Technischer Fortschritt durch Tablets, Smartphones etc. in Krankenhäusern?
Patienten und Ärzte sind skeptisch
Der technische Fortschritt ist kaum noch aufzuhalten. In öffentlichen Verkehrsmitteln tummeln sich ganze Rudel von High-Tech-Verrückten, die wie wild auf ihren Smartphones oder Tablets herumtippen. Auch in Restaurants und anderen sozialen Begegnungsstätten sind die kleinen Helfer nicht mehr wegzudenken.
Doch wie sieht es im professionellen Kontext aus? Welchen Einfluss hat der technische Fortschritt auf die Medizin? Auch in Krankenhäusern und Kliniken ist das Thema der modernen Technik angekommen – und wird mit gemischten Gefühlen behandelt.
Pilotprojekte der Telemedizin
Die so genannte Telemedizin verbindet den technischen Fortschritt von Tablets, Smartphones und interaktiven Apps mit medizinischen Inhalten wie Diagnosevorgängen und Krankheitsverlaufsplänen. Die Möglichkeiten scheinen unbegrenzt und ambitionierte Mediziner der jüngeren Generation werden wohl beim bloßen Gedanken an dieses Neuland schon feuchte Augen bekommen – jedoch hat die Sache im wahren Leben einen großen Haken.
Leider kommen viele Pilotprojekte zum Thema Telemedizin in der Realität nicht so gut an wie erhofft. So konnte sich auch das System von Sven Meister, Informatiker am Frauenhofer Institut für Software- und Systemtechnik, und Kardiologe Guido Michels von der Universität Köln nicht durchsetzten. Mit ihrer Entwicklung verfolgten sie die Absicht einer schnelleren Auswertung der Daten von akuten Herzinfarkt-Patienten, welche den langsameren konventionellen Ablauf ersetzt. Dank der telemedizinischen Software sollten fortan die Daten der noch im RTW geschriebenen EKGs an die Smartphones, der im Krankenhaus befindlichen Kardiologen gesendet werden. So wäre es den behandelten Ärzten schneller möglich gewesen zu entscheiden, welche – unter Umständen lebenswichtigen – Maßnahmen für den Patienten getroffen werden müssen.
Das Projekt in dieser Form scheiterte, wie viele andere seiner Art und es konnte letztendlich nur „Innovation durch Rückschritt“ erreicht werden, so Meister. Denn nun werden die EKG-Daten per Fax in die Klinik geschickt und die zuständigen Kardiologen per Pager benachrichtigt – mit Erfolg und wachsender Begeisterung.
Diesen „rettenden Rückschritt“ konnte das Team um Nephrologe Stefan Becker am Universitätsklinikum Essen für ihre Smartphone-App leider nicht realisieren. Sie hatten einen interaktiven Medikamentenplan für die Tasche entwickelt, den von den anfänglich 1000 regelmäßigen Nutzern nach einem Jahr leider nur noch ganze 10 Patienten nutzten.
Stimmen auf dem Telemedizin-Kongress 2013 zu den Pilotprojekten
Auf dem Fachkongress diesen Jahres wurden neben den möglichen technischen Raffinessen natürlich auch viele der derzeit oder in naher Zukunft laufenden Pilotprojekte vorgestellt und ausgiebig diskutiert. Hannelore Loskill von der Bundesarbeitsgemeinschaft Selbsthilfe ist sich sicher: Pilotprojekte bringen zwar den technischen und wissenschaftlichen Fortschritt voran, jedoch haben die Patienten im Endeffekt meist nichts davon.
Peter Haas, Medizininformatiker an der FH Dortmund, sieht das ähnlich. Laut dem Experten fehlt es den innovativen Entwickler-Teams vor allem an finanziellen Mitteln, um die klinischen Studien einzuleiten, die die Krankenkassen zur Bezuschussung voraussetzen. Aus diesem Grund fordert er ein zentrales Institut für Telemedizinforschung, das den Erfindern unter die Arme greifen soll. Ein weiteres Problem sieht Haas jedoch auch in den anwendenden Medizinern selbst. Nicht selten hätten diese Angst, durch die neuen technischen Mittel ersetzt zu werden und so Patienten zu verlieren.
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