Urin trinken – wie sinnvoll ist diese Therapieform wirklich?

Urin trinken - wie sinnvoll ist diese Therapieform wirklich?

Er wurde und wird immer wieder als Wundermittel gegen fast alles gepriesen und einige Unentwegte sind noch immer Feuer und Flamme. Er soll gegen Asthma, grauen Star, Allergien, Hautkrankheiten, Fußpilz, MS, Aids und vieles mehr helfen – der morgendliche Mittelstrahlurin.

So viel schon mal vorab: Experten sehen das Eigenurintrinken als relativ unproblematisch an, stehen der medizinischen Wirkung aber tendenziell eher kritisch gegenüber. Eine wissenschaftlich belegte Wirksamkeit gibt es nicht, allerdings auch keine Informationen über mögliche Nebenwirkungen.

Trinken oder spritzen oder keines von beiden?

Die Eigenurintherapie ist eine uralte Volks- und Naturmedizin. Der eigene Harn soll Wirkstoffe enthalten, die den Organismus wieder ins Gleichgewicht bringen. Bei der Eigenurintherapie wird der eigene Urin, genauer gesagt der Mittelstrahlurin, in kleinen oder größeren Mengen getrunken, betroffene Stellen betupft oder eingerieben. Manchmal wird der Urin auch per Spritze verabreicht oder in Augen, Nase oder Ohren geträufelt. Die Journalistin Carmen Thomas hat vor 25 Jahren ihr Buch „Ein ganz besonderer Saft – Urin“ herausgebracht. Es wurde ein Bestseller. Jetzt kommt eine Neuauflage heraus.

Urin oder Urea?

Der menschliche Urin enthält sehr viele Inhaltsstoffe wie beispielsweise Aminosäuren, Hormone, Harnstoff und Vitamine. In dem Wirkstoff Urea sind circa drei Prozent Urin enthalten. Von der Wirkungsweise her soll er ähnlich wirken wie der Eigenurin. Bei Hautproblemen wird synthetisches Urea gerne verwendet, da Harnstoff stark rückfettend wirkt.

Schulmediziner bleiben skeptisch, Harnstoff aus dem eigenen Urin zu verwenden: „Selbst wenn Wirkstoffe im Urin vorhanden sein sollten, liegen sie doch in einer sehr geringen Konzentration vor. Ich finde es biologisch widersinnig, sich wieder etwas zuzufügen, was der Körper zuvor ausgeschieden hat, denn Ausscheidung ist immer auch Entgiftung“, sagt Allergie-Experte Walter Dorsch. In den Muskel injiziert, kann der Urin zu einer Entzündung führen.

Und wenn es gar nicht anders geht?

Stellen Sie sich vor, Sie sind in der Wüste und kurz vorm Verdursten. Selbst die US Army und bekannte Survival-Spezialisten wie Bear Grylls raten ab. Er empfahl in diesem Fall lieber erst mal den Pansen eines toten Kamels auszuwringen. In Extremsituationen erfahren ist der Bundeswehrarzt Christoph Bickel. Er hält es nicht für sinnvoll Urin zu trinken, aber “wenn man überhaupt keine Flüssigkeit mehr hat, kann man das versuchen.” Bestenfalls verzögere es aber das Verdursten.

Der Körper braucht Wasser. Je öfter man Harn recycelt, desto höher konzentrieren sich die darin enthaltenen Salze und entziehen dem Gewebe zusätzlich Flüssigkeit. In der Neuauflage ihres Buches berichtet Carmen Thomas noch zusätzlich über die Einsatzmöglichkeiten von Urin als Rohstoff oder Energielieferant zum Züchten von Zähnen oder zum Laden von Handys. Leider wollte Frau Thomas nicht verraten, ob sie selbst ein Glas Eigenurin am Morgen konsumiert.

 

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