Antibiotika werden häufig zu viel verschrieben

Antibiotika werden häufig zu viel verschrieben

So mancher spart sich heutzutage den Arztbesuch, weil er sich vor einer weiteren Antibiotikaverschreibung schützen will. Einige lassen die Erkrankung frei nach dem Motto „Mit Antibiotika sieben Tage bis zur Heilung und ohne eine Woche“ natürlich abklingen. Eine umfassende Auswertung von Patientendaten hat nun ergeben, bei welchem Krankheiten zu häufig verschrieben werden. Weiterhin konnte ermittelt werden, dass der Wohnort darüber entscheidet, wie häufig Antibiotika verschrieben werden.

Ost – und Westdeutschland

Laut der Auswertung verordnen Mediziner in Ostdeutschland weitaus seltener Antibiotika-Therapien als in Westdeutschland. Das Zentralinsitut für kassenärztliche Versorgung berichtet, dass signifikante Unterschiede vor allem bei Mittelohrenentzündungen zu bemerken sind. Schätzungsweise in 38 Prozent der Fälle werden in Deutschland bei dieser Erkrankung Antibiotika verschrieben, in Ostdeutschland erfolgt dies bei nur 28 Prozent. Medizinischen Empfehlungen zufolge können Antibiotika allerdings nur bei 20 Prozent der Fälle bei Mittelohrenetzündungen hilfreich sein, da nur bei ein Fünftel der Erkrankten Bakterien die Ursache für die Infektion sind.

Bei welchen Krankheiten werden Antibiotika zu häufig eingesetzt?

Bei Erkrankungen der oberen und unteren Atemwege, sowie bei einer Bronchitis, werden in Westdeutschland in 31 Prozent der Fällen Antibiotika verschrieben, in Ostdeutschland sind 29 Prozent betroffen. Der Richtwert liegt bei dieser Erkrankung bei 30 Prozent. Bei einer Rachen- oder Mandelentzündung übersteigen die Fälle von Antibiotikavergabe die Richtwerte deutlich. In bis zu einem Fünftel der Fälle sind sie sinnvoll und werden in Ostdeutschland trotzdem bei 57 Prozent und im Westen bei 60 Prozent verschrieben. Bei der Erkrankung Scharlach kann eine Antibiotika-Gabe Komplikationen vorbeugen. Sie wird allerdings nicht als notwendig für die Behandlung angesehen. Trotzdem wurde in Ost- und Westdeutschland gleichermaßen bei 81 Prozent der Fälle eine Antibiotikatherapie verschrieben.

Bei einer zunächst unkomplizierten Harnwegsinfektion verhält es sich ähnlich. Eine frühe Antibiotika-Vergabe wird empfohlen, um Symptome zu lindern, aber nicht als notwendig erachtet. In 49 Prozent der Fälle wurden Antibiotika in Ostdeutschland verschrieben und in 59 Prozent in Westdeutschland. Bei einer Lungenentzündung ist die Antibiotika-Vergabe Pflicht. Allerdings konnte sie nur in 55 Prozent der Fälle in Westdeutschland und 48 Prozent in Ostdeutschland beobachtet werden. Allerdings liegt die Vermutung nahe, dass eine weitere Behandlung in einem Krankenhaus erfolgte.

Sparsamer Einsatz von Antibiotika

Experten raten zu einem sparsamen Einsatz von Antibiotika, weil die Bakterien bei zu häufiger Konfrontation mit Medikamenten Resistenzen entwickeln können. Weiterhin sind die Nebenwirkungen von Antibiotika meist schwerwiegend. Eine sparsamere Vergabe würde auch das Gesundheitssystem entlasten.

 

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