es sich um ein fünftägiges Intensivprogramm, welches später in Form von Übungen vom Patienten im Alltag fortgeführt werden soll. Das Konzept besteht aus drei Komponenten: Der Sound-Therapie, dem Stressmanagement und der psychosozialen Beratung. Ziel dieser Therapieform ist es, die fehlfunktionierenden Hirnareale des Tinnitus-Patienten zu reorganisieren. Dies soll vor allem im Rahmen der Sound-Therapie geschehen, in der der Patient instrumental begleitet seine Ohrgeräusche möglichst genau nachsingt. Dadurch soll das Ausfiltern unwichtiger und störender Hörinformationen systematisch erlernt werden. Hintergrund dieses Ansatzes ist die Erkenntnis, dass jene fehl funktionierenden Hirnareale mit solchen überlappen, welche beim Musikhören aktiv sind. Die Kosten für diese neue Behandlungsform liegen bei rund 1200 Euro und werden von den privaten Krankenkassen teilweise und von den gesetzlichen Kassen nur in Ausnahmefällen übernommen.

Die Studienlage zur Neuro-Musiktherapie

Derzeit existieren vor allem zwei Studien zur oben beschriebenen Behandlungsmethode. Die erste Studie umfasste 206 Probanden, welche nach Ende des der Therapie rund 2,5 Jahre weiter beobachtet wurden. Es zeigte sich, dass von den lediglich 107 komplett ausgefüllten Fragebögen bei 32 Prozent der schweren und sehr schweren Tinnitus-Fälle eine Besserung verzeichnet werden konnte. Insgesamt berichteten sogar bis zu 76 Prozent der Patienten von einer Verminderung ihrer Symptomatik. HNO-Arzt Gerhard Hesse von der Tinnitus-Klinik am Krankenhaus Bad Arolsen sieht die Ergebnisse jedoch kritisch: Die Mischung macht’s – „es ist also nicht möglich zu sagen, wie groß der Anteil der Musiktherapie an einem etwaigen Erfolg ist.“

Außerdem sei die tatsächliche Verbesserung beim Einzelnen aus den Ergebnissen der Studie nicht abzusehen. In einer zweiten Studie in Zusammenarbeit mit der Tinnitus-Ambulanz des Viktor Dugler Instituts (DZM) in Heidelberg an 15 Probanden mit chronischem Tinnitus konnte zwar ein ähnlich positiver Trend verzeichnet werden, jedoch bleiben die Fachleute weiterhin zurückhaltend. Direktorin Birgit Mazurek vom Tinnitus Forschungszentrum der Charité Berlin bewertet die Studienlage als „nicht besonders gut“ und zweifelt sogar an der Beweisführung. „Möglicherweise ist es nur ein Placeboeffekt“, so die Expertin. Daher sehe sie in diesem neuen Ansatz eher ein unterstützendes Verfahren bei der Behandlung chronischen Tinnitus als eine Revolution.

 

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