Fördert rohes Rindfleisch Krebs?

Fördert rohes Rindfleisch Krebs?

Rindfleisch & Co. werden nicht nur gegart verzehrt. Der Verbraucher trifft oftmals auf Fleisch, das in roher Form konsumiert wird. Beispiele hierfür sind Tatar, Schinken, Salami und andere Spezialitäten, welche ungegart allerdings das Risiko für Krebs deutlich erhöhen, was inzwischen medizinisch erwiesen ist. Gleichwohl kann man als Konsument eine gewisse Menge durchaus bedenkenlos zu sich nehmen. Wie in fast allen Bereichen, macht auch hier die Dosis das Gift.

Die Theorie zur Risikoerhöhung

Rund 160 Gramm rohes Fleisch können täglich gegessen werden, ohne dass dadurch eine gesundheitliche Gefahr besteht. Liegt die innerhalb eines Tages verzehrte Menge darüber, so steigt das Risiko an Darmkrebs zu erkranken. Die Empfehlung der britischen Regierung lautete deshalb vor kurzem: Maß halten und nur gelegentlich rohes Fleisch essen.

Problematisch ist jedoch, dass keine genauen Richtwerte, die die Erhöhung eines Darmkrebsrisikos anzeigen, ermittelt werden konnten. Die empfohlenen 160 Gramm sollten daher nur als ungefähre Schätzung betrachtet werden.
Der Grund für die Erhöhung des Krebsrisikos ist einfach erklärt: Im Fleisch können sich Erreger befinden, die durch ausreichend hohe Temperaturen abgetötet werden. Bei ungegartem Fleisch besteht folglich die Gefahr gesundheitsschädliche Erreger aufzunehmen, welche möglicherweise in die Zellen eindringen und das Erbgut schädigen.

In diesem Fall breiten sich die bösen Körperzellen ungehindert aus und führen schlimmstenfalls zu einem Tumor. Die häufigsten Erreger sind in diesem Zusammenhang die Viren, welche sich nicht selbst vermehren. Sie benötigen daher Zellen, in die sie eindringen. Dort nutzen sie die Ressourcen der Zellen, um sich zu vermehren, wie beispielsweise die Gene. Danach platzen die Zellen auf und die Viren werden ausgeschwemmt, sodass sie neue Zellen befallen können.

In rohem Fleisch herrschen begünstigende Bedingungen, welche die Vermehrung und das Überleben von Viren unterstützen. Der Verzehr von mit Viren befallenem rohem Fleisch überträgt diese direkt auf den Menschen. Hier wird der Kreislauf fortgesetzt. Obwohl der Körper die Viren angreift, entstehen bereits anfangs Schäden. Denn der Prozess der Virenbekämpfung benötigt Zeit. Einige Viren können somit nicht rechtzeitig eliminiert werden. Wer das Krebsrisiko verringern will, der sollte das Fleisch daher auf jeden Fall garen, sodass die Viren absterben, noch bevor sie in den Körper gelangen.

Die Theorie ist allerdings fragwürdig

Ob die Gefahr allerdings wirklich ernst ist, sei dahingestellt. Das angeblich aus rohem Fleisch resultierende Risiko einer Krebserkrankung, ist derzeit noch nicht ausreichend belegt. Die Behauptung stammt von Professor Harald zu Hausen, der vor einiger Zeit den Nobelpreis erhielt. Er entdeckte den Zusammenhang zwischen Viren und Gebärmutterhalskrebs. Es liegt daher nahe, dass der Mediziner auch hier einen Zusammenhang vermutet. Einige seiner Gründe sind sehr überzeugend. Die Abhängigkeit zwischen häufigem Verzehr von rotem Fleisch und Krebs ist beispielsweise durchaus nachgewiesen.

Infolgedessen wurde bisher aber kein Zusammenhang zwischen rohem Fleisch und Krebs hergestellt. Vielmehr stehen die Garmethoden, bei denen krebserregende Stoffe entstehen können im Fokus der Mediziner. Der Nobelpreisträger argumentiert hingegen, dass auch Geflügel und Fisch mit den gleichen Garmethoden erhitzt werden, die auch beim Rindfleisch angewendet werden. Bei Geflügel und Fisch ist die Gefahr allerdings nicht erhöht.

Er sieht daher die Gefahr von Viren ausgehen, die sich in den Zellen befinden. Ob diese Argumentation jedoch richtig ist, kann nicht gesagt werden. Bisher gibt es keine schlüssigen Studien, die diesen Zusammenhang bestätigen. Zugleich besteht das Problem, dass die Erkrankungen der Rinder in der Regel nicht auf den Menschen übertragbar sind. Hierfür gibt es viele Beispiele, wie die Papilloma-Viren, die in einer Abwandlung beim Rind vorkommen. Bei den Tieren verursachen die Viren kleine Knoten und Tumore. Eine Übertragung auf den Menschen konnte bisher allerdings nicht nachgewiesen werden. Da sich die Viren auch auf anderen rohen Fleischsorten befinden, ist es ohnehin unlogisch, dass nur rohes Fleisch Krebs auslösen soll. Auch Austern und andere Sorten müssten demnach betroffen sein.

Was bedeutet dies?

Grundsätzlich ist nicht davon auszugehen, dass rohes Fleisch für Krebs beim Menschen verantwortlich ist. Hierfür müssten die Viren in die menschlichen Zellen eindringen, um daraufhin die Gensequenzen des Menschen zu manipulieren. Dies wurde bisher zu keinem Zeitpunkt beobachtet. Wer allerdings sicherstellen möchte, dass sich sein Krebsrisiko nicht erhöht, der sollte sein Fleisch sicherheitshalber durchbraten.

 

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