Ärzte warnen vor Einnahme von Triptanen bei Migräne

Ärzte warnen vor Einnahme von Triptanen bei Migräne

Kennen Sie das? Rasende Kopfschmerzen, meist einseitig, Lichtempfindlichkeit, Übelkeit. Selbst Flüstern hört sich an, als würde Sie jemand mit dem Megafon anschreien? Dann gehören Sie vermutlich zu den zehn Prozent der Deutschen, die unter Migräne leiden.

Was versteht man unter Migräne?

Wie gesagt – mindestens jeder zehnte Mensch in Deutschland erkrankt im Laufe seines Lebens an Migräne. Frauen trifft es drei Mal so häufig wie Männer. Das Wort Migräne kommt aus dem Griechischen und bedeutet halber Kopf. Denn unter Migräne versteht man einen halbseitigen, periodisch wiederkehrenden, anfallartigen, pulsierenden Kopfschmerz. Zusätzlich sind noch Symptome wie Übelkeit, Erbrechen, Licht- und/oder Geräuschempfindlichkeit möglich. Vier bis maximal 72 Stunden dauert die Migräne normalerweise, aber mindestens ein Prozent der Bevölkerung entwickelt eine chronische Migräne, bei der oft kein Medikament hilft.

Oftmals sind die Betroffenen für mehr als 15 Tage im Monat davon betroffen. Sie leiden dann häufig in abgedunkelten Räumen vor sich hin. Bei jedem zehnten Patienten kündigt sich eine Migräneattacke mit einer sogenannten Aura an, die Stunden vor dem Anfall auftritt. Bei dieser Migräneaura treten oft optische oder sensorische, aber gelegentlich auch motorische Wahrnehmungsstörungen auf. Derzeit ist Migräne als Erkrankung nicht heilbar, aber es gibt Möglichkeiten der Linderung.

Was sind Triptane?

Triptane gelten als Wundermittel gegen Migräne und werden zur Therapie akuter Migräneanfälle mit und ohne Aura eingesetzt. Im Gegensatz zu klassischen Schmerzmitteln wie Acetylsalicylsäure oder Paracetamol sind nahezu alle Medikamente mit Triptanen verschreibungspflichtig. Allerdings kommen immer mehr freiverkäufliche Präparate auf den Markt. Das hat zwei entschiedene Nachteile: Zum einen zahlen die gesetzlichen Krankenkasse ausschließlich Präparate, die verschreibungspflichtig sind. Die Kosten werden bei freiverkäuflichen Medikamenten also voll auf den Patienten abgewälzt.

Das geht für Migränepatienten ganz schön ins Geld, denn pro Tablette fallen zwei bis fünf Euro an und man muss mit der Einnahme von mehreren Tabletten pro Migräneanfall rechnen. Zum anderen sollte die Therapie nicht selbstinduziert sein. “Triptane erfordern eine ärztliche Begleitbehandlung”, sagt Hartmut Göbel, Migräne-Experte und Leiter der Schmerzklinik Kiel. Triptane dürfen nur eingenommen werden, wenn die ärztliche Diagnose „Migräne“ lautet. Bei freiverkäuflichen Medikamenten kann das nicht sichergestellt werden.

Warum warnen Ärzte vor Triptanen?

Falsch angewendet schaden Triptane mehr, als sie nutzen. Bei Daueranwendung beispielsweise besteht die Gefahr der Entwicklung eines arzneimittelinduzierten Kopfschmerzes. Das kann schon passieren, wenn das Medikament an mehr als zehn Tagen im Monat eingenommen wird. Allgemeine und typische Nebenwirkungen der Triptane sind: leichtes Schwächegefühl, Schwindel, Missempfindungen/Kribbeln, Wärme- oder Hitzegefühl, leichte Übelkeit. Für einige Patienten sind Triptane sogar gefährlich, also kontraindiziert, weil sie den Blutdruck erhöhen. Um das Risiko für einen Herzinfarkt nicht zu erhöhen, sollten Menschen mit Herz- und Gefäßproblemen auf Medikamente mit Triptanen verzichten. In der Schmerzklinik Kiel beispielsweise werden die Patienten, die Triptane nehmen, regelmäßig zu Kontrolluntersuchungen einbestellt.

Welche Alternativen gibt es?

Eine ganz neue Therapie sind Stromstöße, die über Elektroden unter der Haut ins Hirn geleitet werden. Die ersten Tests waren durchaus vielversprechend. Das Gerät wird ähnlich wie bei einem Herzschrittmacher unter die Haut implantiert und Stromstärke, -dauer und -intervalle individuell angepasst. Medikamentös können Schmerzmittel wie Acetylsalicylsäure oder Ibuprofen und sogenannte Mutterkornalkaloide helfen.

Diese sollten natürlich auch nicht über einen längeren Zeitraum  hinweg und zudem hoch dosiert eingenommen werden. Wichtig ist auch Regelmäßigkeit in das eigene Leben zu bringen: regelmäßig essen, schlafen und Sport treiben. Schmerzzentren haben damit sehr gute Erfahrungen gemacht und empfehlen eine geregelte Lebensweise. Eine besondere Bedeutung haben hier auch regelmäßige Entspannungsphasen mit entsprechen Übungen. Die progressive Muskelrelaxation nach Jacobsen beispielsweise wird in diesem Zusammenhang immer wieder empfohlen.

 

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