Brustkrebsexpertin: Scham & Brustentfernung

Brustkrebsexpertin: Scham & Brustentfernung

Anlässlich der Beichte der erfolgreichen und bildschönen Schauspielerin und UN-Botschafterin Angelina Jolie, die sich auf Grund eines Gentests vorsorgliche beide Brüste amputieren ließ, melden sich nun viele Experten zum Thema Brustkrebs und Brustkrebsvorsorge zu Wort. So auch die Gynäkologin und Onkologin Marion Kiechle, Direktorin der Frauenklinik rechts der Isar in München. Die Expertin begleitet nicht nur unzählige Patientinnen bei ihrem Kampf gegen den Krebs, sondern berät auch Frauen und Männer aus genetisch belasteten Familien.

Die Expertin Kiechle begrüßt die Offenheit einer öffentlichen Person wie Angelina Jolie zu einem Thema, was die Gesamtbevölkerung in diesem Ausmaß nur selten erreicht: Brustkrebs kann jeden treffen und wer Teil einer erblich vorbelasteten Familie ist, sollte sich über seine Möglichkeiten und Risiken informieren. Dass Angelina Jolies Partner Brad Pitt in dieser Zeit so zu ihr stehe, vermittle außerdem eine große Vorbildfunktion. Denn nicht nur die Patientin selbst, sondern auch das Umfeld leiden bei einer solch schwerwiegenden Erkrankung.

Heutzutage lassen sich Mutationen in bestimmten Genen mit Hilfe eines Gentests identifizieren und somit das individuelle Risiko, an erblich bedingtem Brust- und Eierstockkrebs zu erkranken, voraussagen. Die Gene, um die es sich handelt, sind das BRCA1 und BRCA2. Jedoch sollten Patienten und Patientinnen bereits im Vorhinein über die psychischen und auch behandlungstechnischen Folgen eines positiven Tests informiert werden. So bedrohe laut der erfahrenen Ärztin eine Amputation der Brüste und der Eierstöcke zwar nicht das Leben der Patientin, ihre Psyche allerdings unter Umständen schon. Wünscht eine positiv getestete Frau dennoch keine OP, so sollte sie bei großem psychischen Druck den Gang zum Therapeuten nicht scheuen.

Des Weiteren sei es vor allem dann unerlässlich, die umfangreichen Früherkennungsmaßnahmen in Anspruch zu nehmen. Dass diese jedoch einen Krebstod vermeiden können, muss erst noch bewiesen werden – im Gegensatz zur OP. Dass viele Frauen mit einer Mutation in einem der Hochrisikogene auch unter Schuldgefühlen leiden, kann die Expertin zwar nachvollziehen, möchte den Betroffenen aber Mut machen: Ja, es bestehe eine 50%ige Wahrscheinlichkeit, das defekte Gen an die eigenen Kinder zu vererben, jedoch darf hier nicht von Schuld gesprochen werden. Schließlich könne niemand etwas für die Gene, die das Schicksal einem mitgegeben habe.

Hilfe für Betroffene in Deutschland

Interessierte und Betroffene haben in Deutschland mehrere Anlaufstellen, an die sie sich wenden können. Näher vorgestellt werden sollen zum einen die Deutsche Krebshilfe (DKH) und das BRCA-Netzwerk, benannt nach dem Risikogen für Brust- und Eierstockkrebs. Seit 1996 begleitet die DKH nun schon so genannte „Brust- und Eierstockkrebsfamilien“. Sie bietet nicht nur Unterstützung, sondern auch die Ermittlung des individuellen Krebserkrankungsrisikos an.

Dieses wird durch eine genaue Familienanamnese und in begründeten Fällen durch den darauf folgenden Gentest ermittelt. Die DKH hat eigens für diesen Zweck in ganz Deutschland Tumorrisikoberatungsstellen an allen Universitätsfrauenkliniken eingerichtet. Getragen werden die Gentests mittlerweile durch die Krankenkassen. Informationen und Unterstützung zum Thema familiärer Brust- und Eierstockkrebs können Betroffene und Interessierte auch bei der gemeinnützigen Selbsthilfeorganisation des BRCA-Netzwerkes erhalten.

 

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