In jeder zweiten Arztpraxis wird gegen den Datenschutz verstoßen

Im Gesundheitswesen spielt der Datenschutz eine ganz besondere Rolle. Bei Gesundheitsdaten handelt es sich um besonders sensible personenbezogene Daten. Die Stiftung Warentest untersuchte nun den Umgang mit solchen Daten und stellte in jeder zweiten Arztpraxis Lücken im Datenschutz fest.

In jeder zweiten Arztpraxis gibt es Lücken im Datenschutz

Für den Test hatte die Stiftung Warentest zu 30 Arztpraxen Kontakt aufgenommen: 10 Arztpraxen wurden persönlich kontaktiert, 10 Arztpraxen per E-Mail und 10 weitere Arztpraxen wurden telefonisch kontaktiert. Die Ergebnisse verdeutlichen, dass sensible gesundheitsbezogene Daten teils weitergegeben worden sind, ohne datenschutzrechtliche Aspekte zu berücksichtigen.

So wurden telefonisch Gesundheitsdaten wie Laborwerte oder verordnete Medikamente übermittelt. Dabei konnten Patienten in der Praxis das Telefonat problemlos mithören. Zudem haben viele Praxen per E-Mail sensible personenbezogene Daten unverschlüsselt an E-Mail-Adressen verschickt, die nicht eindeutig einem Berechtigten zugeordnet werden konnten. Auch in den Arztpraxen, die persönlich vor Ort kontaktiert wurden, zeigte sich in einigen Fällen ein nicht korrekter Umgang mit Gesundheitsdaten: Die Tester erhielten an der Anmeldung Informationen über andere Patienten, da diese dort vor anderen Patienten besprochen worden sind.

Ärzte unterliegen der Schweigepflicht

Ärzte unterliegen der Schweigepflicht. Berufsordnungen der Ärzte sowie das Bundesdatenschutzgesetz verbieten es Ärzten, Gesundheitsdaten ihrer Patienten Unbefugten mitzuteilen. Im Strafgesetzbuch ist für ein solches Fehlverhalten eine Geld- oder sogar Freiheitsstrafe vorgesehen.

Sind sich Ärzte im Umgang mit personenbezogenen Daten unsicher, können sie sich bei den Kassenärztlichen Vereinigungen oder den Ärztekammern über den Datenschutz informieren und Hinweise zum Vorgehen in der Praxis erhalten.

Patienten wünschen einen diskreten Umgang und eine einfache Kommunikation

Ärzte stehen bei dem Umgang mit personenbezogenen Daten vor dem Dilemma, dass die Patienten einerseits einen diskreten Umgang mit Informationen über ihre Gesundheit wünschen, andererseits aber eine einfache Kommunikation bevorzugen, die beispielsweise die Weitergabe von Gesundheitsdaten per Telefon oder E-Mail beinhaltet. Patienten sollten deshalb Verständnis dafür haben, dass die Mitarbeiter der Arztpraxis nicht immer Informationen per E-Mail oder Telefon weitergeben können.