Khat: das Rauschmittel aus dem Jemen erzeugt Krebs

Khat: das Rauschmittel aus dem Jemen erzeugt Krebs

In Jemen und auch in Afrika ist es ein ganz normales Bild: An den Straßenecken stehen kleine oder größere Gruppen von Männern, die unentwegt kleine grüne Blätter zu einem Brei zerkauen und diese in die Backentaschen pressen. Es scheint sich dabei um ein gesellschaftliches Event zu handeln und man wird als Beobachter den Eindruck nicht los, dass die grüne Masse in irgendeiner Weise berauschende Wirkungen zu haben scheint. Dieser Eindruck ist goldrichtig, denn es handelt sich um die Blätter und jungen Triebe der Khat-Pflanze, die die Männer und auch immer häufiger Frauen und Jugendlichen da konsumieren.

Die enthaltenen Wirkstoffe machen das satte Grün zur Nationaldroge des Jemens. Seit mehreren Jahrzehnten sind ihr mehr als 23 Millionen Menschen verfallen.

Wie wirkt Khat und wie kommt es beim Konsumenten an?

Das Kauen der Blätter des Catha edulis setzt den in ihnen enthaltenen Wirkstoff Cathinon frei, welcher über die Mundschleimhaut aufgenommen wird und dann seine berauschende Wirkung entfacht. Ähnlich wie Koffein wirkt er anregend und hungerdämpfend, sowie bei regelmäßigem Konsum beruhigend und harmoniefördernd.

Eine Tagesration umfasst rund vier bis fünf Büschel der Kaublätter und hat einen Wert zwischen einem und 50 Dollar. Ein stolzer Preis in Anbetracht der Tatsache, dass mehr als 50% der Jemeniten weniger als zwei Dollar pro Tag zum Leben haben. Doch wird an diesem Preis auch das hohe Suchtpotential der Volksdroge deutlich.

90 Prozent der männlichen Erwachsenen im Jemen konsumieren täglich und es werden nicht weniger. Das Khat-Kauen ist mittlerweile zu einem gesellschaftlichen Ritual geworden und wird meist über mehrere Stunden mit Freunden und Familie am Nachmittag praktiziert.

Der Hauptumschlagsplatz der jemenitischen Alltagsdroge ist ein unbebautes Grundstück in einem Neubauviertel der Stadt Sanaa. Werder der Verkauf, noch der Besitz der berauschenden Pflanze ist strafbar.

Doch der Rausch ist nicht die einzige Wirkung des Cathinons. Bei einer zu hohen Doses wirkt die Droge äußerst unangenehm und verursacht Müdigkeit und Schwindel. Des Weiteren schädigt der langjährige Konsum der Pflanze die Blutgefäße und erhöht das Risiko für Herzkrankheiten. In der Schwangerschaft aufgenommen kann es durch das Cathinon zu Schädigungen des Embryos und Fehlgeburten kommen. Ein noch viel größeres Problem stellt jedoch der Zusammenhang von Khat und Krebs dar.

Khat-Konsum und Krebs – ein Kausalzusammenhang

Weltweit hat das Land Jemen die höchste Rate an Mund-, Zungen- und Speiseröhrenkrebs. Forscher sind sich mittlerweile einig, dass dies im engen Zusammenhang mit dem hohen Konsum von Khat-Blättern steht.

Der jemenitische Krebsmediziner und Generalsekretär der Stiftung zur Krebskontrolle, Ahmed A. Shaman, hat als einziger die Anbauweise der Bauern vor Ort untersucht und dabei katastrophale Zustände aufgedeckt: das Hauptproblem sind die ausgebrachten Pestizide und Insektizide, welche zu 90% international verboten sind. Die Bauern rühren die giftigen Cocktails teils mit bloßen Händen an und sprühen dann im Wochentakt – statt wie vorgegeben alle zwei Monate. Hier dürfte auch der Grund für die häufigen Krebserkrankungen der Konsumenten liegen, denn viele der Bauern weisen bereits das äußerst seltene Kaposi-Sarkom an den Armen auf.

Doch trotz der Aufklärung dieser Zustände und der Eindeutigkeit, reagiert die Bevölkerung nicht. Shaman versuchte anhand eines Präventiosprogramms die Jugendlichen in den Schulen für die Risiken des Konsums zu sensibilisieren und musste erfahren, dass ihn niemand ernst nahm. Die Macht der Droge ist größer als gedacht.

Alle Krebspatienten des Landes werden im einzigen jemenitischen Krebszentrum in Sanaa, im Gumhouri-Hospital, versorgt – wenn sie sich eine Behandlung überhaupt leisten können. Der Hauptteil der Bevölkerung steht der Nationaldroge also nicht nur ergeben, sondern auch noch unbewaffnet gegenüber.

 

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