Schlafmangel bei Kindern führt zu ADHS

Schlafmangel bei Kindern führt zu ADHS

Das Kind zappelt und kann nicht stillstehen. Hin und wieder ist es aggressiv und in der Schule kann es sich nicht konzentrieren, wodurch sich schlechte Noten einstellen. Wird in dieser Situation ein Arzt konsultiert, dann ist die Diagnose häufig das Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom mit Hyperaktivität (ADHS). Die Diagnose wird allerdings in vielen Fällen viel zu schnell gestellt, wie Mediziner betonen. Häufig ist beispielsweise Schlafmangel ein Grund für das Verhalten des Kindes.

Verschiedene Probleme führen zum Schlafmangel

Schlafmangel muss nicht unbedingt durch zu spätes Einschlafen entstehen. Vielmehr können auch Probleme beim Durchschlafen vorhanden sein. Zwar ist nächtliches Erwachen normal – bis zu 20 Mal pro Nacht wacht der Mensch auf – dennoch können auch Umstände auftreten, die weit über dieses Aufwachen hinaus reichen. Beispielsweise können Atemschwierigkeiten dazu führen, dass der Schlaf massiv gestört wird. Häufig sind die Ursachen nicht direkt erkennbar und müssen sorgfältig abgeklärt werden. Eine Vergrößerung der Rachen- oder Gaumenmandeln sowie eine Bronchitis und Kieferprobleme können die Atmung beeinträchtigen und sorgen auf diese Weise für einen gestörten Schlaf.

Wenn Kinder Schnarchen, sind erste Hinweise auf eine Störung gegeben, die auch den Schlaf beeinträchtigen kann. Sind die Grundprobleme nicht immer sofort ersichtlich, da die Probleme häufig erst in der Nacht zum Tragen kommen, so ist das Schnarchen auf jeden Fall deutlich wahrnehmbar. Es kann sowohl permanent als auch phasenweise über die Nacht verteilt auftreten. Eltern neigen dazu, ein leichtes Schnarchen als kleine Eigenart des Kindes anzusehen. In vielen Fällen wird es als niedliche Eigenart angesehen, die keine gesundheitliche Beeinträchtigung hervorruft. Das Schnarchen muss allerdings in jedem Fall sorgfältig abgeklärt werden, denn es ist ein Hinweis auf einen gestörten Schlaf. Der richtige Ansprechpartner ist in diesem Fall der Facharzt. Kieferprobleme sollten bei einem Kieferorthopäden abgeklärt werden und der Hals-Nasen-Ohren-Arzt muss die vergrößerten Mandeln behandeln.

Schlafmangel bei Erwachsenen und Kindern

Schlafmangel führt bei Erwachsenen in der Regel einfach zu Müdigkeit am Tag. In einigen Fällen wacht der Erwachsene auf, erlebt gegen Mittag ein Hoch und fällt am Abend wieder in seine tiefe Müdigkeit zurück. Kinder erleben den Schlafmangel in anderer Weise. Sie werden nicht müde, sondern reagieren gegenteilig und somit hyperaktiv. Dass diese Möglichkeit gegeben ist, ist innerhalb der Behandlung von depressiven Patienten bereits seit langer Zeit bekannt. Hier wird ein Schlafmangel in Form eines vollständigen Entzugs der Nachtruhe für eine Nacht behandelt.

Die Wirkung ist, dass die depressiven Patienten danach weit agiler sind, die Depressionssymptome sind rückläufig. Zwar muss ein Erwachsener eine komplette Nacht wach verbringen, um den Effekt zu erreichen, bei einem Kind greifen trotz einiger Stunden Schlaf allerdings ähnliche Mechanismen. Mehr als 25 Prozent der ADHS-Fälle, so eine Schätzung der Kinderklinik des Krankenhauses Porz am Rhein in Köln, können auf Schlafmangel zurückgeführt werden, sodass sich durch diese Zahl ein gesellschaftliches Problem ergibt, angesichts der steigenden Zahlen von ADHS-Kindern.

Störungen der frühen Kindheit wirken nach

Doch nicht nur der akute Schlafmangel kann die Symptomatik auslösen. Vielmehr fanden Wissenschaftler des Forschungsinstituts SRI International in Kalifornien heraus, dass auch frühere Schlafprobleme zur Hyperaktivität führen können. Hierfür untersuchten sie mehr als 6.800 Kinder über mehrere Jahre hinweg.

Das Ergebnis war, dass Kinder, die in der frühen Kindheit unter Schlafmangel litten, in der Schule dazu neigen, hyperaktiv und unaufmerksam zu sein. Die Ergebnisse basieren dabei auf den Aussagen der Eltern. Aus welchem Grund dieser Effekte selbst bei einem Schlafmangel der frühen Kindheit auftritt, ist derzeit nicht geklärt, sodass weitere Studien zu diesem Thema folgen werden. Der Zusammenhang scheint nach Meinung der Wissenschaftler allerdings gesichert zu sein.

Wie viele Stunden Schlaf sind notwendig?

Dies bedeutet für Eltern, dass Probleme behoben werden müssen, die zur Schlafstörungen führen. Zugleich sollten Erziehende auf die richtige Schlafdauer achten und diese einplanen, wenn ein fester Tagesplan vorhanden ist. Grundsätzlich schlafen Kinder in den ersten drei Monaten nach der Geburt bis zu 18 Stunden täglich. Ab dem vierten bis zum fünften Monat sinkt das Schlafbedürfnis auf ungefähr 15 Stunden. Zwischen sechs Monaten und einem Jahr sollte ein Kind 13 Stunden schlafen. Bis zum vierten Jahr reichen dann zwölf Stunden Schlaf täglich aus, die sich danach bis zum sechsten Lebensjahr auf 11,5 Stunden verringern. Zwischen sieben und neun Jahren reichen elf Stunden, bis zum elften Lebensjahr sind dann 10,5 Stunden ausreichend.

Bis zum 13. Lebensjahr sinkt das Schlafbedürfnis auf zehn Stunden und bis zum 16. Lebensjahr reichen neun Stunden aus. Danach sind zwischen acht und neun Stunden ausreichend, wobei die Empfehlung derzeit bei rund 7,5 Stunden liegen. Eltern können dem Kind das Schlafen erleichtern, indem sie darauf achten, dass kurz vor dem Einschlafen kein Fernsehgerät oder Computer benutzt wird. Zugleich sollte das Kind möglichst immer zur gleichen Zeit schlafen gehen. Das Einschlafen wird zudem durch verschiedene Rituale erleichtert, die entspannen. Ein gutes Beispiel hierfür ist das Vorlesen oder alternativ auch das Vorsingen. Ganz vermeiden lassen sich einige schlafgestörte Nächte allerdings nicht. Schließlich durchlaufen Kinder während ihrer Entwicklung immer wieder Phasen, in denen sie Alpträume entwickeln oder bestimmte Ängste auftreten. Eltern können hier unbesorgt sein. Einige schlaflose Nächte führen nicht zu einer Hyperaktivität. Es sind vielmehr die fortlaufenden schlaflosen Nächte, die zu einer Behinderung im Leben des Kindes werden.

 

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