Das Hebammen-Problem

Derzeit ist der Beruf der Hebammen viel in den Medien: „Hebammen müssen im Kreißsaal ihre Mails checken“ kann man da lesen und „Rettet unsere Hebammen“. Was ist da los? Gibt es in Zukunft keine Unterstützung durch Hebammen und keine Hausgeburten mehr?

Das Versicherungsproblem

Es sind noch immer viele junge Menschen, meist junge Frauen, die den Beruf der Hebamme bzw. des Entbindungspflegers ergreifen und lernen wollen. Es ist die Berufsbezeichnung für Frauen oder Männer, die das Geburtsgeschehen während der Schwangerschaft, der Geburt und im Wochenbett betreuen. Der Bedarf wird weiterhin gegeben sein, da in Deutschland Ärzte zu einer Entbindung zwingend eine Hebamme oder einen Entbindungspfleger dazu holen müssen. Ausgelernt gibt es die Möglichkeit angestellt oder auch selbständig zu arbeiten. Angestellte Hebammen sind über ihren Arbeitgeber versichert, aber für die freiberuflich tätigen Geburtshelferinnen wird es am Mitte 2014 deutlich schwieriger. Deren Jahresprämie für die Haftpflichtversicherung wird ab Juli 2014 von derzeit 4.240 auf dann 5.090 Euro steigen. Dabei ist der Beitrag in den letzten Jahren bereits mehrfach drastisch angehoben worden.

Die Krankenversicherungen schießen nach großen Protestwellen und diversen Petitionen für ein Jahr gut sechs Millionen Euro dazu. Ab Juli 2015 sieht es schlecht aus für die selbständigen Hebammen und ihre männlichen Kollegen. Die Nürnberger Versicherung ist aus dem Konsortium ausgestiegen. Und ohne Haftpflichtschutz dürfen die Geburtshelferinnen nicht arbeiten. “Die Politik ist aufgefordert, endlich zu handeln”, sagt Martina Klenk, Präsidentin des Deutschen Hebammenverbands. In den vergangenen Jahren haben bereits etwa 25 Prozent der freiberuflichen Geburtshelferinnen ihre Tätigkeit aus finanziellen Gründen aufgegeben. Insgesamt arbeiten etwa 21.000 Hebammen in Deutschland, nur noch etwa ein Siebtel von ihnen sind freie Beleghebammen. Eine mögliche Alternative bietet Babett Ramsauer, kommissarische Leiterin der Geburtshilfe am Vivantes-Klinikum in Berlin-Neukölln den Hebammen, die sich – wenn auch nur zeitweise – in den Krankenhausablauf integrieren: “Sie verdienen etwas weniger, dafür übernimmt das Haus die gesamte Haftpflichtversicherung”.

Probleme mit dem Geburtsort

Gesetzlich vorgeschrieben ist, dass die Gebärende die Freiheit hat, den Geburtsort ihres Kindes selbst zu bestimmen. Das kann im Krankenhaus sein, in einem Geburtshaus oder auch zuhause sein. Dort besteht auch Anspruch auf eine professionelle Hilfe. Das hat der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte festgelegt. Etwa 1,7 Prozent der Babys werden in Deutschland außerhalb einer Klinik geboren, in Berlin sind es rund vier Prozent. In den Niederlanden ist es – zum Vergleich – etwa ein Viertel. Umstritten ist, ob die Hausgeburt wirklich mit höheren Risiken behaftet ist, als die Geburt im Krankenhaus. Allerdings wurden nach außerklinischen Geburten häufiger Schäden des kindlichen Gehirns, Probleme mit der Atmung und Armlähmungen gefunden. Die Anzahl der Schadensfälle nach der Geburt ist zwar rückläufig, aber die Summen, über die verhandelt werden, steigen drastisch an.

Familiäre Probleme

Viele langjährige, freiberufliche Hebammen mit eigener Familie nehmen Abstand von der 24-7-Rufbereitschaft zur Entbindung ihrer Kundinnen. Schon heute arbeiten 62 Prozent der freiberuflichen Hebammen in Deutschland ausschließlich in der Vor- und Nachsorge. Sie begleiten “ihre” Frauen nicht in den Kreißsaal. Die Gründe dafür sind mannigfaltig und individuell verschieden. Trotz allem: “Hebamme bleibt einfach ein Traumberuf”, sagt Heike Polleit, Hebamme und Koordinatorin im neuen Studiengang Hebammenkunde, den das St. Joseph-Krankenhaus und die Evangelische Hochschule Berlin gemeinsam anbieten.

 

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