Blutersatzmittel HES – Umstrittene Transfusionsmöglichkeit

Blutersatzmittel HES - Umstrittene Transfusionsmöglichkeit

Tagtäglich wird HES vielfach bei Infusionen nach Operationen benötigt. Es gibt bislang keine gängige Alternative. Trotzdem gilt es als nierenschädigend und wurde in Großbritannien vom Markt genommen. Das BfArM, das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte, legt deutschen Ärzten nahe, auf die gängige Infusionslösung HES zu verzichten.

Was ist HES und wozu wird es gebraucht?

HES steht als Abkürzung für Hydroxyethylstärke und ist ein künstlich hergestelltes Polymer, das als seit fast 40 Jahren als Blutplasmaersatzstoff verwendet wird. Es wird aus Wachsmaisstärke oder aus Kartoffelstärke hergestellt. Verabreicht wird es zur Stabilisierung des Blutdrucks bis zum Beispiel lebensrettende Blutkonserven eintreffen. Aber auch Intensivpatienten mit schwerer Sepsis, also einer Blutvergiftung, oder während eines Schockzustands bekommen HES. Das ist auch der Fall, wenn der Körper durch einen schweren Unfall oder eine lebensbedrohliche Krankheit viel Flüssigkeit verliert.

Warum wird jetzt plötzlich gewarnt?

Doch jetzt ist das Mittel in die Kritik geraten. “Wir haben uns im Krankenhaus hingesetzt und uns überlegt: Was sind die Dinge, die wir am häufigsten anwenden, von denen wir aber nicht wissen, ob sie den Patienten wirklich nützen”, sagt Anders Perner, Mediziner am Universitätskrankenhaus Kopenhagen. An Platz eins stand HES. Aufgrund dessen entschied sich Perner 2012 eine neue Studie anzustoßen. Das Ergebnis war, dass Patienten mit einer Sepsis, bei denen ein Teil des Flüssigkeitsverlusts durch HES-Infusionen ausgeglichen wird, ein höheres Sterberisiko hatten, als die, die eine isotonische Lösung erhielten. Auch kam es bei HES-Patienten häufiger zu Nierenschäden und schweren Blutungen. Aufgrund dieser und weiterer Studien aus Deutschland und Australien zum Nutzen-Risiko-Verhältnis empfahl der Pharmakovigilanzausschuss für Risikobewertung, kurz PRAC, der Europäische Arzneimittel-Agentur EMA, European Medicines Agency, im Juni 2013 den Widerruf der Marktzulassung für Produkte, die Hydroxyethylstärke enthalten. Wie oben beschrieben folgte Großbritannien dem Ruf. Die USA und Deutschland gaben Warnungen heraus.

Gefährdung-Nutzen-Abwägung

Patienten, die HES bekommen, haben verschiedenen Studien zu Folge keinen Überlebensvorteil gegenüber Patienten, die andere Flüssigkeiten wie beispielsweise die Ringer-Kochsalzlösung bekommen.

Gibt es eine Alternative zu HES?

In den Augen vieler Notfallmediziner gibt es keine wirkliche Alternative. Eine Möglichkeit wäre auf Gelatinelösungen zurückgreifen. Diese haben allerdings ein hohes Allergierisiko. Alternativ gibt es noch Albumin, ein Eiweiß, das aber aus Spenderblut herausgefiltert werden muss. Es kann Krankheiten übertragen, ist teuer und nur begrenzt vorhanden. Die Diskussion ist in vollem Gange. Gegner und Befürworter von HES liefern sich einen erbitterten Streit. Viele Anästhesisten empfehlen zwar nach wie vor den Einsatz im OP, aber auch, in der Intensivstation oder in der Nachsorge sparsam damit umzugehen. HES werde in der Regel bei schwersten Verletzungen eingesetzt, wenn das Leben des Patienten gefährdet sei und Kochsalzlösungen nicht den gewünschten Effekt bringen bzw. zu langsam reagieren.

Dabei sei abzuwägen, ob ein möglicher Nierenschaden oder eine Blutgerinnungsstörung als Folge eines HES-Einsatzes ein mögliches Ableben eines Patienten rechtfertige. Nach der Prüfung der Studienergebnisse wurde allerdings vor einigen Tagen folgendes Urteil der EMA herausgegeben: „HES sollte bei Patienten mit Sepsis, bei kritisch kranken Patienten sowie bei Patienten mit Verbrennungen nicht mehr angewendet werden, weil die Anwendung bei diesen Patienten mit einem erhöhten Risiko für Nierenschäden und Mortalität assoziiert ist“. Zusätzlich forderte der PRAC von den pharmazeutischen Unternehmern weitere Studien zur Anwendung von HES bei Traumapatienten und bei Patienten, die sich nicht zwingend erforderlichen Eingriffen unterziehen.

 

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