Das Fremdsprachenakzentsyndrom

Das Fremdsprachenakzentsyndrom

Ein skurriler medizinischer Fall geistert durch die Medien, der von einer Frau berichtet, die nach einem Schlaganfall mit einem anderen Akzent sprach. Was zunächst wie ein übernatürliches Phänomen wirkt, nennt sich im medizinischen Fachjargon Foreign Accent Syndrom, zu Deutsch das Fremdsprachenakzentsyndrom. Diese neurologische Erkrankung betrifft weltweit zwischen 60 und 100 Menschen und ist demnach sehr selten.

Die erste Patientin des Fremdsprachenakzentsyndroms wurde 1907 diagnostiziert. Die Betroffene sprach nach einem Schlaganfall mit elsässischem Akzent. Hirninfarkte, Schlaganfälle oder auch Hirnblutungen konnten über die Jahrzehnte hinweg als häufigste Auslöser für das Fremdsprachenakzentsyndrom benannt werden. Weiterhin wurden Multiple Sklerose und Hirntumore als auslösende Faktoren ausgemacht.

Auslöser für das Fremdsprachenakzentsyndrom

2007 dokumentierten Ärzte an der Universität von Mississippi drei Fälle, bei denen das Fremdsprachenakzentsyndrom mit einer akuten schizophrenen Psychose einherging. Weiterhin wurde die bekannten Symptome des Syndroms auch in Folge von Operationen beobachtet. Eins scheint allerdings relativ deutlich zu sein: Veränderungen im Gehirn führen dazu, dass sich die Bewegungen von Lippen, Zungenkörper und Zungenspitze derart verändern, dass Betroffene von ihrer Muttersprache abweichen und neue Formen des Sprechens erproben. Die neuronale Kontrolle der Sprechmotorik ist demnach beeinträchtigt. Damit einhergeht die Veränderung der Sprachschnelligkeit oder auch die Betonung, welche beim Hörer dann den Eindruck vermittelt, dass ein anderer Akzent genutzt wird.

Gibt es Heilmethoden?

Betroffene empfinden diese Veränderung meist als sehr qualvoll, weil sie damit auch einen Teil ihrer Identität verloren meinen. Bislang konnte keine hilfreiche und effektive Heilmethode entwickelt werden. Ein Sprachtrainig kann sich allerdings als hilfreich erweisen. Bei manchen Betroffenen verschwinden die Symptome nach einiger Zeit wie von selbst, Andere brauchen Jahre um sich zum einen an die neue Situation zu gewöhnen und zum anderen um ihre Sprache erneut selbst steuern zu können. Man kann nur hoffen, dass in Zukunft weitere Therapiemöglichkeiten eruiert werden können, damit die Betroffenen das Gefühl der Ohnmacht verlieren, das mit der mangelnden Kontrolle über ihr Sprachsystem einhergeht.

 

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