Depressionen in Folge von Herzrhythmusstörungen – der Zusammenhang!

Depressionen in Folge von Herzrhythmusstörungen – der Zusammenhang!

Unter Herzrhythmusstörungen versteht man die Abweichung des Herzschlagrhythmus von seiner normalen und relativ gleichmäßigen Frequenz. Bei einem gesunden Menschen liegt diese Frequenz im Alltag zwischen 60 und 100 Schlägen pro Minute und kann unter psychischen oder körperlichen Belastungen kurzzeitig bis auf 160 bis 180 Schläge ansteigen.

Herzrhythmusstörungen lassen sich in zwei Klassen unterteilen: Die bradykarde Rhythmusstörung, bei der die Herzfrequenz im Alltag zu langsam ist (weniger als 50 Schläge pro Minute) und die tachykarde Rhythmusstörung, bei der der Herzschlag ohne Belastung zu schnell ist (mehr als 100 Schläge pro Minute). Zudem können Herzrhythmusstörungen aus rhythmischen Herzschlägen (zu schnell oder zu langsam) oder arrhythmischen Herzfrequenzen (unregelmäßiger Puls) bestehen.

Laut Dr. med. Meinzert erfährt jeder Mensch im Laufe seines Lebens Herzrhythmusstörungen, die nicht weiter gefährlich sind. Krankhaft werden diese erst, wenn sie im Zusammenhang mit einer organischen Herzerkrankung stehen oder besonders plötzlich Auftreten. Den Unterschied zwischen einer harmlosen und einer lebensbedrohlichen Herzrhythmusstörung kann jedoch nur ein Mediziner anhand mehrerer ausführlicher Tests erkennen.

Neben der körperlichen Komponente dieses Krankheitsbildes gibt es aber noch einen anderen wichtigen Aspekt: Die Psyche.

Psychokardiologie – die Schnittstelle zwischen Psychosomatik und Kardiologie

Die Psychokardiologie ist eine medizinische und psychologische Fachrichtung, die sich in ihren Fragen mit den Wechselwirkungen zwischen Herz und Psyche auseinandersetzt. Seit ihrem Aufschwung in den 1990er Jahren behandelt sie erfolgreich das Zusammenspiel von psychischen Aspekten und Herzerkrankungen und konnte erreichen, dass Mediziner ihre herzkranken Patienten nun laut Leitlinie ganzheitlicher betrachten.

Während schwere Herzrhythmusstörung meist einen genetischen Ursprung haben oder in Zusammenhang mit einer strukturellen Herzerkrankung stehen und dadurch einen dringenden Behandlungsbedarf haben, werden leichte Herzrhythmusstörungen oft erst durch die Fehlverarbeitung des Betroffenen mit einem hohen Leidensdruck assoziiert und erhalten somit einen Krankheitswert.

Studien haben gezeigt, dass psychosoziale Faktoren wie Stress, Angst und Depression als einleitender oder auslösender Faktor einer Herzrhythmusstörung fungieren können – auch bei organisch völlig gesunden Menschen! Doch damit nicht genug. Die Rolle der Psyche im Zusammenhang mit Herzerkrankungen ist weit komplexer als gedacht.

Während Herzrhythmusstörungen durch Ängste oder Depressionen hervorgerufen werden können, lösen diese selbst auch wieder Ängste aus, die dann wiederum mit einer hohen Wahrscheinlichkeit zu einem Vermeidungsverhalten im Alltag führen. Der Betroffene traut sich erst keinen Sport mehr zu machen, später nimmt er keine Treppe mehr und irgendwann bleibt er ganz zu Hause im Schutze der eigenen vier Wände. Diese lebensweltliche und soziale Abschottung führt dann nicht selten zu Depressionen, welche – im Zusammenspiel mit den Ängsten – dann die Herzrhythmusstörungen aufrecht erhalten können. So entsteht ein Teufelskreis, indem sich alle drei Krankheiten gegenseitig aufrecht erhalten. Dass dieser Zustand keine Seltenheit ist, zeigen Studien, laut denen bis zu 50% der Patienten mit bestehenden Herzrhythmusstörungen oder einem plötzlichen Herztod in der Vergangenheit auch Symptome einer depressiven oder Angsterkrankung aufweisen.

Das Konzept einer Therapie von Herzrhythmusstörung

Das heute von den meisten Medizinern befürwortete und durch Studien mit der höchsten Erfolgsquote belegte Therapiekonzept von Herzrhythmusstörungen ist ein Integratives: Es besteht aus drei Säulen in Verbindung mit drei Instanzen, die ihrerseits kooperativ zusammenarbeiten müssen, um den Behandlungserfolg zu garantieren.

Die erste Säule ist die medikamentöse Behandlung, welche zum einen aus Herzmedikamenten und zum anderen auch aus Psychopharmaka bestehen kann, wobei peinlichst genau auf die Wechselwirkungen der angewendeten Präparate zu achten ist.

Die zweite Säule bildet die operative Behandlung durch das Einsetzen eines Herzschrittmachers oder Defibrillatoren. Doch vor allem nach operativen Eingriffen dieser Art, bei welchen dem Patienten ein Fremdkörper eingesetzt wird, müssen neben den körperlichen Folgen auch die psychischen überwacht werden. Während die Behandelten in den ersten Wochen nach der OP nämlich meist noch ein erhöhtes Sicherheitsgefühl verspüren, kippt diese Stimmung nicht selten nach einiger Zeit in ein Gefühl von Auslieferung und Fremdbestimmung (vor allem bei Defibrillatoren mit merklichen Stromstößen).

Die dritte Säule des Therapiekonzeptes ist also mindestens genauso wichtig wie die ersten beiden: Die psychologische Behandlung. Dazu können Verhaltenstherapien zur Bewältigung von Ängsten, Selbsthilfegruppen oder Gesprächstherapie zählen, die auch die Depressionen und das unter Umständen veränderte Selbst- und Körperbild thematisieren.

Eine optimale Behandlung kann für den Patienten erzielt werden, in dem die ausführenden Instanzen Hausarzt, Kardiologe und Psychotherapeut eng zusammenarbeiten und ein gemeinsames Krankheitsmodell erstellen, welches dem Patienten auch ein gewisses Maß an Kontrolle wiedergibt.

 

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