„Den Rücken selbst heilen“: Ein Interview mit Dr. med. Martin Marianowicz

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„Wirbelsäulenoperationen sind zu 80 Prozent überflüssig": Ein Interview mit Dr. med. Martin Marianowicz

Chronische Rückenschmerzen sind in Deutschland weit verbreitet und werden häufig falsch behandelt, sagt der Wirbelsäulenspezialist Dr. Martin Marianowicz. Über fehlerhafte Diagnosen hat er im ersten Teil seines Interviews mit Vistano gesprochen. In diesem zweiten Teil geht es um die Frage, welchen Einfluss die Psyche auf das Schmerzempfinden hat und welche Behandlung für Rückenschmerzen die richtige ist.

Vistano: 60 Prozent der chronischen Rückenschmerzpatienten in Deutschland weisen keinen Befund für diese Schmerzen auf und dennoch sind sie da. Welche Rolle spielt die menschliche Psyche für Rückenschmerzen?

Marianowicz: Eine große Rolle, denn alle Schmerzen entstehen im Gehirn. Ich gebe Ihnen ein Bespiel: In einer Untersuchung in Göttingen wurden Patienten mit einem Bandscheibenvorfall in zwei Gruppen eingeteilt. Während der ersten Gruppe gesagt wurde, es ist nur ein Bandscheibenvorfall, also nichts schlimmes, wurde der anderen Gruppe gesagt, dass es schlecht aussieht und eine OP wahrscheinlich nötig ist. Zusätzlich bekam nur die zweite Gruppe Schmerzmittel verabreicht. Raten Sie welche Gruppe stärkere Schmerzen hatte. Richtig, die zweite. Hier zeigt sich eines der Haupttools der Chronifizierung: die Katastrophalisierung des körpereigenen Systems. Durch sie entsteht Angst und diese chronifiziert den Schmerz, deshalb dürfen Bilder nicht dramatisiert werden.

Vistano: Müssen Rückenleiden überhaupt operiert werden, wenn der Schmerz im Kopf entsteht?

MarianowiczNicht unbedingt, denn 80 Prozent der operierten Behandlungen bei Rückenschmerzen sind überflüssig, da diese innerhalb von sechs bis zwölf Wochen auch ohne Operation abklingen. Die heutige Rückenoperiererei begann in den 60er Jahren, doch nicht alle Menschen, die während des Zweiten Weltkriegs einen Bandscheibenvorfall erlitten, waren danach Krüppel, oder?

Vistano: Das heißt also, dass der Rücken sich selbst heilt und wir ihn lediglich dabei unterstützen, so wie sie es in Ihrem Buch „Den Rücken selbst heilen“ beschreiben. Wie hilft Ihr Buch bei der Selbstheilung?

MarianowiczIch versuche in meinem Buch darüber aufzuklären, dass Rückenschmerzen zunächst etwas Gutmütiges sind, wovor man keine Angst haben muss. So ist es auch nicht nötig in den ersten sechs Wochen zum Arzt zu gehen, wenn man keine starken Schmerzen hat. Wenn danach ein Therapeut nötig ist, versuche ich zu helfen den richtigen zu finden. Außerdem ist mein Buch ein Selbstfindungsbuch. Ich leite meine Leser dazu an, ihre Schmerzen zu hinterfragen: Warum bekomme ich denn immer wieder diese Schmerzen? In welchen Situationen werden sie schwächer oder stärker? Diese Fragen sind wichtig, denn der Rückenschmerz kann ein Helfer sein, um das auszudrücken, was man sich nicht traut zu sagen.

Vistano: Eine abschließende Frage noch, Herr Dr. Marianowicz: Was sollte ein Patient selbst tun, um seinen Rücken erfolgreich zu heilen?

MarianowiczZunächst sollte man seinen Schmerz annehmen, keine Angst mehr haben und aufgeklärt werden. Rückenschmerzen sollte ein Patient selbst in die Hand nehmen und nicht auf eine allheilende Methode warten. Das bedeutet, man muss aktiv, in Bewegung und bei der Arbeit bleiben, auch wenn es schwer fällt. Zu diesem Zweck kann der Patient sich ein Rückentagebuch anlegen, um sich selbst zu kontrollieren und die Schmerzen zu hinterfragen, denn es ist wichtig ehrlich zu sich selbst zu sein: Wie viele Schmerzmittel nehme ich wirklich? Wie oft habe ich mich tatsächlich bewegt? Und nicht vergessen, dass man sich belohnen sollte, wenn man das, was man sich vorgenommen hat, einhält. Aber das wichtigste ist, man sollte durch Rückenschmerzen auf keinen Fall seine sozialen Bindungen verlieren.

Vistano: Vielen Dank für das interessante und aufschlussreiche Gespräch.

Zusammenfassend ist zu sagen, dass durch ein falsches medizinisches Entlohnungssystem in Deutschland oft fälschlicherweise am Rücken operiert wird. So sind 80 Prozent der Wirbelsäulenoperationen überflüssig, denn hier verschwinden die Rückenschmerzen nach sechs bis zwölf Wochen von alleine – es muss nur die richtige Diagnose gestellt werden. Diese besteht nicht darin Befunde auf Bildern zu deuten, sondern durch ein Gespräch heraus zu finden, was dem Patienten fehlt. Schließlich entstehen Schmerzen im Gehirn und ihre Ursache ist nicht unbedingt auf einem Bild zu sehen.

Unabhängig von der Ursache ist es jedem möglich durch eine kompetente Aufklärung zum Thema Rückenschmerzen den eigenen Rücken zu verstehen und ihn selbst zu heilen. So hilft das multimodale Therapieprogramm von Herrn Dr. Marianowicz Patienten die eigenen Schmerzen zu reflektieren um einerseits unnötigen Behandlungen, wie etwa einer Operation, zu entgehen und um andererseits auch unterschwellige Ursachen heraus zu finden.

 

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