Dürfen Spenderorgane über soziale Netzwerke gesucht werden?
Organtransplantationen retten dieser Tage so einigen Menschen das Leben. Nicht ohne Grund sind zahlreiche Menschen heutzutage Besitzer eines Organspendeausweises. Sie wollen auch nach ihrem Ableben noch anderen Menschen helfen. Für manchen Erkrankten ist es allerdings nicht so wahrscheinlich, dass er ein Spenderorgan erhält. Dafür sind zahlreiche Kriterien zu erfüllen, die zu Chancenungleichheit führen. In den Niederlanden entstand aus diesem Umstand ein kurioser medizinischer Sonderfall: Ein Patient hatte sich über Facebook ein Spenderorgan gesucht. Allerdings wollte das zuständige Krankenhaus dieses nicht implantieren – aus ethischen Gründen.
Der 39-jährige nutzte das soziale Netzwerk Facebook, um auf seine eingeschränkte Nierenfunktion hinzuweisen und die Tatsache, dass er dringend eine Spenderniere benötige. Tatsächlich meldeten sich bereits nach den ersten Tagen acht Personen auf seine Anfrage und es kam sogar soweit, dass die Transplantation nur noch durchgeführt werden musste. Das belgische Krankenhaus, in dem dieser Eingriff erfolgen sollte, lehnte allerdings ab, da sie eine Organspende auf diesem Weg für unfair empfanden.
Eine Frage der Ethik
Fakt ist, dass dieser Tage über 10.000 Menschen in Deutschland auf ein geeignetes Spenderorgan warten. Viele Betroffene versterben bevor sie den geeigneten Wartelistenplatz erreichen und werden deshalb erfinderisch. Doch ist es ethisch vertretbar, dass Menschen sich in sozialen Netzwerken als bedürftige Spender präsentieren und somit Spenderorgane erhalten? Entsteht dadurch nicht ein Nachteil gegenüber jenen Personen, die keine sozialen Netzwerke nutzen? Außerdem wirkt diese mediale Organvergabe immer die Gefahr in Richtung des Organhandels abzudriften und davor fürchten sich vor allem Mediziner und auch Betroffene.
Auch aus juristischer Sicht ist die Organspende durch fremde Personen hierzulande nicht geregelt. In der Regel dürfen nur Verwandte, Geschwister und besonders verbundene Personen eine Organspende, wenn man von einer Lebendspende spricht, vornehmen lassen. Von Mitgliedern aus sozialen Netzwerken ist bislang nicht die Rede.
In Amsterdam wurde eine Nierentransplantation von einem Facebookfreund allerdings genehmigt und durchgeführt. Es liegt also auch im Ermessen der Ärzte und dem zuständigen Gremium, ob eine Transplantation vorgenommen wird oder diese für unfair oder sogar unethisch befunden wird. Man bedenke dabei zudem, dass alle Betroffenen, die ein Spenderorgan bekommen, gleichzeitig von der Warteliste gestrichen werden und Platz für neue Betroffene machen. Das klingt doch ethisch vertretbar, oder? Ein schmaler Grat, der sich an dieser Stelle auftut.
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