Eine gefährliche Überstundenkultur

Eine gefährliche Überstundenkultur

In Asien ist das nichts Neues: Identifikation mit der Firma, arbeiten bis zum Umfallen, kaum Urlaub und dergleichen mehr. Leider ist diese Form der beruflichen Dauerüberlastung inzwischen auch in Europa keine Seltenheit mehr, gerade in den Neuen Medien gehört die permanente Selbstausbeutung beinahe schon zum guten Ton.

Was versteht man unter Karoshi?

Karoshi heißt „ sich zu Tode arbeiten“. In Japan bezeichnet man so den plötzlichen, berufsbezogenen Tod. Die Japaner haben sich fast schon daran gewöhnt. Täglich kann man davon in den Zeitungen lesen. Pro Jahr erkennen Japans Behörden 150 offizielle Fälle an; Tendenz steigend.

Die Dunkelziffer wird im fünfstelligen Bereich verortet. Die Opfer sterben an Überarbeitung, plötzlich und unerwartet an Schlaganfall, Hirnblutung oder Herzinfarkt. Eine körperliche Ursache oder Signale gibt es selten. Das amtliche japanische Kriterium für Überarbeitung liegt bei 100 Überstunden im Monat vor dem Tod. Das sind umgerechnet zweieinhalb zusätzliche Arbeitswochen in einem Monat, eine um 4 Stunden längere Arbeitszeit pro Tag.

Toter Praktikant in London

Ein 21-jähriger Deutscher, der in London ein Praktikum bei der Investmentbank Merrill Lynch absolvierte, wurde tot in der Dusche gefunden. Ein Fall von Karoshi? Merrill Lynch gehört zur Bank of America, die nach dem Todesfall ankündigte, ihre Arbeitsbedingungen unter die Lupe nehmen zu wollen. Medienberichten zufolge litt der junge Praktikant zudem an Epilepsie. Wirkliche Klarheit über die Todesursache wird es erst nach Vorlage des Autopsieberichts geben. Laszlo Andor, ungarischer Ökonom und Politiker und seit 2010 EU-Kommissar für Beschäftigung, Soziales und Integration, sagte, dass der “tragische Tod” des jungen Mannes zeige, “was Praktika nicht sein sollten”.

“Die Ausbeutung der Jugend ist inakzeptabel”, erklärte Andor. Der “Independent” schrieb von Sklaverei in der City; City – das ist der Banken- und Finanzsektor. Der Todesfall löste eine Debatte über die oft extrem langen Arbeitszeiten im Londoner Bankensektor aus. Der 21-Jährige soll innerhalb von zwei Wochen acht Mal mehr oder weniger durchgearbeitet haben, also 24 Stunden fast ohne Erholungspause. Ein Mitpraktikant spricht davon, dass er die letzten drei Tage vor seinem Tod fast nicht mehr geschlafen habe. In den Foren wird unverhohlen davon geschrieben. Die Karrieremöglichkeiten sind unglaublich und die Entlohnung entsprechend hoch – aber zu welchem Preis!

Und hier in Deutschland?

Auch in Deutschland sind 60- bis 70-Stunden-Wochen in verschiedenen Branchen wie z. B. Wirtschaftskanzleien oder Unternehmensberatungen, aber natürlich branchenunabhängig auch ab einer bestimmten Hierarchieebene keine Seltenheit. Es gibt Bestrebungen von immer mehr Unternehmen, die gegensteuern wollen. Sie bieten Arbeitszeitmodelle, die die Vereinbarkeit von Beruf und Familie fördern sollen, Freizeitaktivitäten, Sportprogramme und dergleichen mehr. Trotzdem steigen die Zahlen an überarbeiteten, ausgebrannten Mitarbeitern immer weiter. Die Kosten, die durch dieses Burnout-Syndrom entstehen, explodieren.

Wie kann ich dem Burnout oder dem Karoshi vobeugen? 

Die Symptome können sein: Hyperaktivität, Reizbarkeit, Zynismus, aber auch Distanz, Gleichgültigkeit und Antriebslosigkeit. Es handelt sich beim Burnout-Syndrom um eine körperliche, emotionale und geistige Erschöpfung aufgrund beruflicher Überlastung. Mediziner machen es sich da manchmal recht einfach und empfehlen einen Waldlauf, Yoga, Entspannungs-, Atem- und Meditationsübungen. Das mag individuell helfen, betrachtet aber nur einen Aspekt. Vor allem aber sind die Arbeitgeber, die Betriebsräte und auch der Gesetzgeber gefordert, die Arbeitsbedingungen so zu gestalten, dass Fälle wie die des toten Praktikanten seltener respektive unmöglich werden.

 

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